In der Modewelt ist er für seine auffälligen Muster und exzentrischen Entwürfe bekannt: Der Fashion-Designer Arthur Arbesser präsentierte im vergangenen Jahr erstmals eine exklusive Textil- und Teppichkollektion für das Wiener Traditionsunternehmen Wittmann. «Als gebürtiger Wiener ist es eine Ehre für mich, etwa einen Hoffmann-Klassiker, wie ihn Wittmann noch im Sortiment hat, neu einzukleiden», erklärte der in Mailand lebende Designer. Für die Teppichkollektion «Forme» hatte Arbesser von Beginn an «sein» Wien fest im Blick. Seine Heimatstadt taucht in den Farben und Proportionen immer wieder auf. Gekachelte Wiener Stiegenhäuser, historische Buchumschläge oder die Bilder Egon Schieles waren Inspiration für seine Stoff- und Teppichkollektion. Die Teppichkollektion orientiert sich an der Wiener Moderne und wagt dabei kontrastreiche Farbkombinationen. Die hochwertigen Wollteppiche werden von cc-tapis in traditioneller Fertigungsweise in Indien handgetuftet(3).
Landschaften und Schachmuster
Ein Hingucker ist auch die grafische Kollektion «Landshapes», entworfen vom Mailänder Designstudio Studiopepe für das belgische Label JOV. Für die Teppiche wurde eigens eine neue Qualität aus Merinowolle in Kombination mit Mohair entwickelt. Das Designduo macht den Teppich selbst zu einem Objekt, fast zu einem Kunstwerk – aus diesem Grund sind die Teppiche auch in einer hängenden Version erhältlich (5). Die italienische Designerin Paola Navone hat wiederum ihre Vorliebe für Reisen in ferne Paradiese in ihrem neuen Entwurf für das Luxus-Label Illulian einfliessen lassen: den Teppich «Fish». Mit seiner fröhlichen Fischform in Blau – einem immer wiederkehrenden Farbton im Werk von Paola Navone – kann er mit anderen Teppichen kombiniert werden, um einen dekorativen Akzent zu setzen, oder als Wandteppich aufgehängt werden (1).
Musterhaft ist auch Clàudia Valsells Kollektion «Tones» für das spanische Label Nanimarquina. «Die Farben sind den Instrumenten eines Orchesters nachempfunden – die Rostfarben den Streichern, die Grau- und Blautöne den Blasinstrumenten, das Ocker dem Schlagzeug und so weiter. Aus diesem chromatischen Universum sind Formen entstanden. Ich musste nur noch damit spielen und sie so komponieren, dass sie auf verschiedenen Ebenen harmonisch reproduziert werden konnten», erzählt die katalanische Künstlerin. Die vier Modelle sind wahlweise als Kilim oder als handgetufteter Teppich erhältlich (8). Bei Nanimarquina beweist man auch bei einer weiteren Kollektion Trendgespür: Mit den «Pattern»-Teppichen setzt das Label auf das Schachbrettmuster – das seit dem Netflix-Bestseller «Das Damengambit» eine unerwartete Renaissance feiert (10).
Teppiche mit Doppelleben
Neben leuchtenden Farben und extravaganten Mustern sind auch Naturtöne in dezenten Farben von Sand und Stein derzeit ein starkes Thema. So besticht der handgewebte Teppich «Tube» von Ligne Roset durch einen sanften Ecru-Ton, er ist aus 100 % Neuseeländischer Wolle gefertigt (4). Der Entwurf «Rope» der schwedischen Marke Hem besteht aus mehrfach ineinandergeschlungenen Baumwoll-Kordeln, die durch einen vertikal verlaufenden Faden fixiert werden. Die 2001 verstorbene Designerin Pauline Deltour liess sich dabei von traditionellen japanischen Tatami-Teppichen inspirieren (2).
Wolle ist in dieser Saison der Protagonist der Räume. Sie ist natürlich, recycelbar und ausserdem ein hervorragender Wärme- und Schalldämpfer. Die Wollteppiche der Kollektion «Reversible» des spanischen Herstellers GAN haben eine Wollseite für den Winter und eine Leinenseite für den Sommer. Designerin Charlotte Lancelot wurde zu den Wendeteppichen inspiriert, nachdem sie feststellte, dass Haushalte in Ländern mit grossen Temperaturunterschieden oft unterschiedliche Teppiche für Sommer und Winter haben (6). Aus bester Schurwolle sind auch die «Velvet & Curl»-Teppiche des Langenthaler Textilunternehmens Ruckstuhl. Wie ein Massanzug werden die Teppiche in einem sorgfältig ausbalancierten Wechselspiel aus nachwachsender Naturfaser, Struktur und Farbton direkt auf die Nutzer zugeschnitten: Ein moderner Tuft-Roboter fertigt auf Wunsch jedes erdenkliche Mass in unterschiedlichen Strukturen mit verschiedenen Bordüren an (7).
Die schwedischen Textilspezialisten von Kasthall verbinden in den handgetufteten Teppichen der limitierten «Feathers»-Edition reine Wolle und Leinenbouclé. «Die Inspiration stammt von Vögeln aus der ganzen Welt. Das Muster des Teppichs ist speziell von der Textur der überlappenden Bauchfedern des Pinguins inspiriert», sagt Kasthall-Designerin Ellinor Eliasson. So sind das auffälligste Merkmal die federähnlichen Fransen, die dem Teppich eine rahmenartige Kante verleihen. Ein Entwurf, der fast zu schön ist, um ihn mit Füssen zu treten (9).