Sicherheit zu Hause

Im Zweifelsfall die 117 anrufen

Der Sicherheitsberater der Präventionsabteilung von der Kantonspolizei Zürich, Peter Strohmaier, kennt sich gut aus mit den Einbruchstricks der Ganoven. Wir haben ihn bei einer Sicherheitsberatung vor Ort begleitet.

Peter Strohmaier von der Kantonspolizei Zürich, Präventionsabteilung, sitzt in blauer Polizeiuniform am Couchtisch in einem idyllischen Einfamilienhaus im Zürcher Hinterland. Der Grund seiner Anwesenheit ist zum Glück kein Einbruchsdelikt, sondern er ist da, um einen Einbruch zu verhindern. Sein Gegenüber, der Eigentümer des Hauses, hat zum Auftakt der Beratung sogleich eine brennende Frage: «Wann schlagen die Einbrecher zeitlich am ehesten zu?», möchte er wissen. «Einbrecher bevorzugen es, während der Dämmerungszeit einzubrechen», gibt Strohmaier Auskunft. Aber die Einbruchzeit könne von elf Uhr morgens bis neun Uhr abends andauern. «Übrigens während der Nacht, während Sie schlafen, kommen keine Einbrecher», erklärt er weiter. In dieser Zeit seien keine Personen in den Gewerbehäusern, was ideal für Einbrüche dort sei, so Strohmaier. Er packt sein Tablet aus und schaut sich im Wohnzimmer um.

«Sie wollen also eine Minimalvariante der Schwachstellenanalyse», vergewissert sich Strohmaier beim Hausbesitzer, der nicht allzu viel Geld in die Einbruchsicherheit seines Hauses investieren will, und beginnt mit der Beratung: «Ich werde Ihnen heute nach bestem Wissen und Gewissen die Einbruchsschwachstellen aufzeigen. Anschliessend erhalten Sie einen Bericht, zusammen mit konkreten Lösungsvorschlägen, wie Sie Ihr Zuhause besser vor Einbrüchen schützen können.» Wobei es die 100-prozentige Sicherheit nicht gebe, ein Restrisiko bleibe immer, fügt er an. Wenn einer Ahnung von den Tricks der Einbrecher hat, dann ist es Peter Strohmaier. Er kann auf eine lange Karriere bei der Kantonspolizei zurückblicken: Nach der Polizeischule und Stationen bei der Staatsanwaltschaft, Kriminalpolizei, beim Ermittlungsdienst und als Instruktor ist er jetzt seit zehn Jahren bei der Prävention und führt Sicherheitsberatungen vor Ort durch.

«Wissen Sie», beruhigt er seinen Klienten, «Angst vor einem Einbrecher sollten Sie nicht haben. Denn der Einbrecher würde seine Opfer ja nicht antreffen wollen.» Geklaut würden in der Regel Geld, Gold und Schmuck sowie andere Wertgegenstände. Gewalttäter seien die Einbrecher nicht. Dass ein Einbrecher eine Waffe benutzt hätte, habe er in seiner ganzen Karriere nie erlebt, erklärt Strohmaier. «Falls Sie doch mal einen Einbrecher antreffen, dann sollten Sie das Licht anknipsen, laut schreien und die Polizei anrufen – auf keinen Fall versuchen, diesen selbst festzuhalten, denn die Einbrecher fliehen sofort über einen Fluchtweg, wie beispielsweise eine offene Terrassentür», erklärt Strohmaier weiter. In urbanen Gegenden wie der Stadt Zürich seien Einbrecher sogar mit dem Tram oder zu Fuss unterwegs.

Zeit ist das, was Einbrecher nicht haben

Ob er denn im Voraus von den Einbrechern beobachtet werde, ist eine weitere Frage des Hausbesitzers. «Das kann vorkommen, aber nur für kurze Zeit», gibt Strohmaier Auskunft. Einbrecher seien spontan und würden ihr Zielobjekt nach dem geringsten Widerstand auswählen: «Da, wo kein Wachhund die Zähne fletscht, keine Kamera und keine Alarmanlage installiert sind und es den Anschein macht, dass niemand zu Hause ist, wittern die Einbrecher ihre Chance», sagt Strohmaier. Dass einer bei zehn Grad den ganzen Tag im Gebüsch sitze und die Lage ausspioniere, sei unwahrscheinlich, denn Einbrecher hätten generell nicht viel Zeit. «Ein Einbruch dauert im Durchschnitt cirka zehn bis fünfzehn Minuten, Sie sehen, es muss also schnell gehen», sagt der Einbruchsexperte.

Strohmaier dreht sich um und schaut die lange Fensterfront im Wohnzimmer auf Erdgeschosshöhe an. «Eine schöne Aussicht haben Sie hier, mit Blick auf den Wald. Haben Sie gewusst, dass das Fenster die Einbruchstelle Nummer 1 ist?», wendet er sich an seinen Klienten, steht auf und prüft den Fenstergriff an der Terrassentür. «Sie brauchen hier unbedingt abschliessbare Fenstergriffe», fährt er fort. «Sehen Sie, hier könnte der Einbrecher einfach ein Loch in die Scheibe schlagen und von aussen mit Hilfe eines Schraubenziehers den Fenstergriff drehen. Mit dem Schraubenzieher könnte er auch den Fensterrahmen aufhebeln», erklärt er und fügt an: «Nicht vergessen, nach dem Abschliessen des Fenstergriffs den Schlüssel immer herausnehmen und an einen Nagel neben dem Fenster hängen.» Zusätzlich empfiehlt er, draussen im Vorgarten ein Licht mit einem Bewegungsmelder zu installieren und einen Aufkleber: «Achtung, Alarmanlage!» anzubringen. Vor allem, wenn er sich keine Alarmanlage beschaffen wolle.

