Laut der sogenannten Maslow-Pyramide , benannt nach dem amerikanischen Psychologen Abraham Maslow, gehören Trinken und Essen zu unseren körperlichen Grund- oder Existenzbedürfnissen. Um zu überleben, müssen wir unserem Körper regelmässig Flüssigkeit und Nahrung zuführen. Durst und Hunger melden uns, wenn Bedarf an Nachschub besteht. Ohne Wasser stehen die Überlebenschancen bereits nach drei Tagen schlecht. Ohne Nahrung können wir es etwas länger aushalten. Aber spätestens ab zwei Wochen wird es auch dort kritisch, weil sich unser Immunsystem und damit die Abwehrkräfte stark abgeschwächt haben.
Essen und Trinken bedeuten in unserer heutigen Gesellschaft aber viel mehr als nur überleben – zumindest dann , wenn man sich nicht in einer Notlage befindet. In unserem ureigenen Interesse ist es auch unbestritten, dass unsere Ernährung möglichst gesund sein soll. Aber trotzdem: es geht immer auch um Kultur, Geruch, Geschmack und Genuss. Und gerade in den beiden letzteren Bereichen haben unsere Behörden ganz offensichtlich ein neues Tummelfeld entdeckt. Damit wir uns das Leben nicht allzu fest versüssen, haben die zuständigen Ämter schon länger den Zucker im Visier. So haben sich auf Druck des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hin Hersteller und Händler freiwillig dazu verpflichtet, den Zuckergehalt ihrer Produkte schrittweise zu reduzieren. Das scheint aber noch nicht genug zu sein. Zusätzlich sollen weitere 10 Prozent Zucker weg. Und es soll nicht allein beim Zucker bleiben. Aktuell ist es auch der Salzgehalt, der gemäss den Forderungen des Bundes in verschiedenen Produkten bis 2028 um ein Fünftel gesenkt werden soll. Dieser Wert entstammt den Empfehlungen der Weltgesundheits-Organisation (WHO) .
Der Mensch hat aber nicht nur Grund- oder Existenzbedürfnisse, er verfügt auch über fünf grundlegende Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Die genannten behördlichen Auflagen machen sich im Geschmack unserer Getränke und unserer Esswaren bemerkbar. Wir nehmen rasch wahr, ob es uns mit den neu definierten Ingredienzien immer noch gut schmeckt. Sollte dies nicht der Fall sein, wird vermutlich so mancher der Versuchung kaum widerstehen können, zur Zuckerdose oder auch zum Salzstreuer zu greifen. Wer will sich schon durch staatliche Erziehungsmassnahmen die Suppe entsalzen, das Müsli versauern und den Genuss vergällen lassen? Schliesslich finden wir sonst Geschmacklosigkeit alles andere als gut.
«Schliesslich finden wir sonst Geschmacklosigkeit alles andere als gut.»