Naturgefahren

Überflutung des Untergeschosses: Was kann man vorbeugend tun?

Starkregen kann die Kanalisation überlasten, zu einem Rückstau führen und in der Folge Keller und Garagen mit einer Geschwindigkeit von 60 Litern pro Sekunde überfluten. Ein 10-cm-Wasserstand verursacht einen Druck von 100 kg auf Türen.

Jeden Tag verbrauchen wir Wasser zum Kochen, Putzen, Trinken, Waschen, Duschen und für die Toilettenspülung. In der Schweiz sind es pro Person und Tag durchschnittlich 142 Liter Wasser. Das meiste führt die Hausentwässerung über die Fallleitung ins Untergeschoss. Dort wird es in die öffentliche Kanalisation geleitet, bis es schliesslich in eine Abwasserreinigungsanlage gelangt und gesäubert wird.

Dank des stetigen Ausbaus und Unterhalts der Kanalisation leitet diese die Abwassermengen unter normalen Umständen problemlos an den Zielort. Doch die grossen Rohre müssen nicht nur Abwasser der Haushalte und Unternehmen vollständig abführen, sondern auch Regenwasser. Bei Starkregen kann genau dies zum Problem werden.

Damit die Kanalisation bei grossen Wassermengen entlastet wird, sollte Regenwasser von Dächern, Strassen, Terrassen oder Vorplätzen wenn immer möglich zu einer Versickerungsanlage geleitet werden. Ein positiver Nebeneffekt für Hauseigentümer sind die dadurch geringeren Kosten an die Abwasserreinigungsanlage.

Vermehrter Starkregen und drohende Überschwemmungen

Wetterkapriolen spüren wir vermehrt auch in der Schweiz. Überaus lange, heisse Trockenperioden im Sommer wechseln sich mit sintflutartigen Niederschlägen ab. Langanhaltender Starkregen übersteigt schnell die Fassungskapazität der Kanalisation und lässt Abwasser über Schachtdeckel auf die Strasse fliessen. Dieses Austrittsniveau nennt sich Rückstauebene oder Rückstauhöhe und definiert die maximale Flut- oder Füllhöhe bei unterkellerten Gebäuden.

Solange kein Wasser abfliessen kann, staut sich dieses in der Kanalisation immer weiter an und endet schliesslich in einem Rückstau bei den Abwasserrohren in Gebäuden. Je nach Wasserdruck in der Kanalisation drücken bis zu 60 Liter Wasser pro Sekunde zurück. Eine Standard-Abwasserleitung (DN150) mit einem Durchmesser von 15 cm füllt sich unter diesen Umständen mit einer Geschwindigkeit von 3,4 Metern pro Sekunde und erreicht eine Immobilie in rasantem Tempo. Wenn das Wasser in hoher Geschwindigkeit und mit viel Kraft rückstaut, ist grosse Zerstörung vorprogrammiert. Elektrische Geräte wie eine Waschmaschine im gefluteten Keller werden für Personen durch mögliche Stromstösse zur Lebensgefahr. Ebenso lassen sich Türen schon bei geringem Wasserstand gegen innen kaum mehr öffnen und werden bei steigendem Pegel zur Falle.

Gebäude gegen Rückstau absichern – das sind die Möglichkeiten

Schäden an gefluteten Immobilien können mit einer Zusatzversicherung finanziell abgedeckt werden. Aber auch wenn man versichert ist – ein Schaden ist immer mit viel Zeitaufwand und Unannehmlichkeiten verbunden. Darum ist es wichtig, dass die Rohrleitung bei Rückstau geschlossen ist und dem Rückstaudruck standhält.

Bei der Hausentwässerung unterscheidet man zwei Bauformen, die elektromechanische Doppelklappe und die Gummimembrane mit Expander-Klemme. Als weiteren Rückstauschutz kann die Abwasserpumpe eingesetzt werden:

Die elektromechanische Doppelklappe ist in der Grundstellung offen. Bei Rückstau ist der elektronische Sensor eingetaucht und gibt die Information an die Steuerung weiter, die daraufhin den Schliessmechanismus betätigt und damit die Rohrleitung schliesst. Die zweite Klappe in dieser Bauform dient als Sicherheitsklappe, die bei elektrischem Ausfall, Störung oder Blitzschlag manuell geschlossen werden kann. Der Einbau einer elektronischen Doppelklappe ist aufwendig und kostenintensiv.

Die Funktion der Gummimembrane mit Expander-Klemme ist ähnlich wie die Fortbewegung einer Qualle. In der Grundstellung ist sie geschlossen und immer gegen Rückstau aktiv. Eingebaut werden kann die Klappe sowohl im Einlauf als im Auslauf. Der Einbau gestaltet sich vergleichsweise einfach und erfordert keine baulichen Anpassungen. Die Klappe ins Rohr schieben, festziehen – und die Installation ist abgeschlossen. Im Normalbetrieb wird die Membrane durch das einströmende Abwasser angehoben und das Wasser fliesst unter der Membrane hindurch. Die einfache Konstruktion und die Eigenschaften der weich arbeitenden Membrane ermöglichen den autonomen Betrieb, der auch durch Blitzschlag nicht gestört werden kann. Die Membrane als Funktionsteil ist im Vergleich zu mechanisch bewegten Klappen mit Achsen, Federn, Schwimmern und Dichtungen wartungsarm. Der Unterhalt der Gummimembrane mit Expander-Klemme beschränkt sich hauptsächlich auf die optische Funktionskontrolle. Bei Undichtigkeit der Membrane kann die Expanderklammer gelöst und die Baugruppe aus dem Rohr gezogen, gereinigt, geprüft und wieder eingebaut werden. Abgesehen davon und darüber hinaus schützt die Gummimembrane auch vor dem Eindringen giftiger Kanalgase, die über die ausgetrockneten Bodenabläufe ins Haus eindringen können.

Als zusätzliche Rückstausicherung ist die Abwasserpumpe eine relativ teure Variante. Sie ist nur bei grösseren Volumen wie zum Beispiel öffentlichen Gebäuden sinnvoll, bei denen die Entwässerung sichergestellt werden muss, auch während die Kanalisation geflutet ist. Die Pumpe kommt auch in flachem Gebiet zum Einsatz, wo das Gefälle weniger als 2 % beträgt und somit ein erhöhtes Risiko von Ablagerungen und Verstopfungen besteht. Eine Abwasserpumpe arbeitet üblicherweise mit einem Pumpensumpf, in dem sich das Abwasser sammelt. Bei erreichtem Volumen setzt die Pumpe ein und fördert das Abwasser über die Rückstauhöhe, von wo es zur öffentlichen Kanalisation fliesst. Damit ist auch sichergestellt, dass kein Wasser aus der Kanalisation ins Haus fliessen kann. Der Vorteil dieses Systems ist, dass es auch bei Rückstau arbeiten kann. Die einzige Abhängigkeit für dieses System ist ein sicheres Stromnetz.

Damit Hauseigentümer gar nicht erst einen Schadenfall erleiden, verhindern Rückstausicherungen einen Rückstau in der Kanalisation von Immobilien. Mit einem Rückstaurechner (siehe Infobox unten) können sich Hausbesitzer zudem mit wenigen Klicks errechnen, ob und wie sehr ihre Immobilie bei einem Unwetter von einer Überflutung des Untergeschosses betroffen ist. Daniel Rohrer, Lasso Technik AG