Architektur

Mit Blick über den Pazifik

Architektur Der Architekt Roger Kurath ist vor rund 23 Jahren nach Los Angeles ausgewandert. Heute baut er für eine gut situierte Klientel markante Villen, die Awards gewinnen und die amerikanischen Käufer mit Schweizer Know-how begeistern.

von Gerald Brandstätter

Conzept-B

Bei der ersten Besichtigung des Grundstücks durch die Bauherrschaft und den Architekten von «Design 21» war allen sofort klar: Das ist es. Das Grundstück ist herrlich auf einer Anhöhe oberhalb des Zentrums von Malibu (Kalifornien) gelegen und bietet eine grenzenlose Aussicht über alle anderen Gebäude hinweg bis zum tiefblauen Pazifik. Für den Schweizer Architekten Roger Kurath stand fest, dass das zu erbauende Gebäude viel Glas haben und von jedem Raum das Panorama und der Blick übers Meer eingefangen werden musste.

Lange Planungszeit

Die nun bebaute Parzelle mit 8095 m2 Fläche liegt wenige Meilen oberhalb des malerischen Pacific Coast Highway. Los Angeles oder das benachbarte Santa Monica sind zügig erreichbar.

Nach der langwierigen Bauplatzsuche folgte das zeitaufwendige Bewilligungsverfahren. Dieses beinhaltete unter anderem auch ein «public hearing», bei dem über die Architektur, die Projektgrösse in Bezug auf die Grundstücksgrösse oder den Zugang für die Feuerwehr diskutiert wurde. Ein Gremium überprüfte die architektonische Qualität und stimmte über die Bewilligung des Bauprojekts ab. Rund 3,5 Jahre dauerte das Prozedere für die Planung und die Baubewilligung, bei dem bereits Pläne im Massstab 1:50 mit allen Details eingereicht werden mussten.

Nach rund 2-jähriger Bauzeit steht die Villa nun da, strahlend weiss, den Ort prägend: Unter Berücksichtigung der leicht abschüssigen Topographie duckt sie sich in den Hang, orientiert nach Südwesten. Das Konzept des Gebäudes zielt auf die optimale Ausnutzung des Grundstücks und auf einen offenen Grundriss. Die sehr grosszügige Wohnebene wird durch eine Dachterrasse gekrönt. Zudem verfügt das Gebäude über ein Untergeschoss, was für die kalifornische Bauweise äusserst unüblich ist.

Innen und Aussen vereint

Die weisse Villa am Zumirez Drive bildet ein repräsentatives Refugium in kubisch-klarer Architektur. Sie verfügt über eine Nettowohnfläche von 762 m2. Von der Bauherrschaft gewünscht waren vier Schlafzimmer, ein separates Gästestudio sowie genügend Einbauschränke, ein Weinkeller, ein grosszügiges Heimkino sowie ein Gym. Und natürlich durfte neben dem offenen und grossflächigen Wohnzimmer eine geräumige Küche nicht fehlen.

Um die enorme Weitläufigkeit zu gliedern, wurden die Raumhöhen unterschiedlich angelegt: Untergeordnete Räume wie Garage, Abstellraum oder Gästezimmer besitzen eine Raumhöhe von 2,70 Metern; Eingang, Küche und Essbereich sind etwas höher angelegt, während das Wohnzimmer und alle Schlafzimmer über eine maximale Raumhöhe von 3,35 Metern verfügen. Eine interne Gliederung der Wohnfläche mit Stufen ermöglicht die Sicht aufs Meer von jedem Raum aus.

Alle Zimmer sind gegen Süd-Westen ausgerichtet, um den Sonnenverlauf optimal einzufangen. Die grossflächigen und raumhohen Fenster und Schiebefenster sind zurückversetzt oder durch Arkaden überdacht, so dass sie während der Mittagsstunden vor der senkrecht stehenden Sonne abgeschirmt sind. Die Fassade verläuft nicht geradlinig, sondern bietet auch zurückversetzte Bereiche und wohlplatzierte Nischen. Diese bilden geschützte Patios, die es erlauben, sich je nach Sonnenstand oder Wind in abgeschirmte Bereiche zurückzuziehen.

Im Innern herrscht reinste Grosszügigkeit. Vom Eingangsbereich gelangt der Besucher in die «Halle». Von hier kann der staunende Blick von der riesigen Küche hinüber zum einladenden Essbereich schweifen. Zwei Stufen tiefer liegen die Wohnzone, der Galerie- und Musikbereich sowie anschliessend ein weiterer Sofa- und Lesebereich. Dazwischen fügt sich von aussen ein Patio ein, der die Wohnfläche gliedert und allseitig Zugang bietet; bei offenen Schiebetüren verschmelzen Innen und Aussen. In einem separaten privaten Bereich befinden sich die Schlafzimmer mit jeweils einem eigenen Bad, das Elternschlafzimmer mit dem grossen Badezimmer und einem begehbaren Schrankzimmer.

Swiss Quality

Wie der Architekt betont, besticht die weisse Villa durch den ungehinderten Ausblick und ihre klare architektonische Formensprache. Dahinter verbergen sich einige für Kalifornien bzw. die USA aussergewöhnliche Eigenheiten. Nicht nur sind die Wände mit verbesserter Isolation stärker als hier üblich gegen winterliche Kälte und sommerliche Hitze gedämmt. Auch die Fenster und Schiebetüren für die riesigen raumhohen Fronten garantieren weit bessere Dämmwerte als diejenigen amerikanischer Lieferanten. Darüber hinaus wurden zahlreiche Produkte von europäischen Premium-Herstellern übernommen. So stammt die Küche von Leicht, die Küchen-Armatur von KWC, die Küchengeräte sind von Miele und die Armaturen in den Bädern von Hansgrohe. Zu erwähnen ist auch die eingebaute Bodenheizung, die für Südkalifornien aussergewöhnlich ist.

Architekt Roger Kurath von «Design 21» erklärt: «Mit dem Bauherrn habe ich mich gleich von Anfang an bestens verstanden. Er hat es sehr geschätzt, dass ich als Schweizer in der Schweiz den Bachelor in Architektur und in Los Angeles an der renommierten UCLA den Master abgeschlossen habe. Ich kann somit in meinen Projekten die besten Eigenheiten aus beiden Welten zu etwas Neuem zusammenbringen und Projekte realisieren, die sich abheben von der landesüblichen Standard-Architektur».

Tatsächlich geniessen die amerikanischen Bewohner ihre weisse Villa mit all den europäischen Eigenheiten und architektonischen Annehmlichkeiten. Sie wissen es zu schätzen, dass das markante Gebäude das Beste aus zwei Welten vereint. Kein Wunder, hat die Villa unter anderem den «Gold Nugget Award», einen prestigeträchtigen Architekturpreis der USA, gewonnen.