Garten und Terrasse

Handtuchgarten? Klasse!

Garten Schon Gertrude Jekyll, die Grande Dame britischer Gartenkultur, wusste: «Die Grösse eines Gartens hat im Grunde nichts mit seiner Schönheit zu tun. Es hängt vielmehr vom Herzen, vom Verstand und von dem ernsthaften Bemühen des Besitzers ab, ob sein Garten reizvoll oder langweilig ist.» An dieses Zitat erinnere ich mich jedes Mal, wenn ich schwach werde und mir einen grösseren Garten wünsche. Denn unserer ist nur knapp 100 m2 gross, zwölf Meter breit und etwa acht Meter tief. Impressionen und Notizen aus dem Tagebuch einer Reihenhausgarten-Gärtnerin. 

von Carmen Hocker

Autorin, Gartenmagazin Pflanzenfreund.ch

Wer im Garten verschiedene Sitzgelegenheiten schafft, sieht seinen Garten und sein Haus immer wieder aus einem anderen Blickwinkel.

1. Fülle statt Leere

Leere wird oftmals mit Grösse verwechselt. Womöglich ein Grund, weshalb es so viele kleine Gärten gibt, die nur aus Rasen bestehen. Dabei bietet solch eine Fläche buchstäblich nichts, woran sich das Auge festhalten kann. Damit ein Garten als Raum wahrgenommen wird, muss er gestaltet werden. Wie ein Wohnraum. Als «Wände» eignen sich Zäune oder Hecken. Unsere Buchenhecke habe ich von Anfang an regelmässig stark geschnitten, so dass sie nur etwa 30 cm tief ist. Man sagt, eine Hecke müsse 170 cm hoch sein, damit man sich im Garten geborgen fühlen kann. Wellenförmige Ausschnitte, die Ein- und Ausblicke gewähren, dürfen aber auch niedriger sein. Um die Form der Kronen aufzunehmen, habe ich halbrunde Bögen in die Hecke geschnitten. Das «Mobiliar» besteht aus Laubgehölzen, Rosen, Blütenstauden und Gräsern. Übers Jahr sorgen sie für ein abwechslungsreiches Bild mit Variationen in Höhe, Habitus, Textur und Blütenfarbe.

2. Sitzen, wo es einem gerade gefällt

Der Hauptsitzplatz im Garten befindet sich meist auf der Südseite des Hauses. In der Übergangszeit ist das auch ein angenehmer Ort, um etwas Wärme und Sonne zu tanken. Steigen die Temperaturen, ist es dort aber schnell zu heiss. Zudem ist es eigentlich recht schön, vom Sitzplatz aus aufs eigene – hoffentlich geliebte – Haus zu blicken. Zum Mittagessen setzen wir uns darum im Sommer gerne in die Laube, durch deren Latten immer eine erfrischende Brise weht. Auch das begrünte Dach und die beiden Zierbirnen sorgen für Kühle. Für das Nickerchen am Mittag und den abendlichen Apéro zu zweit steht unser selbst gebauter Strandkorb hoch im Kurs. Seit ein paar Jahren haben wir zudem zwei leichte Sessel aus Metall, die je nach Lust und Laune dorthin wandern, wo gerade die Sonne steht oder wo es schattig ist. So erlebt man den Garten immer wieder aus einer anderen Perspektive. Manchmal leicht erhöht oder ganz nah an den Pflanzen.

3. Mehr als ein Wonnemonat

Oft werden Gärten nur im Mai und Juni fotografiert. Einmalblühende, historische Rosen haben dann ihren Höhepunkt, und die Stauden stehen in voller Pracht. Doch wer keinen Sommersitz wie britische Adlige hat, sondern seinen Garten das ganze Jahr über geniessen möchte, plant seine Pflanzungen anders. Nach etwas Überwindung habe ich es vor ein paar Jahren endlich geschafft, im Herbst grosse Mengen an Blumenzwiebeln zu setzen. Sie verwildern und bilden mittlerweile richtige Teppiche, zum Beispiel die violetten Blüten des Blausternchens. Bis die Frühlingsblüher einziehen, sind die Stauden so gross, dass sie das welkende Laub von Narzissen und Tulpen verdecken. Ab Mai ist die Pflanzendecke in den Beeten geschlossen, weshalb ich ausser ein paar vorwitzigen Löwenzähnen kaum noch etwas jäten muss. Danach blüht und grünt es durchgehend bis in den späten Herbst hinein. Die sommerliche Blühpause – nachdem geeignete Stauden einen beherzten Remontierschnitt bekommen haben – stört mich nicht. Im Gegenteil. Sonst könnte ich den Garten ja nie verlassen, um zu verreisen!

Finge ich nochmals bei null an, dann ...

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