Inneneinrichtung

Mit wenig Geld gekonnt einrichten

Stilvolles Wohnen muss nicht teuer sein. Mit kreativen Ideen und cleveren Lösungen lässt sich auch mit kleinem Budget ein einladendes Zuhause schaffen. Wir haben Interior Designerin Katja Schlosser nach Tipps gefragt.

Der Schweizerische Hauseigentümer: Welches sind die häufigsten Missverständnisse, wenn es darum geht, die Inneneinrichtung mit einem kleinen Budget umzusetzen?

Katja Schlosser: Die Annahme, dass preiswertere Möbel gleichzusetzen sind mit schlechter Qualität. Man muss sich immer fragen, weshalb die Möbel günstig sind. Will man in langlebige Möbel investieren, lohnt es sich, das Material und den Zusammenbau genauer anzuschauen. Günstige Regalböden aus Pressspan sind beispielsweise nicht so robust wie solche aus Massivholz und hängen deshalb schneller durch.

Die Vorstellung, dass alles auf einmal eingerichtet werden sollte, führt oft zu spontanen Entscheidungen, die sich im Nachhinein als unpassend erweisen. Vieles geht so auch vergessen. Es ist hilfreich, sich im neuen Zuhause zuerst etwas einzuleben, damit die Bedürfnisse besser ersichtlich werden. Das verhindert teure Fehlkäufe und erspart Frust und Ärger. Das Einrichten ist nicht ein einmaliges Ereignis, sondern vielmehr ein Prozess. Die persönliche Einrichtung entsteht mit der Zeit. Das ist nachhaltiger und budgetfreundlich.

Auch wenn das Budget klein ist, die Einrichtung soll stilvoll wirken. Wie lässt sich mit wenig Geld ein Interieur schaffen, das ästhetisch überzeugt?

Wichtig ist es, einen Raum zu strukturieren und verschiedene Zonen zu schaffen. Das erreicht man beispielsweise im Wohnzimmer, indem man das Sofa und den Couchtisch auf einen grossen Teppich stellt. Oder indem man eine Pendelleuchte über den Esstisch hängt. Diese «verankert» den Tisch ästhetisch im Raum. So entstehen Inseln, die alle einen bestimmten Zweck erfüllen.

Verschiedene Lichtquellen sind ebenfalls wichtig, um einen Raum zu strukturieren und behaglich einzurichten. Ich persönlich bin ein grosser Fan von Lampen. Als Richtwert würde ich sagen, dass es mindestens drei Lichtquellen pro Raum braucht. Jede Zone braucht eine eigene Beleuchtung. Grundsätzlich gilt: Dort, wo man sich in einem Raum aufhält, befindet sich eine Lichtquelle. Idealerweise lassen sich die Lampen auch dimmen, so dass sich die Raumbeleuchtung an wechselnde Bedürfnisse anpassen lässt. Im Moment sind tragbare Akku-Leuchten sehr beliebt. Die Leuchten sind vielseitig einsetzbar, weil sie sich ohne lästige Kabel beliebig platzieren lassen. Und sie sind budgetfreundlich.

Ich erstelle immer auch ein Farbschema, an das ich mich halte. Hier empfiehlt es sich, auf eine etwas neutralere Farbpalette zu setzen. Farbnuancen wie Grau, Weiss oder Beige sind zeitlos und problemlos kombinierbar. Sie schaffen ein ruhiges und elegantes Ambiente und lassen sich mit gezielten Farbakzenten brechen. Das lässt Spielraum für weitere Anschaffungen.

Eine weitere wichtige Grundregel ist, den Raum nicht zu überladen. Es ist wichtig, viel Leerraum und Luft zu lassen. Das schafft eine ruhige Atmosphäre und ist gut fürs Portemonnaie.

Möchte man trotzdem nicht auf Design-Stücke verzichten, gibt es auch die Möglichkeit, diese secondhand zu einem günstigeren Preis zu erstehen. Wie stellt man sicher, dass man auch einen original Designklassiker kauft und nicht auf eine Replica, also eine Fälschung, reinfällt?
Ich empfehle, dass man sich im Vorfeld bei der jeweiligen Marke einliest. Jeder Brand hat seine typischen Erkennungsmerkmale wie Materialkennzeichnungen, Siegel oder Seriennummern, die an einer bestimmten Stelle am Möbelstück angebracht sind. Es gibt auch verschiedene seriöse Anbieter, die sich auf den Verkauf von Vintage-Möbeln spezialisiert haben, z. B. kurato.ch.

 

Wie gehen Sie bei einer Einrichtungsberatung vor? Haben Sie ein bestimmtes Konzept, das Sie verfolgen?
Als Allererstes möchte ich wissen, wer meine Kunden sind. Welche Wünsche und Bedürfnisse haben sie? Wie und wo fühlen sie sich wohl? Was mögen sie, was mögen sie nicht? Das ist ein sehr persönlicher Vorgang: Die Leute lassen mich in ihr Zuhause und gewähren mir einen Einblick in ihr Privatleben.

