Immobilienmarkt

Einfamilienhäuser: Zunahme bei Angebot und Nachfrage

Immobilienmarkt Die sinkenden Zinsen erhöhen die Anzahl an Einfamilienhäusern auf dem Markt, gleichzeitig steigt auch die Nachfrage. Das zeigt die neueste Online Home Market Analysis, die der HEV Schweiz gemeinsam mit ImmoScout24 publiziert hat.

von Adrian A.F. Spiess, Volkswirtschafter HEV Schweiz / Rudolf Marty, Stv. Leiter Swiss Real Estate Institute / Fabian Korn, Communication Manager SMG Swiss Marketplace Group AG

Zwischen Juli 2023 und Juni 2024 wurden knapp 75 000 Einfamilienhäuser ausgeschrieben, wie die aktuelle Online Home Market Analysis von ImmoScout24 und HEV Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Swiss Real Estate Institute zeigt. Das Angebots-Wachstum legte damit erneut zu, von plus zehn Prozent in der letzten Periode auf plus 36 Prozent in der aktuellen Periode.

Dies ist in erster Linie auf eine Beruhigung bei den Hypothekarzinsen zurückzuführen, die am Beispiel einer fünfjährigen Festhypothek bis zum Ende der Berichtsperiode im Vergleich zum Vorjahreswert um rund einen halben Prozentpunkt gesunken sind. Entsprechend hatten Besitzerinnen und Besitzer von Eigenheimen mit dem Verkauf zugewartet, bis sich der vorangegangene Zinsanstieg wieder etwas abgebaut hatte.

Schweizer Hausmarkt auf Wachstumskurs

Die schweizweit rund 20 000 zusätzlich zum Verkauf ausgeschriebenen Einfamilienhäuser verlängerten die durchschnittliche Inseratedauer in der Folge um 9 auf 76 Tage (plus 13 Prozent). Diese im Verhältnis zur prozentualen Zunahme der Anzahl Inserate moderate Verlängerung der Ausschreibungszeit lässt auf eine wachsende Nachfrage nach Einfamilienhäusern schliessen, die das zusätzliche Angebot somit gut absorbierte.

Für Markus Meier, Direktor des Hauseigentümerverbandes Schweiz, zeigen die neuesten Resultate, dass der Einfamilienhausmarkt in der Schweiz volumenmässig weiterhin auf Wachstumskurs ist. «Beflügelt durch eine anhaltend knappe Wohnraumversorgung und die gesunkenen Zinsen ist auch weiterhin kein Ende der hohen Nachfrage nach Einfamilienhäusern absehbar», blickt Meier voraus. Erfreulich für potenzielle und gerade auch jüngere Eigenheimkäuferinnen und -käufer sei, dass sich das Preiswachstum trotz sinkender Wohnbautätigkeit und anhaltend hoher Nachfrage jüngst abgeschwächt habe, so Meier weiter.

Verkäufer beobachten genau

Für Martin Waeber, Managing Director Real Estate bei der SMG Swiss Marketplace Group, untermauern die Resultate der aktuellen Studie, dass der Wunsch nach den eigenen vier Wänden auch in einem Mieter-Land wie der Schweiz ungebrochen ist. «Dass mit den sich beruhigenden Zinsen auch wieder mehr Objekte auf den Markt kommen, zeigt, dass Verkaufende und Kaufende den Markt genau beobachten und reagieren», so Waeber. Dass trotz des gestiegenen Angebots die Inseratedauer nicht gleich viel zugenommen habe, verdeutliche die Effizienz der Wege, wie sich diese zwei Gruppen fänden, schlussfolgert Waeber: «Dazu gehören unter anderem die Immobilienplattformen ImmoScout24 und Homegate.»

Mit Blick auf die Regionen und Subregionen gab es derweil deutliche Unterschiede. So mussten sich Eigenheimbesitzerinnen und Eigenheimbesitzer in der Deutschschweiz sowie im Tessin aufgrund des gestiegenen Angebots etwas länger bis zum Verkauf gedulden. In Zürich beispielsweise nahm die durchschnittliche Inseratedauer gegenüber der Vorperiode um 19 Prozent zu, im Engadin waren es gar 24 Prozent. In den beiden Westschweizer Regionen Waadt / Wallis (minus ein Prozent) und insbesondere in Genf (minus zwölf Prozent) wechselten Eigenheime hingegen schneller den Besitz.

Insgesamt hat sich das Bild aber nicht verändert: Am schnellsten verkaufen sich Einfamilienhäuser nach wie vor in den Grossregionen Zürich und Genf sowie neu in der Subregion Prättigau Davos, am meisten Geduld braucht es im Tessin.

Nachfrage steigt überall

Die Kombination der Veränderungen bei der Inseratedauer und der Anzahl Inserate lässt Rückschlüsse auf die Nachfrage zu. Die grösste Nachfragezunahme der letzten zwölf Monate zeigte sich dabei in der Region Genf, gefolgt von Waadt / Wallis und Prättigau Davos, jedoch weisen alle Regionen und Subregionen eine zunehmende bis stabile Nachfrage auf. Dies verdeutlicht, dass das Einfamilienhaus kein Auslaufmodell ist, sondern im Gegenteil nach wie vor stark gefragt ist.

Für Peter Ilg, Leiter des Swiss Real Estate Instituts, ist es immer wieder erstaunlich, wie robust die Nachfrage nach Einfamilienhäusern in der Schweiz ist. «In den vergangenen Jahren hatten wir zunächst deutliche Preissteigerungen bei Einfamilienhäusern erlebt – später kamen markante Zinssteigerungen ins Spiel, nun gefolgt von erneut tieferen Zinsen und dafür einer deutlichen Angebotsausweitung», fasst er den bisherigen Markt zusammen. Dies alles habe die Nachfrage nicht merklich dämpfen können, und Einfamilienhäuser würden sich im Schweizer Durchschnitt nach wie vor in schnellen sechs bis acht Wochen verkaufen, so Ilg weiter. «Das sind insbesondere gute Nachrichten für Verkaufswillige, aber auch für diejenigen, die erst noch kaufen möchten und somit die erheblichen finanziellen Mittel dafür aufbringen können.»

Angesichts dieser Zahlen und Fakten ist zu erwarten, dass Einfamilienhäuser auch in Zukunft eine solide Wertanlage bleiben werden. Dies auch dann noch, wenn aufgrund des steigenden Durchschnittsalters der Schweizer Bevölkerung in Zukunft noch mehr Objekte auf den Markt kommen werden oder deren Besitz aufgrund von Energieeffizienzvorschriften zusätzliche Investitionen verlangt.

Über die Studie

Die Online Home Market Analysis ist eine halbjährlich erscheinende Analyse, die alternierend den Markt für Eigentumswoh-nungen und Einfamilienhäuser betrachtet. ImmoScout24 sowie der HEV Schweiz publizieren die Analyse in Zusammenarbeit mit dem Swiss Real Estate Institute der Hochschule für Wirtschaft Zürich.