Die doch angenehme Situation, dass das Reisen heute wieder möglich ist, bringt unmittelbar auch wieder die erhöhte Gefahr eines Einbruchs zurück. Als Haus- oder Wohnungseigentümer hat man verschiedene Möglichkeiten, sich gegen unerwünschten Besuch zu schützen. In einer zweiteiligen Serie werden Grundlagen zum mechanischen Einbruchschutz erklärt und Lösungsmöglichkeiten vorgestellt.
Ganzheitlicher, schutzorientierter Einbruchschutz
Beim Einbruchschutz ist eine gesamtheitliche Betrachtung wichtig. Zudem muss das gewünschte Schutzziel bekannt sein und das effektive Risikopotenzial richtig eingeschätzt werden. Basierend auf dieser Ausgangslage gilt es, mit den verschiedenen zur Verfügung stehenden Instrumenten einen effizienten und wirkungsvollen Einbruchschutz zu betreiben.
Bestimmung des Schutzziels
Die Attraktivität eines Objektes für Einbrecher sowie das Sicherheitsbedürfnis der Bewohner spielen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des zu erreichenden Schutzziels. Wichtige Faktoren dabei sind:
●Lage (abgelegen oder in eng besiedeltem Quartier, Fluchtmöglichkeiten, Einsehbarkeit usw.)
●Beschaffenheit des Objektes (Bauzustand, Bauqualität)
●Umfang / Gegenstand des zu Schützenden (Personen, Sachwerte, Unikate, Güter mit emotionalem Wert usw.)
Widerstandsklassen als Entscheidungshilfe
Zur Orientierung, welcher Einbruchschutz für welches Objekt und welches Schutzziel angemessen erscheint, dient die Klassierung von Bauprodukten nach Widerstandsklassen (SN EN 1627), von RC1 N bis RC6.
●Die tiefste Klasse «RC1 N» ist geeignet, um einen Gelegenheitseinbrecher abzuhalten, der sich mithilfe von körperlicher Gewalt Zutritt verschaffen will.
●Die nächsthöhere Klasse «RC2» kommt oftmals bei Wohnungseingangstüren oder ebenerdigen Fenstern zum Einsatz. Der Schutz ist darauf ausgelegt, dass einem Einbrecher mit Gebrauch von einfachem Werkzeug wie Schraubenzieher, Zange, Keil und kleiner Handsäge der Zugang erschwert werden soll. Mit Zunahme der Klasse erhöht sich die Widerstandszeit zu einem erfolgreichen Eintritt sowie der Widerstand gegen effizientere Werkzeuge, die beim Einbruch zur Anwendung kommen.
●Bei der Klasse «RC3» ist eine erfolgreiche Widerstandprüfung mit zusätzlich schweren Hebelwerkzeugen, kleinem Hammer und mechanischem Bohrer erfüllt. Entsprechend ist hier der Schutz grösser, und ein potenzieller Einbrecher kann länger von seinem Vorhaben abgehalten oder gar daran gehindert werden.
Bei Gläsern wird zwischen durchwurfhemmend und durchbruchhemmend unterschieden. Dabei kommen in der Regel Verbundsicherheitsgläser (VSG) zur Anwendung, die aus zwei oder mehreren Glasscheiben bestehen und über Sicherheitsfolien in den Zwischenlagen verfügen.
Sichere Bauteile – Türen
Grundsätzlich empfehlen die Polizei und der Verein Sicheres Wohnen Schweiz (SWS), geprüfte und zertifizierte Türelemente mit Anforderungsstufen gemäss den individuellen Bedürfnissen (z.B. RC2, RC3 usw.) zu verbauen.
Merkmale geprüfter Türen sind:
1 Verwindungssteifer Türflügel
2 Hartholzrahmen, mit massiver Verschraubung ins Mauerwerk
3 Bandsicherungen
4 Stabile Mehrpunktverschlüsse mit Riegeln oder Schwenkriegeln (keine Rollzapfen)
5 Sicherheitsschliessbleche
6 Schutzschilder und Zylinderschutz (Bohrschutz oder Panzerung)
In einer nächsten Ausgabe werden im zweiten Artikel dieser Serie Beispiele für Nachbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt und das Bauteil Fenster näher beschrieben.
Die Attraktivität eines Objektes für Einbrecher sowie das Sicherheitsbedürfnis der Bewohner spielen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des zu erreichenden Schutzziels.
Sicheres Wohnen Schweiz
Unterstützung für Interessierte: Zertifizierte Sicherheitsberater sind auch in Ihrer Region tätig. Kostenlose Unterstützung erhalten Sie zudem vom Verein Sicheres Wohnen Schweiz (SWS). Der SWS ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, der mit dem Ziel gegründet wurde, Bürgerinnen und Bürger für die Bedeutung des Einbruchschutzes zu sensibilisieren und sie auf dem Weg zu sicherem Wohnen fachkundig zu begleiten. Der Verein wird von Dach- und Branchenorganisationen im Sicherheitsbereich, von der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD), von der Polizei und der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) getragen.
Auf der Website des Vereins Sicheres Wohnen Schweiz gelangen Sie an die Sicherheitsexperten Ihres Kantons. Lassen Sie an Ihrem Objekt eine Schwachstellenanalyse durchführen, um mit den richtigen Massnahmen das Einbruchsrisiko entscheidend zu vermindern. Zudem finden Sie auch Anbieter von zertifizierten einbruchhemmenden Produkten (z. B. Fenster, Türen, Schlösser, Tresore, Einbruchmeldeanlagen uvm.): sicheres-wohnen-schweiz.ch