In Ecuvillens FR bewohnt Sandrine Vallin mit ihrer Tochter eine Doppelhaushälfte. Das 2008 erstellte Gebäude ist in gutem baulichen Zustand. Gebäudehülle und Fenster entsprechen den Normen, der Energiebezug ist tief. «Der einzige ‹Tolggen› im Reinheft war die bestehende Ölheizung, die ich unbedingt ersetzen wollte», berichtet die Hauseigentümerin. Sie entschloss sich, für das Haus zuerst einen Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) ausstellen zu lassen. Bei der GEAK-Beratung zeigte sich, dass eine ökologischere Heizung wie auch eine PV-Anlage auf dem südseitigen Dach sowohl sinnvoll wie auch gut umzusetzen waren.
Neutrale Beratung
Um beim Heizungsersatz eine gute Lösung zu finden, muss das Gesamtsystem betrachtet werden: Das Gebäude, seine Bewohnerinnen und Bewohner, deren finanzielle Mittel, die technische Machbarkeit der verschiedenen Heizungssysteme und nicht zuletzt die kantonalen Energiegesetze und Fördermassnahmen, welche die Möglichkeiten beeinflussen und gewisse Rahmenbedingungen setzen. Wenn die erste Hemmschwelle überwunden ist, kontaktieren die meisten Eigentümerinnen und Eigentümer irgendwann eine Installationsfirma.
Und genau hier kann ein Stolperstein liegen. Denn 2018 stellte sich im Lauf einer Studie von EnergieSchweiz heraus, dass die Kenntnisse der Installateure einen grossen Einfluss auf die Wahl des neuen Heizsystems haben. Wenn der Installateur des Vertrauens also nur Öl- oder Gasheizungen anbietet, wird er kaum eine Wärmepumpe empfehlen. Um diese Verengung der Perspektive zu vermeiden, hat EnergieSchweiz vor einigen Jahren das Impulsprogramm «erneuerbar heizen» lanciert. Dessen Idee: Unabhängige Beraterinnen und Berater nehmen das Gebäude und die Situation vor Ort auf und präsentieren der Eigentümerschaft anschliessend mögliche Lösungen mit erneuerbaren Energiequellen.
Interessante Inputs
Für eine solche Impulsberatung entschied sich auch Sandrine Vallin. Als ausgebildete Geografin vermittelt sie beim Bundesamt für Landestopografie swisstopo die Faszination der Erdgeschichte an ein breites Publikum. «Durch meine Arbeit wusste ich bereits, wie eine Erdsonden-Wärmepumpe funktioniert. Doch ob diese Idee auch für mein Haus geeignet wäre, wollte ich von einem Profi abklären lassen.» Nun schlug die Stunde von Aldo Buntschu. Er wohnt ebenfalls im Freiburgerland, ist diplomierter Impulsberater «erneuerbar heizen» und als Leiter Wärmepumpen bei Elco bestens mit der Materie vertraut.
«Bei den Impulsberatungen geht es vor allem darum, den Fächer der Möglichkeiten bezüglich Energieträger zu öffnen», sagt Aldo Buntschu. Im Detail abgeklärt werden zum Beispiel die Vor- und Nachteile von Holzheizungen (Pellets, Holzschnitzel oder Stückholz), Luft-Wasser-Wärmepumpen oder Erdsonden- Wärmepumpen. Dazu erheben die Impulsberaterin oder der Impulsberater einige Kennzahlen des Gebäudes wie etwa die genaue Energiebezugsfläche, den jährlichen Heizöl- oder Stromverbrauch und allenfalls auch die Vorlauftemperatur der Heizung. Auch die Situation im Quartier und allfällige Lärmschutzvorgaben werden berücksichtigt. Anders als bei einem Verkaufsgespräch gehe es aber nicht um konkrete Produkte, sagt Aldo Buntschu: «Eigentümerschaft und Gebäude stehen im Fokus. Man berät markenneutral und will die beste Lösung finden. Das schafft Vertrauen.»
Wärmender Untergrund
Im Zug der Abklärungen zeigte sich, dass die von Sandrine Vallin angedachte Erdsonden-Wärmepumpe eine gute Wahl war. Bohrungen sind in Ecuvillens erlaubt, und in der Tiefe von 200 Metern herrscht das ganze Jahr hindurch eine konstante Temperatur. Dank der eigenen PV-Anlage kann die Wärmepumpe zudem sehr effizient betrieben werden. Besonders interessant waren für die Bauherrin die Bohrarbeiten für die Erdsonde: «Das liegt wohl am Beruf. Ich hatte die Bohrungen und geologischen Karten in meiner Region bereits etwas angeschaut und vermutete, dass man nach den Moränenablagerungen in 18 Metern Tiefe auf den Molassefels stossen würde. Dieser befand sich in 20 Metern Tiefe, ich lag also nur knapp daneben.» Von der Bohrfirma erhielt Sandrine Vallin Gesteinsproben aus allen Schichten und damit eine Dokumentation der Erdgeschichte unter ihrem eigenen Garten.
