Bereits zum zweiten Mal lädt Open Doors Engadin zum Blick hinter die Kulissen ein: Legendäre Hotelbauten, malerische Engadinerhäuser, moderne Mehrfamilienhäuser, Kirchen, Schulhäuser, Infrastrukturbauten, Museen und Architektenateliers öffnen am 24. und 25. Juni ihre Tore für die Öffentlichkeit. Darunter finden sich zahlreiche Bauten, die der Bevölkerung sonst nicht, oder nur beschränkt, zugänglich sind. Die Bauten, ihre Architekten und die Geschichten dahinter geben neue Perspektiven auf die Region – vom bergellisch-italienischen Grenzdorf Castasegna über das gesamte Oberengadin bis S-chanf.
Der kostenlose Architektur-Event hat 2023 über 90 Bauten im Portfolio. Ein ganzes Drittel der Bauwerke ist gegenüber dem Vorjahr neu. Zu den Highlights dieser Saison zählt beispielsweise das Jugendstil-Hotel Grace La Margna in St. Moritz, das legendäre Art Nouveau Hotel, das im Sommer 2023 seine Wiedergeburt als Boutique-Hotel feiert. In Pontresina kann man das neu eröffnete 4-Sterne-Hotel Maistra 160 besichtigen, ein Werk des renommierten Bündner Architekten Gion A. Caminada. In St. Moritz gibt es die seltene Gelegenheit, ein markantes Mehrfamilienhaus des Architekturbüros Pablo Horváth zu begehen, dessen aufragende Gestalt an die in ganz Graubünden auftretende Wohnturmtypologie aus dem Spätmittelalter erinnert. Schlicht, aber dennoch architektonisch ein Wurf ist das Studio Cascina Garbald in Castasegna des Architekten Armando Ruinelli. Zudem gibt es die letzte Chance, den Julier-Turm zu besuchen: Das temporäre Theaterhaus ganz aus Holz in der spektakulären Landschaft des Julierpasses soll nur noch bis im August 2023 bestehen bleiben.
Architekturwissen vermitteln und Bewusstsein schärfen
Ziel ist es, Interessierten an einem Wochenende den Zugang hinter sonst verschlossene Türen zu geben. Als Vermittlungsangebot leistet Open Doors Engadin damit einen Beitrag, Wissen über Architektur und deren Bedeutung für die Entwicklung unserer Lebensräume in der Öffentlichkeit zu verankern. Ausserdem soll der Event den Dialog zwischen Fachpersonen und Laien, zwischen Gebäudenutzern und Architekturinteressierten, zwischen den Bewohnern der Region und Besuchern fördern und allen die Beteiligung an der öffentlichen Diskussion ermöglichen. «Wir freuen uns riesig, dass Open Doors Engadin nach dem letztjährigen Erfolg seine Fortsetzung findet. Das zeigt, dass die Einwohner und Hauseigentümer der Region nicht verschlossen sind, sondern freudig das kulturelle und architektonische Erbe des Engadins und des Bergells teilen wollen», erklärt Christoph Oggenfuss, Co-Initiator des Events und Präsident des dahinterstehenden Non-Profit-Vereins.
In diesem Jahr fördert St. Moritz als Patronatsgemeinde das ambitionierte Projekt. Christian Jott Jenny, Gemeindepräsident von St. Moritz, erklärt: «Als diesjährige Patronatsgemeinde unterstützen wir Open Doors Engadin dabei, unser architektonisches Kulturgut der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sowohl in Privatbesitz als auch in öffentlicher Hand befinden sich in St. Moritz wahre baukulturelle Schätze, durch die Einheimische und Gäste die Besonderheiten unseres Ortsbilds auf eine neue Art kennen und schätzen lernen können.»
Rund 40 Mitglieder zählt der Experten- und Freundeskreis, der den Verein Open Doors Engadin mit Fachwissen und Engagement unterstützt. Camilla Minini, Architektin ETH, Direktorin & Kuratorin Engadiner Museum, meint zur architektonischen Besonderheit im Tal: «Die Architektur der Region Maloja widerspiegelt die Landschaft, in der sie steht. Hier hat die Architektur eine starke funktionale sowie eine erzählerische Seite.» pd
«Die Architektur der Region Maloja widerspiegelt die Landschaft, in der sie steht. Hier hat die Architektur eine starke funktionale sowie eine erzählerische Seite.»
Selbstständig erkunden oder geführte Touren
Besucher haben verschiedene Möglichkeiten, «Open Doors Engadin» zu erleben. Ganz individuell kann man sich einzelne Gebäude über die Galerie, den Zeitplan oder die interaktive Karte der Open-Doors-Engadin-Website aussuchen und dort je nach Öffnungszeiten vorbeischauen. Ausserdem werden geführte Architektur-Spaziergänge in den Dörfern des Oberengadins angeboten, die jeweils etwa fünf Gebäude näher beleuchten. Das dritte Angebot sind die Open-Doors-Specials unter anderem mit thematischen Touren zu herausragenden Architekturpersönlichkeiten, etwa mit einem Bruno-Giacometti-Spezialisten. Oder die Architekturwanderung mit Gebäudebesuchen im Fextal mit dem Architekten Nicola Nett.
Auf opendoors-engadin.org finden sich Öffnungszeiten, Führungen und zusätzliche Informationen zu den einzelnen Gebäuden mit Links zu Google Maps. Mithilfe verschiedener Filter kann eine individuelle Tour zusammengestellt werden, indem die Besucher ihre favorisierten Programmpunkte markieren. Viele Besichtigungen haben eine Platzbeschränkung, Reservationen sind erforderlich. Die Besichtigungen, Führungen, Spaziergänge und Specials sind im Sinne der Förderung des Architekturdiskurses für alle Teilnehmer kostenlos.