Garten und Terrasse

Pflanzen für Hitze und Trockenheit

Steigende Temperaturen und lange Trockenphasen sind eine grosse Belastung für das Grün im Siedlungsraum. Gefragt sind angepasste Pflanzkonzepte.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Die Gärten und das öffentliche Grün werden sich durch den Klimawandel ebenso verändern wie die Wälder und Landschaften. Die Erderwärmung hat starke Auswirkungen auf die Haus- und Sportrasenflächen. Sie verändert Baumbestände im besiedelten Raum, schwächt klassische Prachtstaudenanpflanzungen und hemmt den Wuchs von Wechselflorrabatten. Ohne ein durchdachtes Bewässerungsmanagement kann das bestehende Grün mancherorts nicht überleben. Andererseits wird in den trockenen Sommermonaten der Ruf immer lauter, sorgsam mit dem Wasser umzugehen.

Von daher ist es nicht verwunderlich, dass die Fachwelt Ausschau nach trockenheitsresistenten und hitzetauglichen Pflanzenarten aus anderen Florengebieten hält. Pflanzenkenner schauen heute weit in die nordamerikanische Prärie, suchen in den Steppen Ostasiens oder wandern durch die Mittelmeerregionen und Südosteuropa, um schlussendlich bei jenen Pflanzen fündig zu werden, die Hitzeperioden und lang anhaltende Trockenphasen auch in unseren Breitengraden ertragen. Ausserdem sollen die Pflanzen durch ihre Vielfalt und Schönheit überzeugen und unseren Siedlungsraum auch in Zukunft ästhetisch aufwerten.

Attraktive Staudenpflanzungen – ohne zu giessen

Als Steppe wird in der freien Landschaft die baumlose Gräser- und Staudenlandschaft in den kontinental geprägten Klimazonen bezeichnet. Dort fällt so wenig Niederschlag, dass es zu trocken für einen Baumwuchs ist. Die nordamerikanische Prärie mit ihren grasenden Bisonherden ist neben den Steppen Südosteuropas und Zentralasiens ein typisches Beispiel dafür. In der Gartengestaltung werden Steppenpflanzungen als meist von Gräsern dominierte, verwobene Bepflanzungen mit Stauden aus den nordamerikanischen Prärien verstanden. Viele dieser Stauden und Gräser sind auch unter unseren Klimabedingungen sehr widerstandsfähig, sofern ihre Ansprüche an Boden und Licht erfüllt werden. Allerdings plädieren einige Pflanzenkenner dafür, die robusten Präriebewohner bei sehr lang anhaltender Trockenheit und Hitzeperioden zu giessen. Sie sollen selten, dann aber durchdringend gegossen werden.

Diese naturalistischen Pflanzengemeinschaften mit ihren zahlreichen, sich im Wind wiegenden Gräsern und den besonders im Spätsommer in vielen Farben blühenden Stauden sind es von jeher gewohnt, auch bei Extremwetterereignissen standhaft zu bleiben. Hitze, Kälte, häufige Stürme und unregelmässige Niederschläge sind Bedingungen in ihrer Heimat, die an die Pflanzenwelt harte Anforderungen stellen. Die Gartengestalter verdanken diesen unendlichen und baumlosen Weiten viele attraktive und robuste Überlebensgaranten, die sich unter der globalen Erwärmung besonders bewähren. Zudem entspricht ihr naturhafter Charakter dem Zeitgeist moderner Pflanzenverwendung. Diese nahm im späten 20. Jahrhundert mit heute international arbeitenden Planern wie Piet Oudolf – einem Meister dieser Pflanzenverwendung – seinen Anfang.

Der Spätsommer ist bei diesem Pflanzenkonzept wohl die schönste Zeit. Dann wiegen sich die Gräser im Wind, und Stauden wie der Purpursonnenhut (Echinacea), Sonnenbräute (Helenium), Staudensonnenblumen (Helianthus) und viele mehr haben ihren grossen Auftritt. Die Blütezeit kann man erheblich verlängern, indem man Zwiebelblüher ansiedelt. Frühe und späte Wildtulpen, verschiedene Zierlauch-Arten und Prachtscharten (Liatris) sollten nicht fehlen.

