Gartengestaltung

Vorher-Nachher-Verwandlung: Neugestaltung eines mediterranen Gartens mit Blick auf den Zürichsee

Neugestaltung Einen Garten so zu planen, dass darin vielseitige Räume in harmonischem Verbund mit Wohnhaus und Umgebung entstehen – das ist bei diesem Projekt gelungen. Man spürt eine hohe Sensibilität für Ästhetik und Ausgewogenheit, ebenso die Freude am kreativen Prozess: von der Ideensammlung über den Entwurf bis hin zur Detailplanung und der Ausführung.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Es gibt so einige Gartentheorien. Eine davon kommt vom niederländischen Archäologen und Gärtner Tim Smit: «Wenn du in einem Garten nicht lieben kannst, wenn du dort nicht träumen oder dich betrinken kannst – asphaltiere ihn doch, wozu ist er sonst gut». Grundsätzlich meint Smit mit seiner deutlichen Äusserung, dass ein gelungenes Gartenkonzept nicht nur aus einigen Pflanzen, einer Rasenfläche und ein paar Gartenmöbeln besteht.

Ob sich ein Garten zu einem gern genutzten Lebensraum entwickelt, hängt wesentlich davon ab, ob man sich darin geborgen und wohl fühlt. Dies erscheint zunächst sehr banal, theoretisch und subjektiv zugleich, ist aber der Schlüssel zu einem stimmigen Gartenentwurf und zählt zu den Grundweisheiten der Landschaftsarchitektur.

Bestehende Gartensituation

Der hier vorgestellte Garten vermittelte vor seiner Umgestaltung wenig Geborgenheit und Privatsphäre (siehe Vorher-Nachher-Fotos). War das Grundstück doch von fast überall einsehbar und kaum gegliedert. Zudem war der ursprüngliche Garten mit wuchernden Bambussen bestückt. Diese haben sich an einigen Orten unerwünscht ausgebreitet. Zur Einfassung diente eine Lorbeerhecke. Ebenso waren einige Pflanzflächen in die Jahre gekommen und erfüllten ihre eigentliche Funktion nicht mehr, um zu einem stimmungsvollen Gartenbild beizutragen. All dies veranlasste die Eigentümer, ihren Garten neu gestalten zu lassen und das Landschaftsarchitekturbüro LSLA GmbH damit zu beauftragen.

Das neue Gestaltungskonzept sollte mit passenden Sichtschutzmassnahmen Privatsphäre gewährleisten, behagliche Gartenräume mit unterschiedlichen Funktionen und Stimmungen schaffen und die traumhafte Aussicht zusätzlich verstärken. Als ein besonderes Merkmal nahmen die beiden Gartengestalter Robin Lustenberger und Jan Schelling die quer verlaufende Ausrichtung des Wohngebäudes wahr. Die Ausrichtung und die Süd-Ost-Lage stellen – im Gegensatz zu den benachbarten Wohnliegenschaften mit ihrer einheitlichen Anordnung – die herrliche Aussicht auf die Alpen und den Zürichsee auf eine mutige Weise in den Vordergrund. Das Panorama reicht vom Pfannenstil, den Glarner Alpen bis hin zum Säntis und lässt die Berge bei aufgehender Morgensonne in eindrücklich sanftem Licht erstrahlen. Diese Szenerie verleiht dem Grundstück eine Leichtigkeit und Verspieltheit. Der Eindruck von Unbeschwertheit fand dann auch den Weg in den gestalterischen Entwurf, indem das Formale und Strenge der bestehenden Gartenanlage aufgebrochen wurde. Umgesetzt wurde dies mit einem artenreichen und lebendigen Pflanzenbestand sowie mit Gestaltungselementen und Strukturen in organischen und natürlichen Formen.

Ein stimmiges Raumgefühl

Der vordere Teil des Gartens mit seiner atemberaubenden Bergkulisse gilt als Hauptgarten und Mittelpunkt des Gartenlebens. Dort befindet sich an der Grundstücksgrenze ein neu angelegter Sitzplatz mit Weitblick auf Berge und See. Erreichbar ist diese leicht abgesenkte, kreisrunde Kiesfläche über runde Trittplatten, die in die Grünflächen verlegt wurden.

Solitärgehölze wurden so platziert, dass sie mitten in der beeindruckenden Aussicht stehen. So wird die Fernsicht gelenkt und die Kulisse zusätzlich verstärkt – ähnlich, wie wenn man aus dem Fenster blickt. Entstanden sind Durchblicke, die neugierig machen und das Auge in die Weite ziehen – eine gestalterische Raffinesse, die aufklärende Worte benötigte, um die Bauherrschaft davon zu überzeugen, die traumhafte Rundsicht zu unterbrechen.

