Der Schweizerische Hauseigentümer: Herr Kaufmann, was sind die häufigsten Fehler bei einem Küchenumbau? Was geht oft vergessen oder wird zu wenig bedacht?
Marco Kaufmann: Ein wichtiger Faktor ist die Zeit. Oft nehmen sich Kunden und Verkäufer zu wenig Zeit, um die persönlichen Bedürfnisse zu erörtern und Details zu planen. Ich führe immer mehrere Gespräche mit meinen Kunden. Ich gebe Inputs, welche die Kunden zu Hause überdenken können, bevor sie zum nächsten Beratungsgespräch kommen. Ich arbeite nicht nur als Verkäufer, sondern auch als Bau- und Projektleiter. So konnte ich viel Erfahrung auch an der Küchenbaufront sammeln und weiss, wo mögliche Fehlerquellen versteckt liegen.
Wie sehr beeinflussen der Lebensstil und die Lebenssituation Ihrer Kunden das Küchendesign? Welche Fragen stellen Sie, um die Bedürfnisse Ihrer Kunden zu eruieren?
Ich rate meinen Kunden immer, die Küche vorausschauend zu planen, so dass sie die Bedürfnisse in jeder Lebensphase abdecken kann. Die Küche ist zum Lebensmittelpunkt im Haus geworden; sie wird wieder mehr als Familienraum genutzt. Deshalb stelle ich meinen Kunden immer die Fragen: Was kochen Sie? Wie kochen Sie? Wer kocht? Und ich kann den Kunden auch Möglichkeiten aufzeigen, an die sie selbst nicht denken würden. Zum Beispiel, wie man perfekt einen Cooker mit einem Induktionskochfeld kombinieren kann. Oder indem ich sie darauf hinweise, dass eine Wärmeschublade nicht nur zum Tellerwärmen verwendet werden kann, sondern auch zum Niedergaren. Den Kunden perfekt zu beraten – darin sehe ich meine Aufgabe als Verkäufer. Das ist auch der Grund, weshalb wir wenige Küchen verkaufen, die nur mit einem Beratungstermin auskommen.
Gibt es Küchengeräte oder Materialien, die Sie persönlich nicht empfehlen oder sogar davon abraten – auch wenn sie vielleicht gerade sehr beliebt sind?
Explizit raten wir nie von Dingen ab. Vielmehr weisen wir den Kunden auf die Vor- und Nachteile eines Gerätes oder eines Materials hin. Aktuell teste ich in meiner eigenen Küche einen Naturstein aus der Schweiz, einen Gneis-Stein. Gneis ist eigentlich nicht geeignet für eine Küche und hat deshalb einen schlechten Ruf. Er ist aber wegen seines Aussehens sehr beliebt. Deshalb ist es wichtig, dass ich den Stein im Gebrauch teste, um mir ein Urteil bilden zu können und zu wissen, wie mit dem Stein umzugehen ist.
Erzählen Sie uns von einem ungewöhnlichen Kundenwunsch, der Sie kreativ herausgefordert hat.
Ich finde es schwierig, von ungewöhnlichen Kundenwünschen zu sprechen. Ich verstehe die Anliegen unserer Kunden eher als Bedürfnisse. Und diese können sehr individuell und vielfältig sein. Wir haben schon violette Küchen umgesetzt, Blattgold oder Spiegel auf Küchenfronten angebracht. Der Kunde soll Freude haben. Ich verstehe mich als Berater. Ich berate die Kunden, zeige ihnen die Vor- und Nachteile ihrer Ideen auf – danach entscheidet aber der Kunde selbst. Wir als Schreinerei sind der perfekte Partner, um die Ideen unserer Kunden umzusetzen, da wir selbst produzieren. Unsere Kunden sind nicht ungewöhnlich, sie sind ideenfreudig.
Was ist der Albtraum eines Küchenbauers? Gab es ein Projekt, bei dem alles schieflief?
Aus meiner Sicht gibt es keine Albträume. Wenn etwas schief läuft und wir offen das Gespräch suchen, ist der Kunde meist verständnisvoll. Es ist wichtig, nichts zu vertuschen. So fahren wir eine Nullfehler-Politik. Das heisst nicht, dass wir keine Fehler machen, aber die Fehler müssen dem Kunden gemeldet und behoben werden. Manchmal ist es so, dass sich die Planungsphase in die Länge zieht und wir mehrfach die Baupläne anpassen müssen, wenn der Kunde immer wieder neue Ideen hat. Wenn wir die Küche wiederholt umzeichnen und der Kunde sich am Schluss doch für die erste Version entscheidet, kann das schon frustrierend sein. Aber das gehört dazu.
