Heizungsersatz

Neue Heizung für einen modernen Klassiker

Die «Casa Grossi» in Monte Carasso TI zeigte schon vor 20 Jahren, wie sich Verdichtung und Wohnqualität vereinbaren lassen. Nun hat das Gebäude eine neue Wärmepumpenheizung erhalten – auch zur Freude der Mieter.

von Michael Staub

Journalist BR, Kriens

Die 2004 erbaute «Casa Grossi» befindet sich im unteren Dorfteil von Monte Carasso. Die ursprüngliche Parzelle, auf der ein alter Stall stand, war nur 150 Quadratmeter gross. Doch bestehende Grenzabstände und Baulinien machten es unmöglich, darauf zu bauen. Das Geschwister- und Architektenpaar Giacomo und Riccarda Guidotti suchte das Gespräch mit den Nachbarn. So konnte Land abgetauscht und ein Näherbaurecht ausgehandelt werden. Das ungewöhnliche Einfamilienhaus steht deshalb auf der Grundstücksgrenze. Die fensterlose Nordfassade, die etwas schroff wirkt, dient als Brandmauer. Denn direkt daran anschliessend könnten weitere Bauten oder gar eine Überbauung entstehen.

Kompakt und hell

Giacomo und Riccarda Guidotti sind bekannte Schüler von Architekt Luigi Snozzi, der mit seinen Bauten und seinen berühmten sieben Bauregeln Monte Carasso über Jahrzehnte hinaus prägte (siehe Box «Pioniere der Verdichtung»). Kein Wunder also, dass die Casa Grossi eine klare Aufteilung zeigt. Auf der Nordseite besteht der Bau aus drei übereinander gestapelten Kuben. Die Südseite nimmt dieses Muster auf, zeigt aber nur die beiden Kuben der Obergeschosse. Ein grosser Stützpfeiler nimmt deren Lasten im Erdgeschoss auf, und durch den so entstehenden Laubengang gelangt man vom Vorplatz zum Hauseingang.

Aufgebaut ist das Gebäude mit Stahlbeton-Fertigteilen, die einer Sandwich-Konstruktion folgen. Die tragende, innere Betonschicht ist 12 Zentimeter stark. Darauf folgen eine acht Zentimeter starke Dämmung sowie die äussere, sechs Zentimeter starke Sichtbetonschicht. Dank der vorgefertigten Bauteile konnte der Rohbau in lediglich drei Tagen auf der Bodenplatte errichtet werden – ein Tempo, das sonst nur im Holzbau möglich ist. Anders als man beim Blick von aussen vermuten würde, ist das Haus innen sehr hell und freundlich. Denn die zwei Obergeschosse erhalten dank einer Glasdecke und zwei zusätzlichen Oberlichtern sehr viel Tageslicht. Als kühner Wurf, der lange vor dem breiten Interesse für «Tiny Houses» realisiert wurde, zeigt die Casa Grossi bis heute, wie sich aus wenig Boden sehr viel Wohnfläche machen lässt.

Günstig und leise

Das Raumangebot umfasst neben Küche und Bad ein Wohn- und ein Esszimmer sowie zwei Schlafzimmer. Hauseigentümer Ivan Grossi sagt: «Als unser zweites Kind geboren wurde, brauchten wir mehr Platz. Deshalb ist das Haus zurzeit vermietet. Doch eines Tages werde ich hierher zurückkehren. Mir gefallen das Licht, die Räume und der Komfort in diesem Haus. Es ist zwar klein, aber bietet alles, was man braucht.» Beim Bau wurde das Haus mit einer Fussbodenheizung ausgerüstet, für Raumwärme und Warmwasser stand eine Gasheizung in Betrieb. Sie wurde mit einem Flüssiggastank gespeist. «Die stark gestiegenen Gaspreise und die immer höheren Rechnungen bewogen mich, nach einem Ersatz Ausschau zu halten», berichtet Ivan Grossi.

