Inneneinrichtung

Blickfang Glas

Sie bringen Transparenz und Leichtigkeit in den Raum: Couchtische aus Glas feiern ein Comeback. Dieses Jahr interpretieren zahlreiche Designer das Material Glas ganz neu.

von Andrea Eschbach

Journalistin, Zürich

Honigfarben, weich und verlockend: Nicht umsonst wählte Sabine Marcelis «Lokum» als Namen ihres jüngsten Entwurfs. Ihre Coffee Tables erinnern an die köstliche Süssigkeit aus der Türkei. Die niederländische Designerin, die für ihren poetischen Umgang mit spiegelnden Oberflächen und Farbnuancen bekannt ist, experimentierte hierfür mit mundgeblasenem Glas. Marcelis erkundet in den niedrigen Tischen, die in rechteckigen und quadratischen Ausführungen in Bernstein- und Rauchtönen erhältlich sind, das Wechselspiel von Licht und Schatten. Produziert werden die Eyecatcher vom italienischen Hersteller Acerbis. An bunte Bonbons lassen auch die Couchtische «Double L Glaze» von Chiara Andreatti denken. Der Entwurf für den italienischen Hersteller Potocco besteht vollständig aus farbigem gehärtetem Glas. Die runde Platte ruht auf einer Basis mit zwei L-förmigen Füssen. Die Tische sind erhältlich in den Farben Honig, Blaubeer und Kirsch.

Auch das Mailänder Studio Bernhardt & Vella experimentierte mit Glas. Der Couchtisch «Ribbon», den Ellen Bernhardt und Paola Vella für den Hersteller Calligaris entworfen haben, ist das Ergebnis ihrer Beschäftigung mit fliessenden Formen. Der Sockel besteht aus einem gebogenen Metallband. Darauf ruht die gerippte Glasplatte, die durch eine unregelmässige, an plätscherndes Wasser erinnernde Textur gekennzeichnet ist. Ganz organisch präsentieren sich die Couchtische der «Lakelet»-Serie von Front. Für die von Moroso hergestellten Möbel bedruckte das schwedische Designstudio die Glasoberflächen mit einem Muster in verschiedenen Blau- und Brauntönen, bei dem die Farben wie in einem Aquarellbild ineinanderfliessen. Die Designerinnen liessen sich für diesen poetischen Entwurf von einem See inspirieren, in dem sich Bäume spiegeln.

 

Experimente mit Splitt und Stroh

Die Mailänder Designerin Patricia Urquiola setzt dagegen in ihrem Entwurf «Babar» für Glas Italia ganz auf Recycling: Ihre Serie runder Ess- und Couchtische besteht aus einem speziellen Konglomerat aus Splitt und recycelten Glasflocken. Die Beine sind zylindrisch geformt und im Stützbereich leicht ausgestellt – eben wie bei der Kinderbuch-Figur Babar, dem Elefanten. Jedes Stück ist handgefertigt und zeichnet sich durch unregelmässige Oberflächen aus. Erhältlich sind die Tische in fünf verschiedenen Farben, nämlich Eis, Jade, Lehm, Honig und Lavendel. Patricia Urquiola steuerte zum neuen Portfolio des italienischen Glasmöbel-Spezialisten zudem die Serie «Remis» bei. Die Kollektion besteht aus einem niedrigen Tisch und einer Konsole. In beiden wird eine Struktur aus Holz vollständig mit einem Mosaik aus gegossenen Glasfliesen in verschiedenen unregelmässigen Farben bedeckt. Ein pastellfarbener Traum.

Ganz feminin ist auch der jüngste Entwurf von Serena Confalonieri für den Hersteller Saba Italia. Die derzeit sehr gefragte Mailänder Designerin kreierte die Couchtische «Ring», die von geschliffenen Edelsteinen beflügelt sind: Der Sockel fasst eine Glasplatte ein – ganz wie ein Ring einen Edelstein. Die schmucken Möbel sind erhältlich in einer quadratischen und in einer runden Variante in den Farben Butter und Taubengrau.

Zeitlos erscheint der Entwurf «Pavos». Der in Mailand ansässige Designer Gordon Guillaumier kombinierte in den bei Frigerio hergestellten Couchtischen eine starke Struktur mit zylindrischen Beinen aus massivem Eschenholz mit zwei Platten. Die untere Tischplatte ist aus Eschenholz und bildet einen eleganten Kontrast zur oberen, die aus verschmolzenem rauchfarbenem Glas besteht. Ein Klassiker unter den Glasmöbeln ist der «Bell Table». Der Entwurf von Sebastian Herkner für Classicon aus dem Jahr 2012 ist längst eine Ikone: Jeder Tisch ist handgefertigt, mit typischen Merkmalen wie unterschiedlichen Glasstärken, kleineren Bläschen oder Unebenheiten. Nun ergänzte der Offenbacher Designer seinen Bestseller um eine neue Variante: Sorgfältig wurde in die Tischplatten Strohmarketerie eingearbeitet. Die einzelnen Strohstreifen werden in Präzisionsarbeit auf eine Trägerplatte aufgebracht und breiten sich wie Sonnenstrahlen vom Mittelpunkt über die Oberfläche aus. Ein kleines Meisterwerk.