 

In einem weiteren Schritt ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, welcher Einrichtungsgegenstand im jeweiligen Raum die höchste Priorität hat. Im Schlafzimmer beispielsweise ist es meist das Bett. Dieses ist die erste und vielleicht auch grösste Investition für diesen Raum. Die weiteren Einrichtungsgegenstände werden passend dazu und nach und nach angeschafft. Ich orientiere mich bei der Einrichtung am zentralen Blickwinkel des Raumes. Ich möchte ein tolles Erlebnis schaffen beim Betreten des Raumes. Was sehe ich als Erstes, wenn ich hereinkomme? Das sollte im Idealfall nicht der grosse, mächtige Kleiderschrank sein, sondern ein kleineres Möbelstück. Vielleicht ein gemütlicher Sessel in einer Leseecke. Das ist mein Ausgangspunkt, drumherum richte ich den Rest des Zimmers ein.

Es muss nicht immer eine neue Einrichtung sein. Manchmal besteht einfach das Bedürfnis nach Veränderung. Was sind Ihre Tipps für eine budgetfreundliche Umgestaltung?
Bevor man mit einer Umgestaltung beginnt, sollte man ausmisten. Unnötige Dinge loswerden und Platz schaffen sowie den vorhandenen Stauraum gut nutzen, um Ordnung zu schaffen. Auch hier gilt: Weniger ist mehr. Jeder Gegenstand im Haus braucht seinen fixen Platz, wo er hingehört. Wenn alles aufgeräumt ist, hat man einen besseren Überblick und es ist einfacher herauszufinden, was stört und wieviel Platz respektive Stauraum tatsächlich noch benötigt wird.

Eine schnelle und kostengünstige Veränderung können Wandfarben erzielen. Mit Farbakzenten kann man viel bewirken. Es müssen nicht immer kräftige Farben sein. Auch feine Farbunterschiede bringen Struktur in den Raum. Grundsätzlich würde ich mich bei den Wandfarben wie auch bei der Einrichtung an ein zuvor definiertes Farbschema halten, damit nicht zu viel Unruhe entsteht. Eine Wand zu streichen lässt sich budgetschonend als Do-it-yourself-Projekt umsetzen. Beliebt ist auch das sogenannte Upcycling: das Aufwerten und Aufpeppen bestehender Möbelstücke. Da gibt es viele Möglichkeiten: etwa ein neuer Farbanstrich oder neue Griffe an Kommoden oder Schranktüren.

«Eine budgetfreundliche Inneneinrichtung braucht Zeit, Kreativität und Geduld.»

Das Interview führte Tamara Lustenberger, Redaktorin beim HEV Schweiz

Tipps für eine budgetfreundliche Einrichtung

1.  Prioritäten setzen und langfristig planen: Was braucht es, worauf kann ich (vorerst) verzichten? Wie viel möchte ich wofür investieren?
 

2. Multifunktionalität: Möbel wählen, die sich erweitern lassen oder modular zusammensetzbar sind, z. B. ausziehbarer Tisch, Sofa mit Stauraum, erweiterbarer Schrank. Ebenfalls darauf achten, Möbel zu wählen, die in mehrere Räume passen und auch bei möglichen Zimmerwechseln weiterverwendet werden können.
 

3. Secondhand und Vintage: Auf gängigen Online-Wiederverkaufsplattformen wie tutti.ch oder ricardo.ch nach gebrauchten Möbeln suchen. Auch bei spezialisierten Anbietern finden sich immer wieder Vintage-Möbel zu günstigeren Preisen. Eine weitere Möglichkeit, nach gebrauchten Möbeln zu suchen, sind Brockenhäuser.
 

4. Altes aufwerten (Upcycling): Eine einfache und kostengünstige Möglichkeit für eine kleine Veränderung ist das Aufwerten bestehender Möbel, z. B. mit einem neuen Farbanstrich, durch das Aufkleben von Folien oder durch das Auswechseln von Griffen an Schränken oder Kommoden.
 

5. Minimalismus: Das Prinzip «Weniger ist mehr» gilt sowohl bei einer Neueinrichtung als auch bei einer Umgestaltung. Räume sollten nicht überstellt werden, Leerräume tragen zu einem wohnlichen und ansprechenden Ambiente bei.
 

6. Sale oder Ausstellungsstücke: Es lohnt sich, auf Gelegenheiten wie den Black Friday oder den traditionellen Sale im Januar zu warten, um Möbel und Einrichtungsgegenstände zu reduzierten Preisen zu erstehen. Manche Einrichtungshäuser verkaufen immer wieder Ausstellungstücke zu günstigeren Preisen. Hat man sein Wunschobjekt in der Ausstellung entdeckt, lohnt es sich nachzufragen.
 

7. Licht: Mit verschiedenen Lampen lässt sich ein Raum strukturieren und bedürfnisgerecht ausleuchten. Insbesondere warmes Licht bringt Behaglichkeit in den Raum.

Zur Person

Katja Schlosser ist Interior Designerin mit mehr-jähriger Berufserfahrung und ausgebildete Home Stylistin. Sie ist Inhaberin der Firma Atelier Schlosser in Zürich.

 

Mehr Informationen erhalten Sie unter: atelierschlosser.com