Bepflanzung

Ein sinnlich blühendes Häuserkleid

von Othmar Ziswiler

JardinSuisse

Längst hat die Gartenwelt erkannt, dass eine vielgestaltige Pflanzenwelt Fassaden, Pergolas, Gartenzäunen oder dem tristen Geräteschuppen zu neuem Glanz verhilft. Zwei Varianten stehen zur Verfügung: einjährige Kletterpflanzen bei wenig Platz oder wo es schnell grün sein soll. Mehrjähriges Fassadengrün kann, die richtige Kletterkonstruktion vorausgesetzt, über Jahre, sogar Jahrzehnte Auge und Nase betören, für Sichtschutz sorgen und Versteckmöglichkeit für Insekten und Vögel sein.

Dauerhaft begrünt: Mit diesen fünf Pflanzen funktioniert es

1. Die Waldrebe (Clematis) gilt als Königin der Kletterpflanzen. Wenig überraschend, denn der Facettenreichtum ihrer Blüten ist immens. Man unterscheidet zwischen früh- und spätblühenden Arten. Bei der ersten Gruppe erscheinen die Blüten ab April, bei der zweiten von Juli bis September. Beliebt sind Clematis «Nelly Moser», die grosse, lilarosa gestreifte Blüten produziert, die Alpenwaldrebe (C. alpina), die sich im Mai mit glockenförmigen, blauvioletten Blüten schmückt, oder die sehr reichblühende Berg-Waldrebe (C. montana «Rubens»). Waldreben benötigen Sonne für die Blütenentwicklung, aber sie bevorzugen kühle Wurzeln. Daher sollte die Basis der Pflanzen mit Mulch oder anderen Pflanzen beschattet sein.

2. Den Blauregen aus der Familie der Schmetterlingsblütler, botanisch Wisteria, kennt man auch als Glyzinie. Wenn sich im Mai seine in langen Rispen herabhängenden, duftenden Schmetterlingsblüten öffnen, ist ein Sinnesspektakel der Sonderklasse zu erwarten. Hierzulande sind meist zwei Formen anzutreffen: der blau-violett blühende Chinesische Blauregen (W. sinensis) sowie der Japanische Blauregen (W. floribunda). Um die sehr wuchsfreudigen Pflanzen zu kontrollieren und um die Blütenbildung zu fördern, sind Schnittmassnahmen unentbehrlich.

3. Besonders beliebt als Kletterpflanze ist die Weinrebe (Vitis vinifera). Speziell über eine Tessiner Pergola gezogen, versprüht sie mediterranes Flair. Viele Sorten stehen zur Verfügung, die mit feinen Früchten und schöner Laubform und -farbe bestechen. Sie kann auch in einem Topf auf einem Balkon stehen und so das Balkongeländer verschönern. Spezieller Pluspunkt der Weinrebe ist die Herbstfärbung von Laub und Trauben.

4. Wer eine Kletterpflanze schätzt, deren Früchte Vitamin-C-reicher sind als Äpfel, dem sei die Kiwi (Actinidia) empfohlen. Eigentlich stammt sie aus den gemässigten Regionen Ostasiens. Wo nur geringe Spätfrostgefahr herrscht und der Standort sehr sonnig ist, wächst sie auch hierzulande. Kiwipflanzen sind einhäusig. Damit sie Früchte tragen, ist in der Regel je eine männliche und eine weibliche Pflanze erforderlich. Inzwischen gibt es aber auch Kiwi-Sorten, die ohne Befruchtersorte auskommen. Während die «klassische» Kiwipflanze (A. deliciosa) bis zu 70 g schwere Früchte produziert, sind diejenigen der Beerenkiwi (A. arguta) nur halb so gross. Wo enge Platzverhältnisse herrschen, ist sie die bessere Wahl – zudem ist sie bis –25 °C winterhart.

5. Exotisches Flair garantiert die Trompetenblume (Campsis). Es gibt zwei Hauptarten: die aus Amerika stammende Campsis radicans sowie Campsis grandiflora mit Ursprung Asien. Beide zeichnen sich durch grosse, trompetenförmige Blüten aus, je nach Art und Sorte rot («Stromboli»), gelb («Flava») oder orangefarben (C. grandiflora). Von Juli bis September erscheinen sie in Büscheln an den Enden der diesjährigen Triebe. Wie Efeu bildet die Pflanze Haftwurzeln und kommt daher auch ohne Kletterhilfe aus. Sie ist bis –15 °C winterhart.

