Ob Öl, Gas oder Strom: Energie ist kostbar. Daher lohnt es sich, als Immobilienbesitzer die Wärmeversorgung unter die Lupe zu nehmen. Das gilt sowohl für Eigentümerschaften von Einfamilienhäusern wie auch für jene von grösseren Mehrfamilienhäusern. In diesen Gebäuden wurden früher oft überdimensionierte Öl- oder Gaskessel oder ineffiziente Elektroheizungen eingebaut. Weil die Energie sehr günstig war, fiel der übermässige Verbrauch kaum ins Gewicht.
Nicht erst heute erweisen sich solche schlecht ausgelegten Heizsysteme als ökologisch und ökonomisch problematisch. Es lohnt sich, jetzt den Umstieg auf eine erneuerbare Heizung zu prüfen. Dafür bietet sich die Impulsberatung «erneuerbar heizen» an, ein kostenloses Angebot für Eigentümerinnen und Eigentümer von kleineren und grösseren Immobilien (siehe Infobox). Sie verschafft einen guten Überblick, welche erneuerbaren Heizsysteme am Standort infrage kommen. Etabliert haben sich hierzulande in den vergangenen Jahren insbesondere die folgenden vier Lösungen.
Wärmepumpe – die Allrounderin
Bei Neubauten sind Wärmepumpen seit Längerem die beliebteste Variante zur Wärmeerzeugung. Dank ihrer Vielseitigkeit eignen sie sich ebenso gut auch für den Ersatz von fossilen Heizungen oder Elektroheizungen in Bestandesbauten. Als Energiequelle nutzen Wärmepumpen sogenannte Umweltwärme, also thermische Energie aus der Luft, aus dem Boden, aus Grund- oder Seewasser oder auch aus Abwärme. Dies ermöglicht eine sehr hohe Effizienz: Eine Wärmepumpe generiert etwa drei- bis fünfmal so viel Energie, wie sie in Form von Strom verbraucht. Wer mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und / oder an der Fassade eigenen Strom erzeugt, schont die Umwelt sowie das eigene Portemonnaie dank tieferen Energiekosten zusätzlich.
Fernwärme – die Aufsteigerin
Haben Sie in letzter Zeit auch beobachtet, dass in der Nähe gedämmte Rohre im Boden verlegt wurden? Wenn ja, ist die Chance gross, dass es sich dabei um den Ausbau eines Fernwärmenetzes handelte. Bei einem Fernwärmenetz wird die Wärme zentral erzeugt und anschliessend über hochgedämmte Leitungen zu den einzelnen Verbrauchern gebracht. Dort wird die Wärme via platzsparende Übergabestation auf den Wärmekreislauf des Gebäudes übertragen. Als Energiequelle kommen See-, Grund- und Abwasser infrage, aber auch Holzfeuerungen, Geo- und Solarthermie sowie Abwärme aus Kehrichtverbrennungsanlagen oder der Industrie. Diese breite Palette ermöglicht wie bei der Wärmepumpe eine Realisierung an vielen Orten, weshalb insbesondere in dicht besiedelten Gebieten immer mehr Fernwärmenetze realisiert werden.
Holzenergie – die Rückkehrerin
Über Jahrtausende nutzte der Mensch den Rohstoff Holz als Wärmequelle, bis im Verlauf des 20. Jahrhunderts die fossilen Brennstoffe seinen Platz einnahmen. Nun feiert Holz ein Revival. Da es nachwächst und dabei wieder CO2 bindet, gilt es als klimaneutraler Energieträger, denn gemäss dem Schweizer Waldgesetz darf nur so viel Holz genutzt werden, wie gleichzeitig nachwächst. Nutzen Sie Holz aus Ihrer Region und informieren Sie sich vor dem Heizungsersatz über dessen längerfristige Verfügbarkeit – das ermöglicht kurze Transportwege und schafft regionale Wertschöpfung. Das Holz wird in Form von Pellets oder Schnitzeln vor Ort zwischengelagert und automatisiert in den Brennkessel eingeführt. Pelletheizungen eignen sich für Einfamilienhäuser sowie kleinere Mehrfamilienhäuser.