Eine Erdsonden-Wärmepumpe hätte, auch wegen der eher schwierigen Geologie, relativ hohe Investitionen bedingt. Deshalb riet Luigi Corea, Inhaber der E. Minotti Sagl, zu einer Luft-Wasser-Wärmepumpe: «Die kantonalen Förderbeiträge von fast 9000 Franken machen den Umstieg sehr attraktiv». Gewählt wurde eine Elco-Maschine vom Typ Aerotop SX 7. «Wir verwenden diese Wärmepumpe sehr häufig, denn sie passt optisch zu Neubauten wie auch zu älteren Gebäuden. Zudem ist die Maschine so leise, dass sie weder die Eigentümer noch die Nachbarn stört», sagt Luigi Corea. Die neue Heizungsanlage läuft nur sechs Stunden pro Tag, jeweils drei Stunden morgens und abends. «Um Heizwärme und Warmwasser bereitzustellen, reicht dies problemlos. Die Mieterschaft ist zufrieden, und der Energieaufwand sowie die Nebenkostenrechnung fallen merkbar tiefer aus», sagt Luigi Corea.

Kompakte Technik

Mehr Kopfzerbrechen bereiteten dem Installateur die Platzverhältnisse. Das Erdgeschoss, das nur aus einem und nicht zwei Modulen besteht, besitzt ein Aussenmass von lediglich 2,56 Metern. Direkt nach der Eingangstür führt eine Treppe ins Obergeschoss, der dahinterliegende Raum wird als Waschküche wie auch Technikraum für die Heizung genutzt. Das ursprünglich installierte Gasgerät hatte nur wenig Platz benötigt. «Die gesamte Technik inklusive Warmwasser- und Pufferspeicher musste unter der Treppe Platz finden. Das war knifflig, hat aber geklappt», berichtet Luigi Corea.

Roberto Lissoni, zuständiger Verkaufsberater bei Elco, kommentiert: «Der Haustechnik wird immer weniger Platz zugestanden, denn die Leute wollen eine möglichst grosse Wohn- und Nutzfläche. Zum Glück finden wir meistens eine kompakte Lösung, die aus energetischer Sicht trotzdem überzeugt.» In Monte Carasso scheint dies gelungen zu sein. Denn Ivan Grossi hört von seinen Mietern nur Gutes: «Die neue Anlage funktioniert einwandfrei, und die Nebenkostenabrechnung fällt nun 20 bis 30 Prozent tiefer aus als vorher.»

Pionere der Verdichtung

Monte Carasso ist zweifellos ein spezieller Ort. Der Ortsteil von Bellinzona gilt als Musterbeispiel für gelingende Verdichtung, und das weit über die Schweiz hinaus. 1978 beauftragte der Gemeinderat den Tessiner Architekten Luigi Snozzi (1932–2020) mit dem Bau einer Schule. Diese sollte eigentlich ausserhalb des Zentrums, neben der Autobahn, gebaut werden. Snozzi schlug ein anderes Vorgehen vor, das Politik und Einwohnerschaft überzeugte.

 

Das bestehende, teilweise zerfallene Augustinerinnenkloster im Dorfzentrum wurde restauriert und als Primarschule genutzt. Zusammen mit einer neuen Turnhalle und einem Kindergarten entstand so ein neuer Kern. Dieses Projekt wurde zum Startschuss für die Verdichtung des ganzen Dorfes. Die bestehende Bauordnung mit 150 Paragraphen wurde radikal vereinfacht, und bis heute gelten in Monte Carasso die berühmten «sieben Regeln von Snozzi». Die erste dieser Regeln stünde zweifellos so mancher Gemeindebauordnung gut an: «Jeder Eingriff muss die Struktur des Ortes berücksichtigen und sich mit dieser auseinandersetzen.»

 

1993 erhielt Monte Carasso vom Schweizer Heimatschutz den Wakkerpreis. Damit werden Gemeinden ausgezeichnet, die sich für einen vorbildlichen Ortsbildschutz engagieren.

Alte Heizungslösung

Gasgerät (Leistung 15 kW) für Raumwärme mit externem Flüssiggas-Tank. Beistellboiler (Volumen 200 Liter) für Warmwasser.

 

Neue Heizungslösung

Luft/Wasser-Wärmepumpe Elco Aerotop SX (Leistung 7 kW), Warmwasserspeicher (Volumen 300 Liter), Pufferspeicher für Wärmepumpe (Volumen 80 Liter).

 

Installation

E. Minotti Sagl (Bellinzona)

 

Beratung

Elcotherm AG, Regionalcenter Bedano