Im hinteren Bereich des Hauptgartens befindet sich ein weiterer Sitzplatz, gleich angrenzend an das Wohnhaus. Hier wird das Gefühl von Geborgenheit durch das schirmförmige Blätterdach eines neu gepflanzten Ahorns zusätzlich unterstützt. Der verwunschene Rückzugsort bietet die Möglichkeit, ungestört ein Buch zu lesen oder sich beim Lauschen des Vogelgezwitschers zu entspannen. Eine angrenzend platzierte Vogeltränke lockt die Vögel an.

Bepflanzter Bachlauf

Das Wohnhaus ist seitlich zum Hauptgarten mit grosszügigen Fensterfronten ausgestattet, was den lichtdurchfluteten Wohnraum geradezu in den Garten hinauszieht und mit dem Bergpanorama verschmelzen lässt. Die hintere Gebäudefassade – die dem Hauptgarten abgewandte Seite – ist mit einem atriumartigen Lichthof ausgestattet. Dieser bestand ursprünglich aus zwei unschön geschalten Betonflügelmauern und einer fast schon wackeligen Winkelplatte als weitere Abgrenzung zum Erdreich. Die Fensterfront erstreckt sich vom Unter- bis ins Dachgeschoss und dient dem Treppenhaus als Lichtquelle. In diesem kellerartigen Lichthof und sehr nahe an der Fensterfront befindet sich ein Amberbaum. Die frühere Gestaltung hinterliess einen finsteren und einengenden Eindruck.

Mit der neuen Bepflanzung, die einen Bachlauf darstellen soll, wurde der Aussenbereich neu inszeniert und aufgewertet. Die Winkelplatte wurde entfernt, um die Senkung angemessen abzuflachen und die Enge zu durchbrechen. Ergänzt wurde dieser Bereich mit regionalen Sandsteinen. Die unschön geschalten Betonmauern wurden belassen, baulich aber saniert. Gleichzeitig wurde ein Farbgestalter hinzugezogen, der die Oberfläche künstlerisch bearbeitete. Je nach Lichteinfall ändert sich dadurch das Erscheinungsbild der Wandoberfläche. Bei geringem Lichtstrahl erscheint die Oberfläche als grau lackierte gestockte Betonwand. Bei viel Sonnenlicht hingegen hat sie eine warme Ausstrahlung mit goldenem Schimmer.

Vorher-Nachher-Fotos

 

Der vordere Teil des Gartens gilt als Hauptgarten und Mittelpunkt des Gartenlebens. Dort befindet sich ein neu angelegter Sitzplatz mit Weitblick auf Berge und See.

Mediterranes Flair

Die Liegenschaftsbesitzer mögen es, Kräuter, Obst und Beeren für den eigenen Bedarf zu kultivieren. Das neue Pflanzenkonzept sollte deshalb einem mediterranen Bauerngarten gleichkommen. Bei der standortgerechten Pflanzenverwendung hat man darauf geachtet, möglichst einheimische Pflanzen einzusetzen. Entstanden ist ein Pflanzenbild, das mediterrane Eleganz und sommerliche Leichtigkeit verschmelzen lässt. So sorgen trockenheitsliebende Stauden und Gräser an den sonnigen Gartenpartien für einen sommerlichen Augenschmaus. Hier gedeihen Steppen- und Gewürzsalbei, Kugeldisteln, Feldthymian, Wermuth und vieles mehr.

 

Ebenso prägend sind die Solitärgehölze mit ihrem markanten Aussehen. So verleiht der Baumbestand dem Gartenbild eine unglaubliche Strahlkraft mit reizvollen Blickpunkten. Eine charaktervolle zweistämmige Waldföhre fällt dabei durch ihre dynamische Formgebung besonders auf. Ihre beinahe feminine Ausdrucksform ähnelt in ihrer Gestalt schon fast einer Taille.

 

Ergänzt und bereichert wird das stimmige Gehölzensemble mit mehrstämmigen Ahornen. Mit ihren eleganten Schirmformen unterstützen sie die Raumbildung und schaffen ein Gefühl der Intimität. Immergrüne Eiben unterschiedlicher Wuchshöhen verhindern Einsichten und schaffen geschützte Aufenthaltsorte. Ähnlich dem Charakter einer Naturhecke wurden sie auf eine natürlich anmutende Gartenwand hinuntergebrochen und schirmen den Gartenraum gegen die Nachbarsgrundstücke ab.

 

JardinSuisse

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