Solarthermie – die Unabhängige
Über Kollektoren auf dem Dach oder an der Fassade lässt sich Solarenergie in Form von Wärme gewinnen und anschliessend in einem Speicher zwischenlagern. So kann die Solarthermie einen Teil der Warmwasseraufbereitung sowie der Beheizung übernehmen. Damit leistet sie einen wertvollen Beitrag und erhöht die Effizienz des Gesamtsystems. Solarthermie ist unabhängig von steigenden Energiepreisen, zudem ist weder ein Brennstofftransport noch eine -lagerung nötig. Das Potenzial für Solarthermie in der Schweiz ist sehr gross. Am besten eignen sich Solarwärmeanlagen für den Einsatz bei Mehrfamilienhäusern. Solarthermie ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Heizung ersetzt oder die Arbeit mit einer Dach- oder Gesamtsanierung kombiniert wird.
Insgesamt wirtschaftlicher
An der Auswahl fehlt es also nicht – aber wie steht es um die Wirtschaftlichkeit dieser erneuerbaren Heizsysteme? Tatsächlich schneiden sie diesbezüglich heute oft besser ab als fossil betriebene Heizungen. Die Investitionskosten sind zwar tendenziell höher, werden jedoch unter anderem dank Förderbeiträgen von Gemeinden, Kantonen oder anderen Anbietern reduziert. Vor allem sind die erneuerbaren Heizungen im Betrieb wegen der tieferen Energiekosten deutlich günstiger. Damit stehen sie in der Gesamtbetrachtung über die Lebensdauer besser da als mit Öl oder Gas betriebene Systeme, deren Marktpreise grossen Schwankungen unterliegen.
Wer eine erneuerbare Heizung installiert, profitiert zudem von Steuerabzügen. Wie hoch die möglichen Abzüge sind und welche Regeln konkret gelten, ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Auch unterscheiden sich die Möglichkeiten je nach Art der Liegenschaften und Besitzverhältnisse. Bei konkreten Fragen helfen unter anderen die Expertinnen und Experten des Hauseigentümerverbands (HEV) sowie der kantonalen Steuerämter gerne weiter.
Immobilienwert steigt
Ein modernes Heizsystem mit einer erneuerbaren Energiequelle wirkt sich auch positiv auf den Wert einer Liegenschaft aus, denn ein Gebäude mit einer zeitgemässen Wärmeversorgung lässt sich einfacher wiederverkaufen. Und nicht zu vergessen: Wertvermehrende Investitionen dürfen auf die Mietzinse überwälzt werden. Dazu zählen etwa der Ersatz einer fossilen Heizung durch ein System mit erneuerbarer Energiequelle oder die Installation einer Photovoltaikanlage.
Wenn eine fossile Heizung mehr als zehn Jahre alt ist, sollte die Eigentümerschaft die Planung des Ersatzes angehen. So bleibt genug Zeit, um beispielsweise im Rahmen einer Impulsberatung «erneuerbar heizen» die möglichen Heizsysteme zu prüfen. Dabei erhält man als Eigentümerschaft bereits eine grobe Kostenschätzung zu den verschiedenen Heizsystemen, welche die Investitions-, Betriebs- und Energiekosten sowie die jeweiligen Förderbeiträge umfasst.
Wichtig zu wissen ist auch, dass Anbieter von Hypotheken bei Beratungen zur Immobilienfinanzierung die langfristige Werterhaltung, die Energieeffizienz und allfällige Sanierungsmassnahmen des zu finanzierenden Gebäudes in Zukunft vermehrt ansprechen werden. Dies ist in einer neuen Richtlinie der schweizerischen Bankiervereinigung so festgehalten, die auf den 1. Januar 2023 mit einer Übergangsfrist bis zum 1. Januar 2024 in Kraft trat.
Impulsberatung «erneuerbar heizen»
Die Impulsberatung «erneuerbar heizen» ist ein Angebot des Bundes, das Eigentümerschaften von Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Stockwerkeigentümerschaften kostenlos in Anspruch nehmen können. Dabei besichtigt eine Fachperson das Gebäude und gibt im persönlichen Gespräch einen Überblick zu den Möglichkeiten, die bestehende Heizung durch ein erneuerbares Heizsystem zu ersetzen. Auch eine grobe Kostenschätzung und Tipps zum weiteren Vorgehen sind Teil der unverbindlichen Beratung. Eine Impulsberaterin oder einen Impulsberater in der Nähe finden Sie auf: erneuerbarheizen.ch