Das Quartier zwischen Klusplatz, Kulturama und Botanischem Garten vermittelt einen Mix aus gediegener Beständigkeit und Metropolflair. Der Jugendstilbau inmitten des städtischen Wohnviertels stammt aus dem Jahr 1895. Zuoberst auf dem altehrwürdigen Bau thront als fünftes Wohngeschoss die besagte Dachwohnung. Diese entstand nachträglich, indem der ehemalige Estrich des Mehrfamilienhauses 1984 zu Wohnraum umgebaut wurde. Dabei wurden auch eine Galerie und zwei Terrassen geschaffen. Als vor Kurzem der heutige Eigentümer die Wohnung erwarb, bot sich ihm die Gelegenheit, die Wohnung zu modernisieren und mit professioneller Hilfe an seine Bedürfnisse anzupassen.
Neues Raumkonzept
Die Raumanalyse von Projektleiterin Susanne Gygax vom Einrichtungsfachgeschäft teo jakob ergab, dass das Potenzial der Wohnung noch längst nicht ausgeschöpft war. Ihren ersten, einfachen Analyseschritt erklärt sie selbst: «Wo muss man hier schon den Kopf einziehen?». Um solche Einschränkungen zu beheben und andererseits die Stärken der Wohnung wie die schönen Ausblicke und den Zugang zur Terrasse besser zu inszenieren, erstellte sie ein neues Raumkonzept. Das Ziel bestand schliesslich darin, den Raum zu öffnen und ein klares Zentrum zu schaffen. Dafür machten die Innenarchitekten dem Bauherrn den Vorschlag, das vorhandene grosse Cheminée abzubrechen, die Küche zu versetzen und das Ganze inklusive einer Kochinsel im Wohnbereich zu platzieren.
Durch die offene Küche ist der 65 m2 grosse Wohn- und Essbereich jetzt optimal zoniert. Durchgängige Blickachsen in Richtung Fenster und Terrasse sorgen für ein offenes Gefühl und viel Licht im Innenraum. Ein helles und freundliches Farbkonzept unterstreicht diese Grosszügigkeit. Mit einer einheitlichen Farbgebung konnte auch die Präsenz der Küche reduziert werden. Alle Einbauten, die neue Galeriebrüstung und die bestehende Wendeltreppe wurden passend zur Küche ebenfalls weiss gestrichen. Zusammen mit einzelnen sandfarbenen Wänden entstand eine moderne, wohnliche Atmosphäre. Ein dunkler Eichenboden gibt dem lichtdurchfluteten Raum schliesslich einen edlen Charakter.
Eigenständige Bereiche
Der neue, offene Grundriss bietet eine gestaffelte Anordnung von drei Zonen: Küche, Essbereich und einladende Sofaecke. Alle drei Bereiche sind verbunden und stehen doch auch ganz für sich. Dazu trägt neben architektonischen Elementen wie jeweils einem Erker sowie zonierenden Stützen und Balken auch die Möblierung bei.
Die Innenarchitektin Alexandra Ammann von teo jakob führt aus, dass Innenarchitektur und Möblierung gestalterisch eine Einheit bilden sollten. Im Essbereich griffen die Gestalterinnen daher zu einem Eycatcher: Der ikonische Massivholztisch knüpft mit seinen massiven Kantholzbeinen optisch an die Holzstützen der Wohnung an. Die europäische Eiche transportiert eine warme Lebendigkeit in den Raum und markiert in ihrer klaren Form zusammen mit einem charakteristischen Hängeleuchter den Mittelpunkt der Wohnung. Die anschliessende Sitzecke erhielt ein weisses niedriges Ecksofa, das sich zusammen mit einem hellen Teppich zurückgenommen in die Raumecke schmiegt. Einen Kontrast bildet ein dunkelroter Sessel.
Zu den Herausforderungen in einer Dachwohnung mit ihren Schrägen zählt auch, Schränke oder ein Regal zu platzieren. Da der Raum der alten Küche frei wurde, baute die Architektin kurzerhand eine begehbare Garderobe unter den Schrägen ein. Die Ordnungsliebe leitete auch die Gestaltung im eher kleinen Badezimmer, wo die Spülkastenverkleidung aus Holz als Einbauschrank weitergezogen wurde. Obenauf entstand zudem eine praktische Ablagefläche. Ein reduzierter, kantiger Waschtisch schafft ein modernes Ambiente, während das wandmontierte Badmöbel die warme Natürlichkeit des Holzschranks aufnimmt.
Versteckte Rückzugsorte
Hinter einer raumsparenden Schiebetüre versteckt sich das kleine Schlafzimmer, das mit einem zurückhaltenden Massivholzbett und zwei runden Nachttischen ausgefüllt ist.
Ein weiteres Highlight der Wohnung erklimmt der Hausherr über die Wendeltreppe im hinteren Bereich der Wohnung: Hier befindet sich die Galerie, die einerseits auf eine weitere Terrasse führt und andererseits Platz für eine versteckte TV- und Leseecke bietet. Die extra tief gewählten Möbel, ein Lowboard für den Fernseher und ein flaches Vollpolstersofa nutzen den Raum auf der einseitig offenen Empore optimal aus.
In der geschickt umgebauten Wohnung sorgt ein exquisiter Stilmix aus hochwertigen Materialien und Farben für ein zeitloses und raffiniertes Zuhause, einen wohnlichen Rückzugsort inmitten der Stadt Zürich.