Damit die Pflanzen gedeihen, braucht es einen ihren Vorlieben entsprechenden Standort mit durchlässigem Erdreich. Besitzen sie keine Haftwurzeln, benötigen sie eine sehr solide Kletterhilfe, die am besten vom Experten geplant wird. Das kann mit höheren Kosten verbunden sein, denn speziell starkwachsende Schlinger wie der Blauregen legen einiges an Zugkraft an den Tag. Auskunft dazu können die Fachgärtnerei oder das Gartencenter vor Ort erteilen.

Blütenfülle in nur einer Saison

Bei geringen Platzverhältnissen und wo keine spezielle Kletterkonstruktion erwünscht ist, sind einjährige Kletterpflanzen die bessere Wahl. Aber auch sie benötigen ein Klettergerüst, zum Beispiel ein Spalier oder ein Gitter, nur muss es nicht so robust sein wie das der mehrjährigen. Auch hier gilt: Nur am passenden Standort – warm, sonnig, windgeschützt – entfalten die Pflanzen ihre wahre Pracht. Regelmässige Dünger- und Wassergaben müssen sein.

6. Trichterförmige Blüten und herzförmiges Laub: Leicht ist die Prunk- oder Trichterwinde (Ipomoea) mit der hiesigen Zaunwinde verwechselt. Im Nu schlängelt sie sich an Bambusstöcken, Holzzäunen oder Spalieren empor und blüht ab Juni überreich in Blau, Rosa, Weiss und Violett. Wer möchte, dass sie etwas buschiger wächst, sollte allzu forsche Triebe einkürzen. Bei guter Pflege, also regelmässigen Wasser- und Düngergaben, kann die Trichterwinde eine Wuchshöhe von bis zu 10 Metern erreichen.

7. Die aus Südamerika stammende Passionsblume schart hierzulande immer mehr Follower um sich. Über 530 Arten sowie durch Zucht entstandene Hybriden machen die grosse Passionsblumenwelt aus. Viele eignen sich für die einjährige Kultur in hiesigen Gärten, beispielsweise die blaue (Passiflora caerulea), die violette (P. violacea) oder die essbare Passionsblume (P. edulis). Was die Pflanzen so aussergewöhnlich macht, sind die auffälligen Blüten. Mit einem Strahlenkranz aus sterilen Staubblättern und kreisförmig angeordneten Hüllblättern ist jede Blüte ein Kunstwerk.

8. Auch die Schwarzäugige Susanne (Thunbergia alata) ist die ideale Kletterpflanze für alle, die überreiche Blüte bei geringem Pflegeaufwand schätzen. Was sie besonders macht, sind ihre drei bis vier Zentimeter grossen Blüten mit dem kontrastierenden schwarzen Fleck in der Mitte. Klassischerweise sind sie hell- bis dunkelorange gefärbt, doch in gut sortierten Fachgartencentern sind auch Farben wie Gelb, Rosa und Weiss erhältlich. Mit ihren feinen Trieben umklammert sie Spaliere, macht aber auch herabhängend als Ampelpflanze Eindruck.

9. Bei wem die Liebe zu Pflanzen durch die Nase geht, in dessen Garten darf die Duft-Wicke oder Duftende Platterbse (Lathyrus odoratus) nicht fehlen. Von Juni bis September erscheinen die duftenden schmetterlingsartigen Blüten in Trauben in Weiss, Rosa, Rot, Blau oder Violett. Je nach Sorte erreicht die Pflanze eine Höhe von eineinhalb bis zu drei Metern. Mehrjährige Formen der Duft-Wicke werden als Staudenwicken (Lathyrus latifolius) bezeichnet.

10. Wer nach einem Sichtschutz sucht, der in kürzester Zeit unschöne Gartenecken kaschiert – wo es ihr gefällt, kann sie bis zu sechs Meter hoch werden –, findet in der Glockenrebe (Cobaea scandens) die Lösung. Die gebürtige Mexikanerin ist für ihre grossen, sehr dekorativen glockenförmigen Blüten bekannt. Zunächst grünlich-weiss, intensiviert sich die Farbe im Laufe der Zeit zu einem kräftigen Blauviolett, von dem sich die hellen Staubgefässe kunstvoll absetzen. Auch in Töpfen funktioniert sie, solange sie genug Platz zum Klettern hat.

Diese zehn Tipps bilden nur einen kleinen Teil der reichen Welt der Kletterpflanzen ab. Es lohnt sich, eine Gärtnerei oder ein Fachgartencenter zu besuchen, um weitere Pflanzen kennenzulernen und Ratschläge für die Pflanzen zu erhalten, die auf die klimatischen Bedingungen und den Bodentyp des jeweiligen Gartens zugeschnitten sind.