Wie wird ein Einbrecher erkannt?

Ob Einbrecher allein oder in Gruppen kämen, will der Hausbesitzer wissen. «Ganz unterschiedlich», antwortet Strohmaier, «die einen kommen allein, zu zweit, zu dritt – wobei zwei einbrechen und der Dritte Schmiere steht, oder sogar als ganze Bande.» Strohmaier weiss, wie Einbrecher ticken. In seiner Laufbahn hat er schon einige Einbrecher, die «bösen Buben», wie er sie nennt, observiert und verhaftet.

«An was erkenne ich denn einen Einbrecher?», fragt der Hausbesitzer interessiert weiter. «Einbrecherprofile sind sehr unterschiedlich – von sportlich bis unsportlich, von Kletterprofis, die über Abflussrohre in den oberen Stock klettern, bis zu charmanten und gestylten Einbrechern, gibt es alles. Auch gebe es kein spezifisches Alter, von zwölf bis 70 Jahre sei alles dabei. «Was wäre eine perfekte Tarnung bei Einbrechern?», erkundigt sich der Hausbesitzer weiter. «So unbemerkt wie möglich aufzutreten», lautet die Antwort. «Den Einbrecher im Klempnerkostüm anzutreffen, sei eher von der Filmindustrie erfunden», sagt Strohmaier und lacht. Sein Rat sei, stets wachsam zu sein. «Wenn Sie beispielsweise bei einer Person, die im Quartier herumschlendert, ein ungutes Gefühl haben, rufen Sie lieber einmal mehr die Polizei an», sagt er. Generell sei es wichtig, beim eigenen Haus nach aussen zu signalisieren, dass jemand zu Hause ist, auch wenn dies nicht zutreffe. «Arbeiten Sie mit Zeitschaltuhren, lassen Sie Ihren Briefkasten bei Ferienabwesenheit leeren und schliessen Sie nie die Rollläden zu lange, und sagen Sie den Nachbarn, sie sollen ein Auge auf das Haus haben – ein gutes Nachbarschaftsverhältnis ist Gold wert.»

Einbruchsspot Küche

Als Nächstes betritt Strohmaier die Küche, ebenfalls auf Erdgeschosshöhe, und erblickt sogleich die grosse Terrassentür. «Sie, also das hier, das ist ‹brandheiss›», sagt der erfahrene Experte und zeigt auf das dichte Gestrüpp aus Haselnusssträuchern im Garten. Hier könnte der Einbrecher unbemerkt und ungestört die Fenstertür aufbrechen. Hier empfehle er dringend ein neues Fenster, ein Sicherheitsfenster der Widerstandsklasse RC2 und genug Aussenbeleuchtung. Das Sicherheitsfenster biete Schutz gegen körperliche Gewalt und das Eindringen mit Werkzeugen.

Nächster Stopp: die Eingangstür. Strohmaier drückt den Türgriff nach unten: Nicht abgeschlossen. «Eine Tür sollte immer abgeschlossen sein, denken Sie an all die vielen Einschleichdiebstähle», sagt Strohmaier und fährt mit seiner Inspektion fort: «Schauen Sie, obwohl die Tür aus massivem Holz ist, haben Sie hier nur einen verschiebbaren Riegel – mit einem Fusstritt könnte ich hier die Tür problemlos eintreten.» Hier bräuchten Sie eine Mehrpunkteverriegelung schlossseitig und eine Türbandsicherung auf der anderen Seite.

Ein plötzliches Bellen erschreckt den Polizisten. Ein grosses Wollknäuel von Hund taucht zur Begrüssung auf. «Super», sagt Strohmaier, «Hunde sind der Einbrecher-Schreck Nummer 1.» Er ist sichtlich begeistert. «Aber aufgepasst», sagt er, «sind Sie und der Hund nicht zu Hause, ist Ihr Haus nicht mehr gesichert.» Ob sein Hund wohl mit einer Wurst zu bestechen sei, fragt sich der Hausbesitzer, bevor er mit dem Polizisten in den Keller hinuntergeht.

Nicht vergessen, immer schön abschliessen!

Und zu guter Letzt kommt der Gang in den Keller. Ein lottriges Kellerfenster erweckt Strohmaiers Aufmerksamkeit. «Das Fenster ist original aus den 60er-Jahren, bitte hier unbedingt ein Fenstergitter mit drei Stäben montieren.» Er geht weiter zum Garagentor und prüft die Klinke. Wieder nicht abgeschlossen. «Weitere Sicherungsvorkehrungen braucht es hier nicht, denn hier vor dem Garagentor an der Auffahrt wäre der Einbrecher zu stark exponiert», erklärt er. «Aber schauen Sie bitte, dass Sie die Tür abschliessen.» Strohmaier tippt auf sein Tablet und schliesst den Bericht ab. Isabelle Piccand, Redaktorin HEV Schweiz

Kostenlose Sicherheitsberatung

Anmelden für eine kostenlose Sicherheitsberatung im Kanton Zürich können Sie über die Website zh.ch. Sicherheitsberatungen zur Einbruchprävention werden in jedem Kanton von der Kantonspolizei angeboten. Besuchen Sie die jeweiligen Websites.