Nicht nur der Strom wurde letztes Jahr teurer, auch die Preise für Baumaterialien sind merklich gestiegen. Vor dem Hintergrund anstehender Gebäudesanierungen oder geplanter Neubauvorhaben stellt sich rasch die Frage, welchen Einfluss gestiegene Materialkosten auf die Baukosten haben.
Beispiel Einfamilienhaus
Neben dem Materialeinkauf bestimmen auch Gebühren, Versicherungsbeiträge und in hohem Masse die geleistete Arbeit die Gesamtbaukosten. Selbst beim Bau eines Einfamilienhauses fällt das Verhältnis von Materialaufwand zu Gesamtkosten je nach Bautypus, Konstruktion und Materialwahl unterschiedlich aus. Um den Einfluss der Materialpreise auf die Baukosten am Beispiel eines Einfamilienhauses abzuschätzen, muss deshalb von einem standardisierten Einfamilienhaus ausgegangen werden – ohne spezielle Extras. Zum besseren Verständnis ist es sinnvoll, die Kosten gemäss Baukostenplan (BKP) in die gewichtigsten am Bau beteiligten Gewerke zu unterteilen und ihren Anteil an den Gesamtbaukosten sowie den jeweiligen Materialanteil aufgrund von Referenzwerten der verschiedenen Gewerke zu schätzen.
Baumeisterarbeiten machen knapp 20 Prozent der Baukosten aus; diese setzen sich aus 60 Prozent geleisteter Arbeit und 40 Prozent Material zusammen. Sanitäranlagen machen bei 70 Prozent Materialaufwand etwa einen Zehntel der Baukosten aus. Während bei Malerarbeiten das Material nur etwa einen Fünftel des Preises ausmacht, liegt der Materialkostenanteil bei verputzten Aussenwärmedämmungen bei 90 Prozent, die geleistete Arbeit bei gerade mal 10 Prozent der Kosten des Gewerkes.
Über alle am Bau beteiligten Gewerke macht der Anteil des Materials knapp die Hälfte der Gesamtbaukosten aus. Demnach verteuern sich die Baukosten knapp um die Hälfte der gemittelten Materialteuerung. Die gemittelte Materialteuerung berücksichtigt, dass im Normalfall nicht alle Materialien gleichzeitig dieselbe Teuerung erfahren. Neben den Materialkosten werden wohl auch die Löhne und somit die Arbeitskosten insgesamt steigen. Dies aufgrund der allgemeinen Teuerung und des Fachkräftemangels, der Baufachpersonen eine gute Verhandlungsposition sichert.
Ansprüche, Notwendigkeiten und Wünsche sind kostenrelevant
Sowohl bei einer Sanierung als auch bei einem Um- oder Neubau gilt es jeweils Sparpotenziale zu suchen. Die Bauqualität sollte aber nicht unter dem Kostendruck leiden. Eine vorausschauende und gründliche Planung hilft, Kosten zu sparen, oder zumindest keine unnötigen zu verursachen, zum Beispiel durch Nachträge, Doppelspurigkeiten und kurzfristige Änderungen. Viel Geld lässt sich im Innenausbau bei der Materialwahl und dem Ausbaustandard sparen. Nicht immer bietet das edelste und teuerste Material auch den maximalen Komfort und den individuell besten Nutzen. Bei Armaturen und Bodenbelägen lässt sich beispielsweise einfach und ohne Qualitätseinbusse sparen. Anders verhält es sich mit Konstruktionselementen im Dauergebrauch wie Beschlägen und statisch relevanten Konstruktionselementen. Aufgrund der Wichtigkeit für Anschlussdetails und der Langlebigkeit empfiehlt es sich, hier keine Abstriche zu machen und auf Qualität zu setzen. Die billigste Lösung ist oft nicht die günstigste. Bauteile mit einem langen Lebenszyklus und hoch beanspruchte Elemente dürfen durchaus etwas mehr kosten, da sich Qualität über die gesamte Nutzungsdauer meist auszahlt.
Oft ist es hilfreich, sich die eigenen Ansprüche, Notwendigkeiten und Wünsche bewusst zu machen. Denn die günstigsten Kosten sind immer diejenigen, die gar nicht erst entstehen.
Erfahrungswerte der Anteile der Gewerke und Baumaterialien an den Baukosten für ein Standard – Einfamilienhaus
Baukosten nach Gewerken | Anteil | Anteil Kosten | Anteil Kosten | Auswirkungen Teuerung Baumaterial auf Baukosten | |||
+ 5 % | + 10 % | + 15 % | + 20% | ||||
Montagebau Holz/Bedachung | 6% | 50% | 3.00% | 0.15% | 0.30% | 0.45% | 0.60% |
Schreinerarbeiten | 4% | 36% | 1.44% | 0.07% | 0.14% | 0.22% | 0.29% |
Aussendämmung verputzt | 8% | 90% | 7.20% | 0.36% | 0.72% | 1.08% | 1.44% |
HLK | 6% | 75% | 4.50% | 0.23% | 0.45% | 0.68% | 0.90% |
Sanitäranlagen | 10% | 70% | 7.00% | 0.35% | 0.70% | 1.05% | 1.40% |
Baumeisterarbeiten | 18% | 40% | 7.20% | 0.36% | 0.72% | 1.08% | 1.44% |
Malerarbeiten | 2% | 20% | 0.40% | 0.02% | 0.04% | 0.06% | 0.08% |
Gipserarbeiten | 3% | 80% | 2.40% | 0.12% | 0.24% | 0.36% | 0.48% |
Bodenbeläge | 8% | 45% | 3.60% | 0.18% | 0.36% | 0.54% | 0.72% |
Architekt / Planer | 6% | 0% | 0.00% | 0.00% | 0.00% | 0.00% | 0.00% |
Baukreditzinsen | 4% | 0% | 0.00% | 0.00% | 0.00% | 0.00% | 0.00% |
Kücheneinrichtung | 6% | 65% | 3.90% | 0.20% | 0.39% | 0.59% | 0.78% |
Elektroarbeiten | 4% | 50% | 2.00% | 0.10% | 0.20% | 0.30% | 0.40% |
Fenster / Aussentüren | 7% | 40% | 2.80% | 0.14% | 0.28% | 0.42% | 0.56% |
Gartenarbeiten | 8% | 45% | 3.60% | 0.18% | 0.36% | 0.54% | 0.72% |
Baukosten (BK) total | 100% | - | 49.04% | 2.45% | 4.90% | 7.36% | 9.81% |
Tabelle HEV Schweiz, Quelle Verbände der Baubranche