Gartengestaltung

Garten(t)räume schaffen

Die Kunst der Gartenplanung liegt darin, die Gartenfläche in sich raumbildend zu strukturieren. So wird ein Garten zum Erlebnisraum, in dem Pflanzen ihre volle Wirkung entfalten.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Eine gelungene Gartengestaltung besteht nicht nur aus einer abwechslungsreichen Bepflanzung, die von einer Einfriedung umgeben ist. Die Kunst liegt vielmehr darin, die Gartenfläche gekonnt einzugrenzen und in sich raumbildend zu strukturieren. Dadurch ist die Fläche nicht auf einen Blick überschaubar, sie wirkt geborgener, vielschichtiger und geheimnisvoller.

Der Garten wird immer mehr zu einem Ort der Entspannung und Erholung. Eine Wohlfühloase, in der man sich vom Alltag ausklinken kann. Deshalb ist es naheliegend, dass der Wunsch nach einem abgeschlossenen Gartenraum – einer geschützten Privatsphäre – wächst. Und dies entsteht, indem Grenzen gezogen werden. Dazu eignen sich gestalterische Elemente wie Zäune, Mauern oder Pflanzen, letztere meist in Form von Hecken. Die Abgrenzung muss jedoch nicht mit hohen Mauern oder dichten Hecken streng geschlossen werden, um einen genügenden Sichtschutz mit Raumgefühl entstehen zu lassen. Mit transparenten Zäunen, Rankelementen, einer Rahmenbepflanzung aus Blütengehölzen oder hohen Stauden sowie einer aufgelockerten Gruppierung von Pflanzen wird ebenfalls eine gelungene Raumwirkung erzielt.

Entscheidet man sich dennoch für eine streng geschlossene Einfriedung, kann diese an einer oder mehreren Stellen unterbrochen werden. So entstehen Blickachsen, die das Auge aus dem Garten hinausführen und dem Grundstück mehr Weite verschaffen. Die Intimität im Garten bleibt dennoch bewahrt. Allerdings sollte die Gestaltung nicht bei der richtigen Einfriedung belassen werden, sondern der Garten sollte auch intern strukturiert sein. Wenn das Grundstück nicht auf einen Blick überschaubar ist, wirkt es grösser, spannender und bietet zugleich mehr Privatsphäre und Geborgenheit. Auch hier können die einzelnen Raumbereiche mit streng massiven Gestaltungselementen umrahmt oder abgetrennt sein. Raumteiler wie Mauern, Hecken, bepflanzte Pergolas, Laubengänge, Spaliere und Pavillons sorgen für eine starke räumliche Gliederung der Gartenfläche. Entstehen kann ein Raumgefühl auch durch grosse Baumkronen, die ausserhalb der eigenen Grundstücksgrenzen liegen. Mit dem Anlegen von verschiedenen Gartenzimmern wirkt ein Garten abwechslungsreicher, es können sanfte Stilwechsel einfacher integriert und zu unterschiedlichen Nutzungszwecken passende Bereiche geschaffen werden.

Trennendes verbinden

Bei all diesen raumteilenden Massnahmen haben auch die verbindenden Elemente eine wichtige Funktion. Die einzelnen Gartenzimmer werden durch Wege, Durchgänge oder auch Durchblicke zusammengeführt. Diese Übergänge von einem Gartenraum in den nächsten ermöglichen vielfältige Inszenierungen. Sie können auf den ersten Blick unerkannt bleiben und den Betrachter später überraschen, sie können aber auch eindrucksvoll inszeniert werden, beispielsweise mit einem imposanten Heckenbogen. Eine bedeutende Rolle spielen die Gartenwege. Sie verbinden die einzelnen Gartenräume oder Nischen miteinander und machen sie erlebbar. Dabei können sie geradewegs auf das Ziel zusteuern oder schwungvoll über das Grundstück führen: einmal hinter einem Objekt verschwinden, dann wieder zwischen Gehölzen auftauchen und so immer wieder aufs Neue überraschen.

