Hans-Peter Bönzlis Haus liegt am Hang, mit den hier vorkommenden Jurakalksteinen hat er ihn auf einfache, aber gekonnte Weise selbst terrassiert. Hinter dem Teich sehen wir die ersten Frauenschuh-Orchideen hervorblitzen, von denen es in diesem Garten viele zu bestaunen gibt. Namensgeberin der wohl spektakulärsten Wildpflanze ist die pantoffelförmige Blüte, die hierzulande mit gelbem Schuh und schokobraunen Perigonblättern (Cypripedium calceolus) daherkommt. Ähnlich präsentiert sich der Kleinblütige Frauenschuh (C. parviflorum), eine aus Nordamerika stammende Naturart, während C. rebunense von der japanischen Insel Rebun durchgehend pastellgelb und C. pubescens aus Nordamerika zitronengelb ist. Der Grossblütige Frauenschuh (C. macranthos) aus dem Himalaya, die nächste Verwandte unserer heimischen Art, zeigt sich durchgängig dunkelrosa. An diesem Hang, im lichten Schatten von Zaubernuss, Blumen-Hartriegel, Zwerg-Ahorn, Schneeball oder der roten Tulpen-Magnolie behagt es den Frauenschuh-Orchideen äusserst gut. Die Lage bietet alles, was sie brauchen: Die starke Sonne wird abgeschirmt und fällt als sanfte Lichtsprenkel zu Boden, das luftfeuchte Klima und der Kalkboden des Jurasteins bieten beste Wachstumsbedingungen. In Hans-Peter Bönzlis Waldgarten stehen zahlreiche Sorten. Man weiss gar nicht, welche die liebreizendste ist: Die Sorte ‘Emil’ (Bild) trägt ihre Petalen stark gedreht, als hätte sie Zapfenlöckchen.
Im Kindergarten
Als ehemaliger Präsident des Orchideenvereins Bern kennt Hans-Peter Bönzli die richtigen Leute: Er tauscht Samen mit Orchideenfreunden aus, darunter bekannte Züchter wie Werner Frosch. Hans-Peter kreuzt verschiedene Sorten, indem er sie von Hand bestäubt, und bringt sie dann ins Labor zu einem Freund, wo sie steril ausgesät werden. Nur so wird die gewünschte Sortenreinheit erreicht. Als Jungpflanzen erhält er seine Schätze zurück, die dann in den «Kindergarten» seines Waldhangs kommen – ein besonders heikler Moment ist, wenn sie vom Labor erstmals in die Erde gepflanzt werden. Denn Orchideen benötigen zwar einen natürlichen Pilz zum Keimen in der Natur, doch andere schädliche Bodenbrüterpilze können eine Pflanze genauso gut zum Absterben bringen.
Bis die Pflanze nach der Aussaat ihre erste Blüte hervorbringt, dauert es zwischen vier und sieben Jahren. Man braucht also viel Geduld, um die Schönheiten aus einem Samenkorn zum Blühen zu bringen. Weitere Informationen auf der Website: frauenschuhgarten.ch
Das mögen Frauenschuhe
● Lichte, halbschattige Nord- oder Ostlagen
● Luftfeuchtes Klima
● Aufzucht im Topf (Nährstoffversorgung kann sichergestellt werden)
● Durchlässige, krümelige Erde
● Torfersatzprodukte mit Holzfasern
● Kalkhaltige Böden
Und das mögen sie nicht:
● Mittagssonne
● Trockenheit (alle zwei Tage wässern)
● Lange Nässeperioden (abdecken)
● Schnee und Frost
● Lehmige, steinige Böden
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