Heizungsersatz

Konsequente Verbesserung und tiefere Stromrechnung

Schritt für Schritt sanieren – diesem Gedanken folgt die Familie Baumann. Nach Fenstern, Küche und Bad wurde nun auch die 40-jährige Elektroheizung von einer zeitgemässen Wärmepumpe abgelöst.

von Michael Staub

Journalist BR, Kriens

Vor vierzig Jahren wurde es gebaut, heute beherbergt das Einfamilienhaus in Goldiwil BE bereits die dritte Generation der Familie Baumann. «1982 hat mein Grossvater das Haus gebaut. 1994 übernahmen es meine Eltern, und 2021 zogen nun meine Frau und ich ein», berichtet Adrian Baumann. Über all die Jahre wurde das Familienheim mit schrittweisen und gezielten Sanierungsmassnahmen auf einem guten Stand gehalten. Vor ungefähr 15 Jahren wurden die originalen, doppelverglasten Fenster mit modernen, bodentiefen Fenstern mit Dreifachverglasung ersetzt. Die bestehende Fassadendämmung konnte belassen werden. Die elegante rote Küche sieht immer noch aus wie neu, ist aber bereits ein Dutzend Jahre alt. «Man merkt es eigentlich nur an den Bedienelementen von Backofen und Steamer – hier sind es noch Knöpfe, heute wären es Touch-Elemente», sagt Adrian Baumann.

Neue Bäder, neue Heizung

Im Frühling 2021 zogen die Eltern aus und Baumanns junior ein. Während einer zweimonatigen Umbauphase wurden die Badezimmer in Erdgeschoss und Obergeschoss komplett erneuert. Ebenso veränderte man die Raumaufteilung im Obergeschoss. Als Verbindung zwischen Schlafzimmer und Bad entstand ein grosszügiges, begehbares Schrankzimmer, das gleichzeitig als Ankleide dient. Eine weitere Sanierung stand im Kellergeschoss an. Hier stand seit 1982 eine grosse Elektroheizung der Marke Jura. Wer zeitgenössische Inserate für Elektroheizungen durchliest, kann sich durchaus vorstellen, wie verlockend diese Technik den Bauherrschaften vor vier Jahrzehnten schien: «Für den Betrieb einer Elektroheizung ist kein Energievorrat, kein Tank und kein Brenner nötig», heisst es da zum Beispiel. Oder: «Absolut sauber, geruch- und geräuschlos. Praktisch keine Unterhaltsarbeiten. Es braucht weder Tankfüllungen noch Kaminfegerbesuche.» Die Elektroheizung versprach gewissermassen die perfekte Lösung.

Neben diesen Komfortaspekten wurde zur Vermarktung der Elektroheizungen auch der «billige Nachtstrom» in den Vordergrund gestellt. Dieser stammte aus den Schweizer Atomkraftwerken, deren Stromproduktion rund um die Uhr lief, in der Nacht aber kaum nachgefragt wurde. Doch mit dem Wachstum der Wirtschaft und der Bevölkerung und dem parallelen Aufkommen der 24-Stunden-Gesellschaft wuchs der Strombedarf immer mehr, auch in der Nachtzeit. Ebenso wurden ab den 1990er-Jahren der schlechte Wirkungsgrad der Elektroheizungen und der Umweltschutzgedanke immer stärker thematisiert. Deshalb sind ab 2032 ortsfeste Elektroheizungen in der gesamten Schweiz verboten. Nicht zuletzt wurden und werden die Elektroheizungen für die Eigentümerschaft aus finanziellen Gründen untragbar. Denn die Zeiten des «billigen Nachtstroms» sind schon längst vorbei.

Kompakt und schnell

Als neues Heizungssystem stand für Baumanns von Anfang an eine Wärmepumpe fest. Erste Abklärungen zeigten, dass eine Erdsonden-Lösung aus geologischen Gründen ungünstig war. «Der Untergrund besteht zu grossen Teilen aus Nagelfluh. Wir hätten im schlimmsten Fall zahlreiche Bohrungen machen lassen müssen, was natürlich auch entsprechend viel kostet», berichtet Adrian Baumann. Deshalb entschieden sich seine Frau und er für eine aussen aufgestellte Luft-Wasser-Wärmepumpe. Drei Installateure wurden für eine Offerte angefragt. Bei der Adolf Krebs AG stimmten sowohl der Preis wie auch das Bauchgefühl.

