Topografisch bedingt ist das Gelände in der Schweiz an vielen Orten gebirgig oder zumindest hügelig. Hanggrundstücke sind somit keine Seltenheit und sehr gefragt. An Hanglagen können intime und gleichzeitig erlebnisreiche Gartenräume entstehen, die sich nicht mit horizontalen Gärten vergleichen lassen. Oft bieten sie eine fantastische Aussicht und strahlen eine gewisse Leichtigkeit aus. Deren Gestaltung stellt jedoch eine grosse Herausforderung dar, sowohl für Planer wie auch für die ausführenden Gartenbauer. Es erfordert viel Einfühlungsvermögen und technisches Fachwissen, um das gestalterische Potenzial des Geländes auszuschöpfen. Mit spezifischen gartenbautechnischen Massnahmen und einer präzisen Umsetzung erhalten die Grundstücke nicht nur horizontale, sondern auch vertikale Strukturen, die Geborgenheit und gleichzeitig eine Erlebniswelt bieten.
Anspruchsvolle Ausgangslage
Das hier vorgestellte Gartenprojekt liegt in einer stark abfallenden Hanglage. Es ist nach Südwesten ausgerichtet und beeindruckt mit einem Rundblick über die idyllische Hügellandschaft im Raum Baden. Die gesamte Region ist in eine abwechslungsreiche Stufenlandschaft aus abfallenden Hängen eingebettet und durch terrassierte Bauten geprägt, gewissermassen ein Tummelplatz für Terrassengärten. Hier reiht sich ein Hanggarten an den anderen – und mittendrin der von Robin Lustenberger und Jan Schelling (LSLA GmbH) umgestaltete Privatgarten.
Die Kernsanierung des Wohnhauses hatte die Liegenschaftsbesitzer dazu veranlasst, auch die Umgebungsgestaltung in Angriff zu nehmen, um so das komplette Grundstück aufzuwerten. Die Bauherrschaft wünschte sich ein stimmiges Gesamtkonzept, das mit verschiedenen Plätzen, Materialien und Pflanzflächen gestaltet ist. All das sollte mit Farben und unterschiedlichen Ausstattungselementen schlüssig zusammengefügt sein.
Bis anhin wirkte der bestehende Garten mit seiner kleinräumigen Gliederung auf unterschiedlichen Höhen eingeengt und verzettelt. Die neue Gestaltungshandschrift sollte den Aussenraum optisch grosszügiger und einheitlicher erscheinen lassen. Aber auch für die Nutzung sollten die einzelnen Ebenen bestmöglich ausgebaut werden, wobei das Ausmass vorgegeben war. Allerdings wurden die einzelnen Ebenen früher nicht vollständig ausgeschöpft, und die bestehenden Bahnschwellen als Hangsicherung waren nicht mehr zeitgemäss.
Schliesslich führte die Terrassierung dazu, dass die Gartennutzung heute hauptsächlich auf zwei Ebenen stattfindet. Die Verbindungswege zwischen den einzelnen Etagen sind dem Gelände entsprechend mit Treppen oder Rampen angelegt. Neben einer schlüssigen Geländestruktur war der gestalterische Einbezug der Fernsicht im Einklang mit der gewünschten Privatsphäre eine zusätzliche Herausforderung. Um fremde Blicke fernzuhalten, kam ein Sichtschutz – wo nötig – hinzu. Dort, wo der Blick in die Ferne schweifen darf, findet man keinen Sichtschutz oder nur in reduzierter Form.
Fachwissen gepaart mit Kreativität
Das neue Gartenkonzept überzeugt mit einer hohen Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit. Jeder einzelne Gartenteil erhielt eigene, unverkennbare Merkmale, die ihm eine Besonderheit verleihen. Das Leben und Wohnen wird heute noch schöner nach aussen getragen. Mit Sitznischen im fliessenden Gartengrün sind kleine Rückzugsorte entstanden, die von Gehölzen und Stauden akzentuiert, umrahmt und geschützt werden.