Neben diesen Präriegärten gibt es auch Kies- oder mediterrane Gärten, die unzählige Trockenkünstler beherbergen. Zu den bekannten Vertretern gehören viele aromatische Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Salbei und Lavendel. Sie stammen alle aus dem mediterranen Raum und sind Hitze und Trockenheit gewohnt. Vielen von ihnen kann man die Hitzeverträglichkeit sogar ansehen. Einige davon schützen sich mit einer feinen, silbrigen Behaarung oder mit silbergrauen Blättern und Trieben vor der Sonneneinstrahlung. Andere wie die Edeldistel bilden papierartige, harte Blätter aus, die nur wenig Wasser verdunsten. Pflanzen wie Fetthennen und Hauswurz-Arten wiederum nutzen ihre dickfleischigen Blätter als Wasserspeicher.

Zukunftsbäume für die Stadt

Die ohnehin ungünstigen Standortbedingungen von Stadtbäumen werden durch den Klimawandel zunehmend verschärft. Aber auch die Leitbilder der Raumplanung mit der Nachverdichtung als eines ihrer Ziele sind eine Herausforderung für die Vitalität der bestehenden Bäume. Die über Jahrzehnte verwendeten «Allerweltsarten» sind nicht mehr überall einsetzbar. Bei der Auswahl klimatauglicher Baumarten besteht sowohl bei Produzenten als auch bei Verwendern weiterhin Unsicherheit. Damit die Fachwelt künftig über verlässliche Angaben verfügt, werden in Forschungsanstalten und Stadtgärtnereien Versuchspflanzungen praktiziert.

Manche Baumschulbetriebe werben mit «Klimabäumen», die dem fortschreitenden Klimawandel und seinen Anforderungen gewachsen sein sollen. Denn gerade die Baumschulen sind gefordert. Zumal sie es sind, die passende Bäume über Jahre kultivieren müssen, ehe diese dann gepflanzt werden können. Einige Baumschulen haben aufgrund ihrer praktischen Erfahrungen und Einschätzungen bereits eigene «Zukunftsbaumlisten» aufgestellt und veröffentlicht. In den Vordergrund rücken dafür vor allem trockenheitsverträgliche, aber dennoch winterharte Arten. Viele von ihnen stammen aus Südosteuropa, wo heute schon Klimabedingungen herrschen, wie sie für die Schweiz für die nächsten Jahrzehnte prognostiziert werden.

Bei all diesen Empfehlungen gilt es jedoch zu beachten, dass die Pflanzenverwendung eine lokale Angelegenheit ist. Die regionalen Rahmenbedingungen prägen den Erfolg von Baumpflanzungen. Eine differenzierte und standortangepasste Baumartenauswahl ist das Gebot der Stunde.

Zu den «Trockenkünstlern» gehören auch aromatische Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Salbei und Lavendel.

Wechselseitige Beziehungen

Boden, Klima und Pflanzenwachstum sind durch wechselseitige Beziehungen miteinander verbunden. Regionale und lokale Unterschiede hinsichtlich dem Klima und den unterschiedlichen Bodenverhältnissen beeinflussen eine standortgerechte Pflanzenverwendung massgeblich.

 

Nur ein pflanzenspezifischer Boden bietet den Pflanzen Halt, versorgt sie mit genügend Wasser und Nährstoffen und stärkt ihre Widerstandskraft gegenüber klimatischen Einflüssen und anderen Stressfaktoren. Der passende Boden ist die Basis für ein gesundes und umfangreiches Wurzelsystem, und dies wiederum schafft bei Pflanzen die nötige Resilienz gegenüber Trockenstress. Gerade für Pflanzen von sommertrockenen Standorten ist das tiefe Einwurzeln die zentrale Überlebensstrategie. Die oberirdischen Organe sind dort im Verhältnis viel kleiner als bei Zierpflanzen traditioneller Pflanzenverwendung. Deshalb sollte bei der Wahl von Trockenstandorten darauf geachtet werden, dass eine tiefgehende Durchwurzelbarkeit möglich ist. Bodenverdichtungen sind unbedingt zu vermeiden.

JardinSuisse

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