Spätblühende Stauden

Blütenfülle bis zum Frost

Garten Eine ganze Reihe von Gartenpflanzen produziert bis in den Spätherbst hinein reichen Blütenflor – sehr zur Freude des Menschen und der Insektenwelt.

von Judith Supper

Journalistin

Der Herbst ist da. Knallrot leuchten die Früchte der Ebereschen (Sorbus aucuparia), buttergelb die Blüten des Fingerstrauchs (Potentilla fruticosa), und wenn sich das Laub der Ahorne und Amberbäume verfärbt, ist grosses Kino angesagt. Verglichen dazu herrscht in manchem Staudenbeet schon Tristesse – dabei gibt es zahlreiche Pflanzen, die auch im Oktober mit herrlichem Blütenflor begeistern. Viele davon sind wichtige Insektenweiden, denn wenn die Tage kürzer werden, wird auch das Nektarangebot rarer.

Die Klassiker: Astern und Co.

Unverzichtbare Herbstblüher sind die mal rot, mal weiss oder auch lila- und purpurfarben blühenden Herbstastern (Aster), Fetthennen (Sedum) und Herbst-Anemonen (Anemone hupehensis, A. japonica und A. tomentosa). Speziell die Fetthennen-Art "Herbstfreude" ist dank ihrer Robustheit eine sichere Wahl für sonnige Standorte, wo sie bis in den Oktober mit rostroten Blüten erfreut. Bei den ursprünglich aus Asien stammenden Herbst-Anemonen sind durch Zucht zahlreiche wunderschöne Sorten entstanden, zum Beispiel "Honorine Jobert" – sie blüht weiss – oder die rosafarbene, halb gefüllte "Pamina". Je nach Art werden die Pflanzen zwischen 60 und 160 Zentimeter hoch. Astern gibt es in einer Fülle an unterschiedlichen Grössen, Wuchsformen und Blütenfarben. Kandidaten für den Steingarten sind die Kissen-Astern (Aster dumosus), die eher niedrig bleiben; im Halbschatten fühlt sich die höher wachsende Wald-Aster (Aster divaricatus) wohl, und die Raublatt-Astern (Aster novae-angliae) machen an einem sonnigen Plätzchen am Gartenhag eine gute Figur, denn sie sind ein wenig anlehnungsbedürftig. Astern sollte man alle drei bis vier Jahre teilen, um ihre Vitalität zu fördern – am besten im Spätherbst nach der Blüte oder im zeitigen Frühjahr.

Gelb oder knallrot?

Mit leuchtend gelben Strahlenblüten rund um ein braunes Blütenkörbchen machen die Sonnenhüte (Rudbeckia) auf sich aufmerksam. Je nach Region und Wetterlage blühen sogar im November noch der Gewöhnliche Sonnenhut (Rudbeckia fulgida), speziell die Sorte "Goldsturm", und der Dreilappige Sonnenhut (Rudbeckia triloba). Letzterer ist allerdings nur zweijährig, aber wo es ihm gefällt – an einem sonnigen Standort mit durchlässigem, humosem Boden – versamt er sich von selbst.

Neben diesen Klassikern gibt es eine Reihe weiterer Stauden, die ihren grossen Auftritt haben, wenn viele andere schon in den Winterschlaf entschwinden. Diverse Knöteriche (Persicaria), beispielsweise "Speciosa" oder "Blackfield", produzieren ihre schlanken Blütenkerzen bis zum ersten Frost – die von "Speciosa" sind knallrot, die von "Blackfield" sehr dunkelrot. In nicht zu trockenen Böden bilden sie mit der Zeit eindrucksvolle Horste. Arkansas-Scheinaster (Vernonia crinita), Herbst-Chrysanthemen (Chrysanthemum) und Spätblühende Margeriten (Leucanthemella serotina) bringen knallige Farben ins Herbstbeet und sind perfekt als Vasen-Schnittblumen. Speziell die Arkansas-Scheinaster sorgt mit ihrer Wuchshöhe von fast zwei Metern und den violetten Blütenrispen für Oha-Momente; am besten gedeiht sie auf einem frischen bis feuchten Boden, wo es schön sonnig ist. Ideal kombiniert ist sie mit der bis in den November blühenden Riesen-Sonnenblume (Helianthus giganteus "Sheila’s Sunshine"), die zartgelbe Blüten aufweist, mit Rudbeckien, Raublatt-Astern – oder Ziergräsern wie dem Chinaschilf (Miscanthus).

Unverzichtbare Halme

Ziergräsern kommt im herbstlichen Garten eine besondere Rolle zu. Die meisten entfalten ihre Wirkung erst ab Juni, wenn sie zu stattlicher Grösse herangewachsen sind; markant sind sie aber erst, wenn sich ihre Halme goldgelb oder rot verfärben. Bekannteste Beispiele sind Pfeifengräser (Molinia), Schmielen (Deschampsia), Rutenhirse (Panicum virgatum), Chinaschilf (Miscanthus) oder die vielen Formen der Reitgräser (Calamagrostis), Lampenputzergräser (Pennisetum) und Blaugräser (Sesleria). Gräser mit Stauden zu kombinieren, ist eine grosse Kunst – wer sie beherrscht, dem sind grossartige Herbst-Gartenbilder garantiert.

Die meisten Ziergräser haben eine Vorliebe für sonnige Gartenbeete. Die Japanische Krötenlilie (Tricyrtis hirta) hingegen mag es dunkler. Im lichten Schatten von Gehölzen fühlt sie sich pudelwohl – hier erfreut sie im späten Herbst mit ihren elegant-gefleckten Blüten, die an Porzellan erinnern. Sie benötigt einen humosen, nährstoffreichen und feuchten Boden und steht unglücklicherweise bei Schnecken hoch in der Gunst. Auch der Sumpf-Salbei (Salvia uliginosa), dessen azurblaue Blüten scharenweise Insekten anlocken, ist am besten am Teichrand platziert – aber er ist ein Sonnenkind. Im Flachland ist die Pflanze, die man auch als «Hummelschaukel» kennt, ausreichend winterhart. Wo es im Winter rauer zugeht, benötigt sie Winterschutz oder sollte im frostfreien Keller überwintert werden. Und wer blaue Blüten liebt und einen verlässlichen Bodendecker sucht, dem sei die Chinesische Blauwurz (Ceratostigma plumbaginoides) empfohlen. Auf sonnigen, trockenen Lagen produziert sie verlässlich Ausläufer und begeistert im Herbst mit blauen Blüten und einer aufsehenerregenden Laubfärbung.

Wer jetzt Lust hat auf ganz viel Blütenfarbe bis zum ersten Frost: Die meisten Herbstblüher sollten erst im Frühjahr ausgepflanzt werden. Aber warum die Oktobertage nicht nutzen, um den Farbreigen des kommenden Herbstes zu planen?

Verglichen mit dem bunten Laub der Gehölze, herrscht in manchem Staudenbeet schon Tristesse – dabei gibt es zahlreiche Pflanzen, die auch im Oktober mit herrlichem Blütenflor begeistern.