Die Strukturierung kleiner Gärten

Der Eindruck von Räumlichkeit wird auch durch das Verhältnis verfügbarer Fläche und Höhe der gestalterischen Gliederung bestimmt. Ein kleiner Garten wirkt beispielsweise noch kleiner und erdrückender, wenn er von hohen Hecken, Mauern oder Sichtschutzwänden umgeben ist. Zur Markierung von kleinen Räumen sind viele gängige Elemente meist zu massiv. Weniger hoch wachsende Gehölze oder auch Stauden und Gräser eignen sich in solchen Situationen besser und können eine ideale Kulisse für kleinräumige Flächen sein. Schon ein einzelner Baum mit schirmartiger Krone steigert das räumliche Empfinden und kann vollkommen genügen. In kleinen Gärten können die raumbildenden Strukturen auch nur subtil gestaltet oder angedeutet sein. Bodendecker, flächige Staudenbeete und Rasenflächen besitzen unterschiedliche Texturen, die sich voneinander abheben und den Eindruck unterschiedlicher Räume erwecken. Auf den ersten Blick werden sie vom Betrachter gar nicht wahrgenommen und sorgen dadurch für ein harmonisches und reizvolles Gesamtbild.

Hingegen kräftiger wirken Wege, Plätze, Bodenmodellierungen, Geländestufen oder Terrassierungen. Je nach Gestalt oder Materialwahl fügen sie sich kontrastreich oder eher fliessend ins Gartenbild ein. Auch sie strukturieren die Flächen, machen den Garten interessanter und lassen ihn oft grösser erscheinen.

Räumliches gestalten

Das Gesamtkunstwerk Garten setzt vom Gartenplaner räumliches Denken und ein Gespür für Proportionen voraus. Die Raumbildung war schon immer die Kernaufgabe der Gartengestaltung. Das heisst aber auch: Das «gute Gefühl», das ein Garten vermittelt, ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis durchdachter Planung. Wie die Raumbildung in der Ausgestaltung konkret aussieht, bleibt immer individuell. Die Möglichkeiten, die einem Gartengestalter dafür zur Verfügung stehen, sind enorm vielseitig. Was sich aber zeigt: Die Anforderungen an die Gartengestaltung sind gestiegen, weil Grundstücke tendenziell kleiner geworden sind.

Mit dem Anlegen von verschiedenen Gartenzimmern wirkt ein Aussenraum abwechslungsreicher, und sanfte Stilwechsel können einfacher integriert werden.

Raumbildung und Raumwirkung

Zwei entscheidende Regeln bei der Gartenplanung sind die Raumbildung und die Raumwirkung. Die Raumbildung bezieht sich auf die gestalterische Struktur des Raumes, beispielsweise auf die Unterteilung der Räume mit Mauern, Hecken oder Sichtschutzwänden. Hier geht es vor allem darum, ein Grundstück in allen drei Dimensionen zu gestalten. Schon ein Solitärgehölz kann als Raumbildner wirken und den Garten gestalterisch in der Vertikalen erweitern.

Die Raumwirkung hingegen bezieht sich auf die Wahrnehmung des Raumes. Die Raumwirkung wird durch die Blickführung mittels Symmetrie bestimmt. Zudem beeinflussen Proportionen, Wiederholungen und Rhythmus, Blickpunkte und Blickfangwiederholungen die Wahrnehmung des Raumes. Einzelelemente wie ein Kunstobjekt, ein Solitär oder ein lebendiges Wasserspiel können den räumlichen Eindruck steigern. Die Strukturierung und Gliederung der Gartenflächen im Zusammenspiel mit Sichtachsen, einer durchdachten Wegführung mit ausgewogen eingefügten Aufenthaltsorten haben entscheidenden Einfluss darauf, wie harmonisch das Gesamtbild wirkt und ob wir uns im Garten geborgen und somit wohl fühlen.

JardinSuisse

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