Phänologischer Kalender

Frühherbst: Wenn der Garten errötet

Jetzt reifen die Früchte des Sanddorns und des schwarzen Holunders, ebenso Brombeeren und Haselnüsse. Aus den heruntergefallenen Kastanien können lustige Figuren gebastelt werden, und die meisten Apfelsorten sind reif.

Wenn auf den Feldern der hohe Mais dominiert und Aronia, Hagebutte und Kornelkirschen reifen, hat der Frühherbst begonnen. Der was? Der Frühherbst ist eine von zehn Jahreszeiten des phänologischen Kalenders. Dieser Kalender eignet sich sehr gut, um herauszufinden, wann welche Gartenarbeiten erledigt werden sollen. Denn aus gärtnerischer Sicht ist es sinnvoll, die Arbeiten nicht an astronomische Daten zu binden, sondern die Natur zu beobachten.

Im phänologischen Kalender beginnen und enden die Jahreszeiten entsprechend nicht an einem bestimmten Kalendertag, sondern werden konkreten Ereignissen in der Pflanzenwelt zugeordnet. Es gibt für jede Jahreszeit sogenannte Zeigerpflanzen, die zuverlässig anzeigen, wann es Zeit ist, sich etwa vom Sommer zu verabschieden, und wann der Frühherbst Einzug hält. Eine der Zeigerpflanzen im Frühherbst ist die Herbstzeitlose.

Die Herbstzeitlose Colchicum autumnale

Die Herbstzeitlose hat ein ganz spezielles Timing. Sie blüht im Herbst, überdauert unterirdisch und zeigt uns im Frühsommer erst ihre Blätter und kurze Zeit später auch die Kapselfrucht mit den Samen. Möglich ist dies, weil nicht nur ihre Zwiebel, sondern auch der Fruchtknoten, in dem die Samen heranreifen, tief unter der Erde liegt und somit vor dem Winterwetter geschützt ist. Während die Blüten optisch an violette Krokusse erinnern, weisen die Blätter eine Ähnlichkeit mit Bärlauch auf. Die ganze Pflanze ist sehr giftig und darf keinesfalls gegessen werden. Da aber die Herbstzeitlosenblätter später als die Bärlauchblätter erscheinen und dies auch nur in Ausnahmefällen am gleichen Standort, ist die Verwechslungsgefahr nicht sehr gross. Genaues Hinschauen empfiehlt sich aber trotzdem immer beim Sammeln von Wildpflanzen.

Die Herbstzeitlose ist die bekannteste Vertreterin aus der rund 100 Arten umfassenden Familie der Zeitlosengewächse. Diese vergessen nicht etwa die Zeit, sondern das «Losen» stammt vom Althochdeutschen «liozan», was so viel wie «Vorhersagen» bedeutet. Die Herbstzeitlose kündet also mit ihrer Blüte den Herbst an. Nicole Egloff, Pflanzenfreund.ch

Aus gärtnerischer Sicht ist es sinnvoll, Arbeiten nicht an astronomische Daten zu binden, sondern die Natur zu beobachten.

Buchtipp: Phänologisches Handbuch

Mit Pflanzen und Tieren durch die zehn Jahreszeiten.

 

86 Seiten, Softcover mit Fadenheftung und offenem Rücken, Format 148 x 210 mm.

 

Erschienen im Pflanzenfreund Verlag. Fr. 29.90 plus Versandkosten.

 

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Sonstiges

Schnittgut vom Heckenschnitt zu Totholzhaufen auftürmen.

Samen von Echinacea und anderen Stauden, die man vermehren möchte, sammeln.