Poinsettia

Mit dem Weihnachtsstern durchs Jahr

Garten Meist werden Weihnachtssterne nach den Feiertagen weggeworfen. Was schade ist, denn mit der richtigen Pflege erfreuen sie über Jahre.

von Judith Supper

Journalistin

Weihnachtssterne gehören zum Dezember wie der Adventskranz oder Glühwein. Was jetzt die hiesigen Stuben schmückt, ist ein ausdauernder, immergrüner Strauch aus den tropischen Laubwäldern Mittel- und Südamerikas. Dort kann er eine Wuchshöhe von bis zu fünf Metern erreichen. Der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) ist auch unter seinem früheren Gattungsnamen Poinsettia bekannt – Namensgeber war der amerikanische Diplomat und Botaniker Joel Roberts Poinsett, der das Wolfsmilchgewächs Anfang des 19. Jahrhunderts in die USA einführte.

Klassisch in Grün und Rot

Weihnachtssterne gibt es in unzähligen Grössen und Varianten. Manche haben zitronengelbe Hochblätter (Brakteen) – so bezeichnet man die farbenprächtigen «Blüten», die in Wirklichkeit gar keine sind. Die echten Blüten sitzen klein und unscheinbar in der Mitte der Brakteen. Auch rosafarbene Züchtungen gibt es, orangene, sogar zweifarbige. Doch dies sind Sonderfarben. Der klassische Weihnachtsstern besitzt tiefrote Hochblätter, die sich akzentuiert von den grünen Laubblättern absetzen. Grün und Rot: Die Symbolfarben der Advents- und Weihnachtstage stehen für Liebe, Freude, Wachstum und Hoffnung.

Doch sind die Feiertage vorbei und kündigt sich das neue Jahr an, gibt es wenig Hoffnung für die Pflanze, und sie landet in der Grüngutentsorgung. Dabei muss das nicht sein. «Wer einen grünen Daumen hat und die Bedürfnisse der Pflanze kennt, der kann über Jahre Freude am Weihnachtsstern haben», sagt Martin Jost von der Jost Pflanzen AG aus dem Bernischen Wiedlisbach. Der 57-Jährige weiss, wovon er spricht. Seit 1990 kultiviert das Unternehmen Poinsettien; Martin Jost hat 33 Jahre Erfahrung mit ihnen. Die Jost Pflanzen AG ist einer der wenigen Schweizer Betriebe, welcher die Pflanzen aus Stecklingen vermehrt. Die Mutterpflanzen befinden sich in Ländern wie Kenia und Äthiopien, wo sie im Fall der Jost Pflanzen nach Max-Havelaar-Kriterien in Gemüsegewächshäusern gezogen werden. Montags und mittwochs erreichen die von den Mutterpflanzen gewonnenen Stecklinge per Luftfracht die Schweiz. Die Verkaufssaison für Weihnachtssterne beschränkt sich auf acht Wochen.

Wichtig bei Kauf und Pflege

Worauf sollte man achten, wenn es um den Kauf der schönen Advents- und Weihnachtsboten geht? Wichtig ist, dass die unscheinbaren Blüten zwischen den farbigen Hochblättern noch geschlossen sind. Dann steht die richtige Blüte noch an und man hat länger Freude an den Pflanzen. Werden die Gewächse auf Aussenflächen angeboten oder stehen sie im Durchzug, sollte man von einem Kauf absehen, denn zu kühle und zugige Standorte behagen ihnen gar nicht. Ein weiteres No-Go: «Wer die Pflanze im Supermarkt gekauft hat und sie dann bei Minustemperaturen fünf Minuten lang aufs Autodach stellt, weil sie oder er den Autoschlüssel sucht, erweist ihr einen Bärendienst», sagt Martin Jost. «Im Gewächshaus sind die Pflanzen auf Temperaturen von 16 bis 18 Grad eingestellt; der kurzzeitige Frostschock kann sie nachhaltig schädigen.» Idealerweise lässt man die Pflanzen im Fachgeschäft einpacken, sodass sie für den Transport nach Hause gut geschützt sind.

Was den Standort im Haus anbelangt, gilt: möglichst hell, aber nicht in der direkten Sonne. «Zugluft muss unbedingt vermieden werden. Steht die Poinsettie auf einer Fensterbank und wird das Fenster geöffnet, kann es zu Blattfall kommen. Die Pflanze beim Lüften also unbedingt umplatzieren.» Auch Standorte über der Heizung oder direkt neben dem Kamin sind ungünstig, denn der heisse Luftstrom schadet ihnen. Am wichtigsten ist das korrekte Giessen. «Meist stehen die Pflanzen ja in hochwertigen Übertöpfen. Da empfehle ich, so viel Wasser in den Übertopf zu füllen, dass es zwei bis drei Zentimeter hoch steht. Nach zehn Minuten wird es weggegossen. Diesen Prozess kann man alle paar Tage wiederholen. Ist das Substrat dauerhaft zu nass, führt das zu Wurzelfeuchte. Die Pflanzen beginnen zu welken und können komplett absterben.»

Kein Wegwerfartikel

Über viele Wochen bringen Weihnachtssterne Freude ins Haus und sorgen für Festtagsstimmung. Wer der Wegwerfmentalität widersagt, kann mit der richtigen Pflege über Jahre das Farbspiel des strauchartig wachsenden Buschs geniessen. «Dabei gilt immer, die kritischen Faktoren Nässe, Zugluft und Licht im Auge zu behalten», erklärt Jost. Er empfiehlt, die Pflanze im Januar, nachdem sie abgeblüht ist, in ein im Durchmesser zwei Zentimeter grösseres Gefäss umzutopfen. Ab April kann man sie leicht düngen – «aber nicht zu viel, sonst gehen sie nur ins Kraut.» Sind die Temperaturen verlässlich über 16 Grad geklettert, kann man den Weihnachtsstern im Garten auspflanzen. Direkte Sonne darf er nicht erhalten, daher sind ein Gewächshaus oder Wintergarten ideal. Als sogenannte Kurztagpflanze, die nur dann blüht, wenn die Tageslichtperiode unter einen bestimmten Wert sinkt, wird der Weihnachtsstern ohne künstliches Verdunkeln erst um den 20. Dezember herum die charakteristischen roten Hochblätter ausbilden.

Kurztagpflanzen

Weihnachtssterne gehören zu den sogenannten Kurztagpflanzen. Sie blühen nur dann, wenn die Tageslichtperiode unter einen bestimmten Wert sinkt. Bei den Poinsettien sind das nicht mehr als 12 Stunden Sonnenlicht täglich – was der Sonnenscheindauer an ihrem natürlichen Standort entspricht. In den Gärtnereien wird ab Oktober die Dunkelphase künstlich mit dunklen Folien auf mindestens 12 Stunden verlängert. Damit ist gewährleistet, dass die Pflanzen pünktlich vor dem Weihnachtsfest blühen.