Ein wichtiger Schritt beim Heizungsersatz ist die Wahl einer passenden Installationsfirma. Auf Wunsch von Sandrine Vallin schlug ihr Aldo Buntschu einen Kandidaten vor, zwei weitere fügte sie selbst hinzu. Die erste Firma war ein grosser Konzern. «Zuerst kommt ein Verkäufer, dann ein Monteur, man spricht nicht immer mit derselben Person. Das kam für mich nicht infrage », sagt Sandrine Vallin. Die zweite Firma war kleiner, aber etwas weit weg. Den Zuschlag erhielt schliesslich die dritte Firma, die Technibat Chauffage Sàrl aus dem benachbarten Posieux. Das Unternehmen plante und installierte die neue Heizungslösung mit einer Sole- Wasser-Wärmepumpe vom Typ Elco Aquatop S08.
Lohnende Investition
Für Sandrine Vallin hat sich die Impulsberatung ausgezahlt: «Mein Bauchgefühl wurde bestätigt. Ich fand die Impulsberatung sehr gut und kann sie anderen Eigentümerschaften empfehlen.» Die kostengünstige, in vielen Kantonen geförderte Beratung (Endkundenpreis ca. 300–500 Franken) sei ein vielversprechendes Sprungbrett, meint auch Impulsberater Peter Böhler (siehe Interview). «Das Gebäude, sein Standort und seine Nutzung beeinflussen das neue Heizsystem », sagt Böhler, «je früher man sich mit dem Heizungsersatz auseinandersetzt, desto entspannter, reibungsloser und kostengünstiger lässt sich die neue Lösung realisieren. » Und Aldo Buntschu von Elco ergänzt: «Gut geplant ist halb saniert. Es lohnt sich, die eigene Situation sorgfältig anzuschauen – so hat man am Ende eine Heizung, die passt und sich auch rechnet.»
Impulsberatung
Die über 1000 Impulsberaterinnen und -berater von «erneuerbar heizen» bieten ihre Beratungen in der ganzen Schweiz an. Je nach Wohnkanton wird die Beratung subventioniert. Geografische Suchmöglichkeiten, gute Hintergrundinfos und Kontaktmöglichkeiten bietet die Website
Spitzenreiter Wärmepumpe
INTERVIEW – Nachgefragt bei Peter Böhler, Inhaber der Böhler MTU GmbH, Kriens, Impulsberater «erneuerbar heizen».
HAUSEIGENTÜMER: Herr Böhler, wem empfehlen Sie eine Impulsberatung «erneuerbar heizen»?
PETER BÖHLER: Allen Eigentümerschaften, deren fossile Heizung älter als 15 Jahre ist. Bei einer erwarteten Lebensdauer von 20 Jahren bleibt so genügend Zeit, um den Umstieg auf das Heizen mit erneuerbaren Energien zu planen und vorzubereiten. Ebenso kann man sich teure Feuerwehrübungen schenken, etwa weil der alte Kessel ausgerechnet über Weihnachten aussteigt.
Was bewegt Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer bei der Impulsberatung?
Viele wissen relativ genau, was sie möchten oder eben nicht möchten. Die meisten Eigentümerschaften wollen weg von fossilen Heizsystemen. Unsicher sind sie häufig bei der Frage, ob das neue Heizsystem ausreichend Wärme für das Gebäude liefert. Auch technische Abhängigkeiten von bestimmten Lösungen oder der Wunsch nach einer Zweitmeinung spielen eine wichtige Rolle.
Heizsysteme mit erneuerbarem Energieträger sind trotz Fördergeldern noch teurer als fossile Heizungen. Ist das für Ihre Kunden ein Problem?
Selten. Sie möchten vor allem ihr Geld richtig anlegen. Wenn man ein Heizsystem über die gesamte Lebensdauer betrachtet und die Kapitalverzinsung berücksichtigt, wird es interessant. Ein System mit hohen Anschaffungs-, aber tiefen Betriebskosten kann günstiger sein als das System mit den geringsten Anschaffungskosten. Die kantonalen Fördergelder stellen zudem einen wichtigen Anreiz dar.
Im Kanton Luzern gilt seit 2019 ein neues Energiegesetz, fossile Heizungslösungen sind damit weitgehend vom Tisch. Wie zeigt sich das in Ihrem Beratungsalltag?
Das Gesetz sieht 11 Standardlösungen vor, einige davon kombinieren fossile und erneuerbare Energieträger. Der überwiegende Teil der alten Öl- und Gasheizungen wird jedoch durch Heizsysteme mit zu 100 Prozent erneuerbaren Energieträgern ersetzt. Spitzenreiter sind hier die Wärmepumpen. Sie sind attraktiv wegen sehr interessanter Förderbeiträge, einer äusserst guten Wirtschaftlichkeit und einem sehr wartungsarmen Betrieb.