Meier meint

Lachen verboten!

von Markus Meier

Direktor HEV Schweiz

Das war ja mal wieder ein schönes Weihnachtsgeschenk, nämlich ganz im Sinne von «damit haben wir das Geschenk». Ich meine den Bericht einer Sonntagspostille kurz vor den Weihnachtstagen zu gesichtslosen Schokolade-Weihnachtsmännern in Chile. Bis anhin zierten fröhlich lachende Gesichtszüge diese Schoggi-Samichläuse. Weil aber die chilenische Gesundheitsbehörde befand, dass Kinder von lachenden Samichläusen zu ungesundem Essen verführt würden, mussten die Chlaus-Gesichtskonturen in den Gussformen kurzerhand unkenntlich gemacht werden. Im gleichen Land wurde bereits früher die Entfernung aller Comicfiguren von den Cornflakes-Verpackungen verfügt.

Offenbar lag alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann falsch, als er in seiner Rede zum «Tag der Kranken» im März 2016 feststellte: «Rire c’est bon pour la santé». Heute scheint ein fröhliches Lachen vielmehr unmittelbar gesundheitsgefährdend zu sein.

Sie fragen sich, weshalb ich eine Geschichte aufgreife, die sich in doch relativ weiter Ferne abgespielt hat und für uns folgenlos war? Genau darum geht es: das Thema ist bereits näher bei uns, als es uns lieb sein kann. Denn gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll auch die Schweiz ähnliche Massnahmen ergreifen. Folgsam und eifrig, wie unsere Behörden in solchen Fällen meistens sind, führte denn auch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen bereits Ende November eine Veranstaltung zum Thema durch, an der WHO-Expertinnen «ernährungspolitische Empfehlungen für alle Altersgruppen» vorstellten. Als Lenkungsmassnahmen führten sie unter anderem «Steuern auf ungesunde Lebensmittel» und «Beschränkungen von Marketingmassnahmen» an – und lobten die chilenischen Gesetze als Musterbeispiel.

Laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gibt die WHO lediglich Empfehlungen ab, über deren Umsetzung entscheiden die einzelnen Länder selbst. Das Schweizer Bundesamt nimmt diese jedoch bereits als richtungsweisend. Und die Marschrichtung kommt einem bekannt vor: Der Staat soll es wieder einmal richten, diesmal bei der Ernährung. Ebenfalls nicht neu sind die Massnahmen: Vorschriften, Verbotskataloge und der Griff des Fiskus ins Portemonnaie von Bürgerinnen und Bürgern.

Dieses Beispiel zeigt, dass wir auch im neuen Jahr wachsam bleiben müssen. Wir brauchen weder ein Lach-Verbot noch eine Lach-Steuer. Mit Blick auf die schon heute bestehenden Steuern vergeht gerade Wohneigentümern das Lachen ohnehin meistens von alleine …

«Rire c’est bon pour la santé.»