Installiert wurde eine Luft-Wasser-Wärmepumpe Aerotop Split von Elco. Die Ausseneinheit wurde auf der Rückseite des Hauses aufgestellt. Gut beschirmt vom Dachrand, saugt das Gerät die Aussenluft auf seiner Rückseite an und bläst sie auf der Vorderseite über zwei Ventilatoren zum angrenzenden Hang aus. Die weidenden Schafe lassen sich vom leisen Geräusch nicht stören – und weder eigene Fenster noch die Häuser der Nachbarn sind davon betroffen. «Wir installieren diese Wärmepumpe sehr oft. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist gut und der Platzbedarf im Gebäude äusserst bescheiden», sagt Fabian Boss, zuständiger Projektleiter bei der Adolf Krebs AG. Im Heizraum deutet er auf den Zementboden. Eine grosse, fünfeckige Aussparung zeigt, wie viel Raum die alte Elektroheizung einst einnahm. Die neue Heizungslösung ist hier deutlich bescheidener: Sichtbar sind lediglich die Inneneinheit der Wärmepumpe und ein 200-Liter-Pufferspeicher. In der Inneneinheit sind auch sämtliche Pumpen und Ventile enthalten, was die Installation nochmals kompakter macht.

Bestehende Wärmeverteilung

Die Bauarbeiten verliefen sehr speditiv. Am meisten Zeit beanspruchte die Demontage der alten Heizung. Für die Installation der Split-Wärmepumpe musste der Baumeister lediglich einen kleinen Betonsockel erstellen und eine Kernbohrung für die Kältemittelleitungen vornehmen. Die alte Elektroheizung speiste eine Fussbodenheizung im Erdgeschoss sowie Heizkörper im Obergeschoss. Diese wassergeführte Wärmeverteilung konnte direkt an die neue Heizungsanlage angeschlossen werden. Anders als bei Elektro-Widerstandsheizungen, die fest eingebaute Drähte im Unterlagsboden aufheizen, mussten also weder Verrohrungen noch neue Heizkörper installiert werden. «Ein echter Glücksfall für die Bauherrschaft – das macht die Bauarbeiten deutlich kürzer und vor allem viel billiger», kommentiert Martin Luginbühl, Verkaufsberater bei Elco.

Holz als Back-up

Die neue Anlage wurde im Sommer 2021 in-stalliert und hat bereits eine Heizsaison hinter sich. Adrian Baumann, dessen Familie seit einigen Jahren Buch über den Stromverbrauch geführt hat, konsultiert seine Aufzeichnungen und sagt: «Von 2015 bis 2020 verbrauchte die Heizung im Durchschnitt 14 067 Kilowattstunden Strom. Von Dezember 2021 bis November 2022 sind es hingegen nur noch 2589 Kilowattstunden. Das sind gerade noch 18,5 Prozent des alten Jahresverbrauchs!» Mit dem Thema Strom hat das Ehepaar noch nicht abgeschlossen: Nächstes Jahr soll eine Photovoltaik-Anlage inklusive Batteriespeicher installiert werden. «Wir werden einen Teil dieser Arbeiten in Eigenleistung erbringen. So ist die Amortisation in einem vernünftigen Zeitrahmen möglich, und wir erreichen gemäss Berechnungen einen Autarkiegrad von 80 bis 90 Prozent», sagt Adrian Baumann.

Die neue Heizung funktioniere einwandfrei, sagt der Bauherr: «Wir haben sie relativ tief eingestellt und kommen gut klar. Falls es über Nacht kälter wird, können wir mit unserem Schwedenofen rasch und unkompliziert nachheizen. Das ist einfach schön ‹für ds Gmüet›.» Als Brennmaterialvorrat ist neben der Haustür ungefähr ein Ster Holz gelagert, sauber gespalten und aufgeschichtet. Ein halbes Dutzend «Wedele», runde Scheiterbündel, sind mit schönen roten Bändern zusammengebunden. «Das war ein Geschenk zum Einzug», stellt Adrian Baumann mit einem Lächeln klar, «die sind nicht fürs Heizen gedacht, machen aber trotzdem warm ums Herz.»

Über all die Jahre wurde das Familienheim mit schrittweisen und gezielten Sanierungs-Massnahmen auf einem guten Stand gehalten.

Anlage und Baubeteiligte

Bauherrschaft: privat

Planung und Ausführung: Adolf Krebs AG, Thun

Alte Heizungslösung: Elektroheizung Jura für Raumwärme, Solarthermieanlage inklusive Speicher für Warmwasser.

Neue Heizungslösung: Wärmepumpe Elco Aerotop Split für Raumwärme, Pufferspeicher 200 Liter, bestehende Solarthermieanlage inklusive Speicher für Warmwasser. Wärmeverteilung bestehend mit Fussbodenheizung (Erdgeschoss) und Heizkörpern (Obergeschoss).