Gebäudefassade

Effizienter geschützt dank zeitgemässer Gebäudehüllen

Die Hülle eines Gebäudes bestimmt nicht nur dessen optisches Erscheinungsbild. Sie trägt auch wesentlich dazu bei, welcher Komfort im Inneren herrscht und wie die Energiebilanz dazu aussieht.

von Nicola Schröder

Conzept-B

Eine attraktive Fassade zieht die Blicke auf sich. Damit ist ihre Aufgabe aber längst nicht erledigt. Noch wichtiger ist ihre Funktion als Schutzhülle des Gebäudes. Als solche bewahrt sie vor schädlichen Witterungseinflüssen, Lärm und dem Eindringen von aussen und erhält das gewünschte Klima im Inneren. Mit der optimalen Gebäudehülle geht wenig bis keine Energie verloren – im Idealfall wird sie sogar von ihr generiert.

Energieorientierte Baustandards

Wie genau sich die Fassade heute effizienter gestalten lässt – speziell auch bei einer Sanierung –, zeigt die Infobroschüre «Gebäude erneuern, Energieverbrauch halbieren» von EnergieSchweiz. Das Programm Energie-Schweiz wurde vom Bundesrat ins Leben gerufen, um die Energieeffizienz zu fördern. Darin wird unter anderem dargelegt, wie sich bei der Erneuerung einer Liegenschaft der Energieverbrauch um bis zur Hälfte reduzieren lässt. Mit dem Baustandard Minergie sogar um zwei Drittel.

Die Einschätzung der Gebäudequalität in Bezug auf Energiebedarf und Wohnkomfort erfolgt mithilfe des «Gebäudeenergieausweises der Kantone» (GEAK). Dieser soll speziell die Effizienz der Gebäudehülle bestimmen und die gesamtheitliche Betrachtung des energetischen Zustands eines Gebäudes ermöglichen. Er ist eingeteilt in die Klassen A (sehr effizient) bis G (wenig effizient). GEAK-Experten zeigen auf, wo energetisches Verbesserungspotenzial an der Gebäudehülle und bei der Gebäudetechnik vorhanden ist. Mit dem GEAK Plus gibt es dazu auch noch konkrete Verbesserungsvorschläge.

Kompakt oder hinterlüftet?

Die Sanierung einer alten Fassade erscheint oft kompliziert. Entscheidend ist hier, Bestandsbauten in ihrer Gesamtheit anzuschauen und zu beurteilen. Dann ist es möglich, eine Konstruktion zu finden, die ihre vielfältigen Funktionen im Zusammenspiel mit den übrigen Gegebenheiten sowohl technisch als auch ästhetisch erfüllt und die einschlägigen Normen einhält. So gilt z.B., dass durch sinnvolle Kombinationen tiefere Anforderungen an anderer Stelle bestehen. Je besser beispielsweise die Dämmwerte der Gebäudehülle, desto offener ist die Wahl der Wärmeerzeugung. Beim Neubau wie auch bei der Sanierung tragen viele neue Materialien und Konstruktionen zu unterschiedlichsten fortschrittlichen Lösungen bei. Mit der richtigen Unterkonstruktion ist gemäss dem Fachverband Gebäudehülle Schweiz materialtechnisch beinahe alles möglich. Neben transparenten Fassaden, die primär aus Isolierglas und Metall bestehen, gibt es auch immer fortschrittlichere geschlossene Fassaden. Grob eingeteilt stehen hier zwei Varianten der Fassadentechnik zur Auswahl: kompakt oder hinterlüftet. Bei der kompakten Variante wird eine ein- oder mehrschichtige (Verbund-) Dämmung direkt aussen auf das Mauerwerk geklebt, gedübelt oder mit Schienen aufgebracht und dann verputzt und gestrichen.

Innen sollte man eine Dämmung lediglich anbringen, wenn nicht anders möglich, wie bei denkmalgeschützten Bauten, oder bei strengen Vorschriften zu den Mindestabständen zwischen Gebäuden. Bei einer Innendämmung müssen alle bauphysikalischen Einflüsse wie Wärmebrücken durch Dampfbremsen, Decken, Innenwände usw. berücksichtigt werden, um schädliches Kondensat zu vermeiden.

Vielseitig gestaltbar: Vorhangfassaden

Kondensat ist ein Problem, das bei den sogenannten hinterlüfteten oder auch Vorhang-Fassaden nicht auftreten sollte. Denn hier sind Tragwerk und Witterungsschutz per se getrennt. Auf dem Mauerwerk wird eine Tragkonstruktion aus Metall oder Holz aufgebracht und dazwischen die Dämmung wie z.B. Glas-, Stein- oder Zellulosewolle. Die davor vorgehängte Fassadenbekleidung kann aus sämtlichen nur denkbaren Materialien bestehen, darunter Keramik, Holz, Kunststoff, Stein oder auch Solarmodule. Hinter der Fassadenbekleidung besteht ein 3 bis 5 cm belüfteter Hohlraum, was den Abtransport von Feuchtigkeit begünstigt und das Raumklima auf dem gewünschten Niveau hält.

Solche Fassaden sind langlebig und bieten eine variantenreiche Gestaltung. Dafür sind sie allerdings ein Drittel teurer als eine kompakte verputzte Aussenwärmedämmung (VAWD). Der Aufwand kann sich wirtschaftlich lohnen, wenn die Fassade die Energie- und Betriebskosten senkt und den Gebäudewert sowie die Vermietbarkeit steigert. Anfängliche Mehrkosten für eine hochwertige Erneuerung lassen sich gemäss Gebäudehülle Schweiz je nach Höhe der Energiekosten nach 25 bis 30 Jahren amortisieren.

Bei Häusern, die vor 1975 gebaut wurden, fehlt in der Regel eine Wärmedämmschicht. Überwiegende Konstruktionen sind Bruchstein- und Backsteinmauerwerke mit Verputz oder Zweischalenmauerwerke mit Luftzwischenraum. Hier besteht ein grosses Potenzial für mehr Energieeffizienz und Komfort.