Von Bill Clinton, Konrad Adenauer, Jacques Chirac oder Margaret Thatcher ist bekannt, dass sie tagsüber schliefen; ebenso von Albert Einstein, Johannes Brahms, Victor Hugo und Thomas Mann. Für Winston Churchill machte eine Siesta aus einem Tag anderthalb, und wer es ihm nicht nachtat, den hielt er für ignorant. Der Mittagsschlaf – am besten kurze 20 Minuten – erfrischt, bringt neue Lebenskraft und fördert die Konzentration.
Und wo könnte man schöner einen Powernap machen als auf einem Daybed? Das Daybed hatte seine Hochzeit in den 1920er-Jahren. Die flache Liege gehörte damals zur Grundausstattung jeder gehobenen Einrichtung. Das berühmteste Exemplar ist wohl das Daybed «Barcelona», das der Architekt Ludwig Mies van der Rohe für den deutschen Pavillon der Weltausstellung 1929 in Barcelona entworfen hatte. Der Rahmen besteht aus massivem nussbaumgebeiztem Eschenholz und wird von hochglänzend verchromten Rundstahlbeinen getragen; der hochwertige Lederbezug ist mit Kedernähten und Knöpfen versehen. Ein anderer Klassiker der Designgeschichte stammt von Eileen Gray: Sie entwarf 1925 ein Tagesbett für ein Pariser Appartement. Später nutzte die irische Architektin und Designerin das Möbel auch für ihr Haus E1027 in Roquebrune an der französischen Riviera. Das heute von Classicon aufgelegte Daybed zählt mit Recht zu den berühmtesten Entwürfen Eileen Grays. Das Liegesofa «bietet angenehmen Sitzkomfort und ist zudem zum Ausspannen vorzüglich geeignet», erklärte die Pionierin der Moderne mit der ihr eigenen Bescheidenheit. Das Möbel ist längst eine Ikone, von allen Seiten zugänglich und aus jeder Perspektive ein erfreulicher Anblick. Im Laufe der vergangenen 50 Jahre hat die durchschnittliche Körpergrösse um annähernd zehn Zentimeter zugenommen. In Absprache mit dem Lizenzinhaber gibt es daher seit 2019 ein zweites, grösseres Format: das «Day Bed Grand».
Die Liege ist auch ein Lounge-Sofa
Auch der Klingnauer Hersteller de Sede feiert einen Entwurf mit klaren Linien: Das Daybed «DS-80» etablierte sich seit seiner Lancierung im Jahr 1969 zum zeitlosen Klassiker. Bei dem Inhouse-Entwurf trägt ein Gestell aus filigranen Holzlamellen eine schmale Auflage und frei platzierbare Rückenkissen. Die Patchworks sind nachhaltig aus nur einer Lederhaut verarbeitet. Nun wurde das zeitlose Möbel sanft modernisiert. Es ist als Liege oder kleines Lounge-Sofa erhältlich.
Auch die neuen Entwürfe können sich sehen lassen. Die deutsche Betten-Manufaktur Möller Design präsentierte auf der Kölner Möbelmesse das «Caja Daybed». Es wurde vom Hamburger Design-Duo Hoffmann Kahleyssentworfen und zeichnet sich durch seine elegante und leichte Ästhetik aus. Die runden Elemente machen in Verbindung mit der Rückenrolle aus dem Möbel ein komfortables Daybed, das sich gut in jede Umgebung einfügt. Durch die Anordnung der Rückenlehne öffnet es sich zu einer Seite und bietet neue Raumeindrücke. Entfernt man die Rückenrollen und Kissen, entsteht ein grosszügiges Tages- oder Gästebett mit einer Liegefläche von 90 x 200 cm. Die Auswahl an Bezugsstoffen ermöglicht es, das Möbel an den persönlichen Stil anzupassen, die runden Holzfüsse werden in passenden Farben lackiert.
Am Mailänder Salone del Mobile waren ebenfalls neue Daybeds zu entdecken. So zeigte der italienische Badmöbel-Hersteller Agape die Bank-Kollektion «Rendez-vous». Der Entwurf von Marco Carini setzt auf Nachhaltigkeit und kombiniert Kork mit recyceltem Aluminium. Das Alu-Rohrgestell ist neben Ziegelrot auch in Dunkelbraun erhältlich. Der Kork kommt bei der Sitz- beziehungsweise Liegefläche zum Einsatz. Diese besteht aus handgeflochtenen Korkseilen, wobei durch den Wechsel von dichter und durchbrochener Flechtung ein dekorativer Effekt entsteht. Eine Reihe Add-ons erhöhen die Funktionalität: So kann ein Aluminiumtablett flexibel als Tablett oder umgedreht als Sitzgelegenheit verwendet werden. Zudem wird durch eine Polsterauflage mit wasserabweisendem Hanfbezug aus der Bank eine Liege, die sich vielseitig einsetzen lässt.
Für den perfekten Mittagsschlaf
Eine stilvolle Antwort auf ein Ruhebedürfnis ist auch das Daybed «Lax». Der Entwurf des französischen Designers Gil Coste für das Label More kommt mit hochwertiger Gurt-Polsterung, individuellem Bezug und komfortabler Nackenrolle daher – wie gemacht zum Träumen. Für Langschläfer gibt es auch eine drei Meter lange Ausführung.
Ob mit einem Klassiker oder einem brandneuen Entwurf – die Siesta scheint derzeit ein Revival zu erleben. Schon 1998 schrieb der französische Philosoph Thierry Paquot in seinem Essay «Die Kunst des Mittagsschlafs»: Die Mittagsruhe sei ein «kristalliner Moment», der ein «Gefühl vollkommener Freiheit» hervorrufe.