Eine prägende Handschrift bekommt das stimmige Gartenbild durch seine formalen Belagsflächen in klarer Linienführung, die von weichen Pflanzflächen eingefasst und unterbrochen sind. Regie führt hier eine artenreiche Bepflanzung, die als Gegenstück zu den harten, grossformatigen Natursteinbelägen aus Onsernone-Gneis mit ihrer Lebendigkeit punktet. Dazu tragen auch die filigranen Gräser bei, welche die strenge und minimalistische Formensprache der Belagsflächen weichzeichnen und im Winde fast zu tanzen beginnen. Einzelne Wegverbindungen wurden mit Schrittplatten so erstellt, dass sie dem Grün noch mehr den Vorzug geben und der Weg gewissermassen den Pflanzen weicht. Insofern schafft die standortgerechte Pflanzenvielfalt einen Kontrast zwischen geometrischer Formgebung und lebendiger Wildheit. Gleichzeitig soll die üppige Bepflanzung auf den ersten Blick nicht alles verraten – sie darf bewusst überraschen. So kann die Umgebung entdeckt werden, was für Abwechslung und Spannung sorgt. Die einzelnen Grünräume lassen sich vielleicht erahnen, aber nicht gleich erfassen.
Gehölze als Blickfang
In diesem reichhaltigen Pflanzenbild erwecken mächtige, skulpturale Föhren ein mediterranes und schützendes Gefühl. Im selben Umgebungsgrün, aber der lebendigen Formensprache des Gartens untergeordnet, finden sich in Dachform geschnittene Sumpfeichen. Quasi als «geordnete Wildheit». Diese teils skulpturalen Gehölze sind ein Blickfang. Sie sorgen für Struktur und Beständig-keit in der lebendigen, artenreichen Pflanzenwelt.
Als Grenzeinfassung dient ein wellenförmiger Eiben-Saum in unterschiedlichen Grössen als sanftes Gegenstück zur üppigen Natürlichkeit. Zudem finden sich Rispen-Hortensien jeweils randseitig platziert. Sie lassen die formalen Ecken weicher und melodischer erscheinen. Zugleich erhellen Stauden wie Wolfsmilch oder der gelbe Fingerhut mit ihren gelben Blüten dunkle Gartenecken und Nischen. Dagegen leuchtet das filigrane Engelshaar-Federgras an sonnigen und windexponierten Stellen in silbrigen und weissen Farbtönen. Dazu zeichnet es die strengen Linien und Kanten weich und sorgt bei aufkommendem Wind für Lebendigkeit und Dynamik. Auch das Kaukasusvergissmeinnicht wurde bewusst zur Inszenierung eingesetzt – als Gegenpol zu den feinblättrigen Pflanzenstrukturen.
Neben dem fliessenden Gartengrün sind passend dazu im ganzen Garten immer wieder Holzverkleidungen anzutreffen. Die horizontalen Holzlattungen wurden mit breiten Schattenfugen ausgeführt und erhalten durch das lamellenartige Erscheinungsbild eine ruhige und gleichmässige Ausdrucksform. In dieser Materialität verbinden sich die verschiedene Ebenen zu einer gestalterischen Einheit, was eine präzise Planung und Handarbeit voraussetzte. Jedes dieser Holzelemente wurde durchdacht geplant, akribisch ausgemessen und schliesslich montiert. So verläuft beispielsweise die Sitzbank der Outdoor-Küche mit einem Fugenbild über in die Wandverkleidung, die wiederum als Randabschluss in eine Mauerbrüstung und Sichtschutzwand endet.
So sah der Garten vorher aus
Klicken Sie durch die Bildergalerie oben und schauen Sie sich die Bilder des Gartens vor der Neugestaltung an.
«Bis anhin wirkte der bestehende Garten mit seiner kleinräumigen Gliederung auf unterschiedlichen Höhen eingeengt und verzettelt. Die neue Gestaltungshandschrift sollte den Aussenraum optisch grosszügiger und einheitlicher erscheinen lassen.»
JardinSuisse
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