Welches waren die ausgefallensten Projekte, die Sie umgesetzt haben?
Ein sehr ausgefallenes Projekt haben wir in Zusammenarbeit mit einer Architektin in einem Objekt umgesetzt, in dem alles komplett in Weiss gehalten war, so dass die Küche fast im Raum verschwand. Bei einem anderen Objekt durften wir alles in Massivholz ausführen; Massivholzplatten, möglichst dünne Türen, möglichst viele Geräte. Das sind herausfordernde, aber interessante Projekte, die wir gerne umsetzen.
Thema Nachhaltigkeit: Welche Aspekte gilt es zu beachten, um einen Küchenumbau möglichst ressourcenschonend und nachhaltig zu gestalten?
Nachhaltig ist, Schweizer Unternehmen zu berücksichtigen, die möglichst im Land produzieren. In unserer Schreinerei versuchen wir, wo immer möglich, heimische Materialien zu verwenden. Von Kundenseite her haben wir aber selten explizite Nachfragen nach Nachhaltigkeit.
Wie verändert sich der Küchenbau durch neue Technologien wie smarte Geräte? Welche sogenannten smarten Funktionen, die viele moderne Küchengeräte versprechen, finden Sie persönlich sinnvoll?
Obwohl ich mit Computern gross geworden bin und auch Programmiersprachen beherrsche, bin ich mittlerweile so weit, dass ich die Geräte möglichst klassisch und einfach haben möchte. Je mehr Elektronik in einem Gerät verbaut sind, desto mehr kann kaputtgehen und desto teurer werden die Reparaturen.
Welche smarten Funktionen ich sinnvoll finde? Keine. Es gibt für jeden Arbeitsschritt eine Funktion, und man kann die verschiedenen Geräte miteinander verbinden. Aber wo ist der Mehrwert, wenn mir der Backofen sagt, dass er in fünf Minuten fertig ist? Ich kann genauso gut einen Timer stellen und sehe in fünf Minuten, ob das Gericht fertig ist. Ich persönlich kann auf smarte Geräte in der Küche verzichten. Andere wiederum nicht.
Sehen Sie vielleicht in gewissen Bereichen schon Rückwärts-Trends? Z. B. von den Touch-Bedienfeldern zurück zu Drehschaltern?
Ich würde es nicht einen Trend nennen, aber wir können feststellen, dass oftmals die Funktion wichtiger ist als die Optik. Wenn die gewünschte Funktion in einem Drehschalter zu finden ist, dann verzichten die Kunden auf die Touch-Bedienung. Wir arbeiten mit verschiedenen Marken und raten unseren Kunden immer, sich die Geräte bei den Herstellern vor Ort anzuschauen und zu testen.
Das Interview führte Tamara Lustenberger, Redaktorin beim HEV Schweiz
«Den Kunden perfekt zu beraten – darin sehe ich meine Aufgabe als Verkäufer.»
Zur Person
Marco Kaufmann ist CEO und Inhaber der Schreinerei Kaufmann AG in Gommiswald. Der gelernte Schreiner hat Erfahrung in der Umsetzung verschiedener Bauprojekte sowie in der Herstellung von Möbeln und Küchen.
Er ist Mitglied verschiedener Arbeits- und Fachgruppen und Kommissions-Mitglied bei der SIA.
Mehr Infos unter: schreinerwerk.com/firma
In 10 Schritten zur Traumküche
Der Branchenverband Küche Schweiz und der HEV Schweiz organisieren zusammen die Fach- und Infoveranstaltung «Küchenumbau – in 10 Schritten zur Traumküche». Die Veranstaltungen finden an verschiedenen Standorten statt und richten sich an Wohneigentümer, die einen Küchenumbau planen. Inhalt der Veranstaltungen:
● Küche als Spiegel der Gesellschaft
● Grundlagen der Küchenplanung: darauf ist zu achten
● 10 Schritte zur Traumküche
● Küchenumbau: die Kosten
● Kompetenzen der Küchenbauer – Nutzen für Kunden
● Diskussion, Fragen, Apéro & Snacks
Melden Sie sich online für eine der Küchenumbau-Veranstaltungen in Ihrer Nähe an. Zur Auswahl stehen Aarau, Baden, Basel, Bern, Luzern, Solothurn, Steffisburg, St. Gallen, Uster und Zürich. Anmeldefrist: bis 10 Tage vor Durchführung
Für die Teilnahme wird ein Unkostenbeitrag von Fr. 39.– (HEV-Mitglieder) bzw. Fr. 90.– (Nicht-Mitglieder) erhoben. Die Anmeldung ist verbindlich – keine Rückerstattung des Unkostenbeitrags bei Annullation durch die Teilnehmer.