Bauen mit Holz

Nachhaltig gebaut mit Schweizer Holz

Das neue Quartier «Fischermätteli» in Burgdorf ist das grösste Wohnbau-Ensemble der Schweiz, das ganz mit Schweizer Holz erstellt wurde und zugleich den strengen Energiestandard Minergie-A-Eco erfüllt. Die zehn Mehrfamilienhäuser liefern dank Photovoltaik übers Jahr mindestens so viel Energie, wie sie selbst benötigen.

von Michael Meuter

Verantwortlicher Information von Lignum

Im Herbst 2023 wurde sie nach rund dreieinhalbjähriger Bauzeit vollständig bezogen: Die Wohnüberbauung «Fischermätteli» in Burgdorf. Die zehn viergeschossigen Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 168 Wohnungen entstanden auf einem ehemaligen Gewerbeareal etwas ausserhalb des Ortes. Sie gruppieren sich um eine lang gezogene zentrale Begegnungszone. Drei Monate vor Bauabschluss hatten bereits alle Eigentumswohnungen einen Abnehmer gefunden. Zwei Häuser wurden von einem Investor erworben; diese Wohnungen sind vermietet.

Rekordtempo dank Holzbauweise

Keller, Einstellhalle, Treppenhaus und Liftschacht wurden im Massivbau erstellt; die Decken entstanden in einem Holz-Beton-Verbund. Der ganze Rest der Konstruktion ab Erdgeschoss wuchs dann in Holzsystembauweise empor. Die hinterlüftete Fassade aus Fichte und Tanne ist druckimprägniert, was einen sehr guten Witterungsschutz und reduzierte Unterhaltsaufwendungen verspricht.

Gebaut wurde in drei Etappen. Im April 2020 begannen die Baumeisterarbeiten für Kellergeschoss, Tiefgarage und Treppenhäuser der vier ersten Häuser. Ab August 2020 legten dann die Holzbauer auf der Baustelle mit der Montage der vorgefertigten Elemente los – und sie gaben mächtig Gas. Für jedes Haus mit jeweils 16 bis 18 Wohnungen brauchten sie durchschnittlich nur gerade vier Wochen, bis es im Rohbau erstellt und wettergeschützt war. Im gleichen Tempo liefen auch die beiden weiteren Bauetappen ab.

Hinter dieser Leistung steht das Innerschweizer Unternehmen Strüby Konzept AG. Das Projekt «Fischermätteli» wickelten seine Spezialisten als Gesamtdienstleister ab: Sie übernahmen schlicht alles, von der Projektentwicklung über Architektur und Engineering bis zu Produktion und Realisation der Überbauung. Auch der Gebäudeunterhalt liegt nun in ihren Händen. Gearbeitet wurde mit Subunternehmen, die zu einem grossen Teil aus der Region kamen.

Energetisches Vorzeigeprojekt

Die Energie für das gesamte Areal stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Den Strom liefert die Sonne. Die Wärme für Heizung und Warmwasser kommt von einer Heizzentrale, die mit Schweizer Pellets versorgt wird. Das feinmaschige Mobilitätskonzept setzt auf Elektromobilität, Carsharing, Velos und den öffentlichen Verkehr. Ausserdem sorgt die Umgebungsgestaltung nach dem Schwammstadt-Prinzip für natürliche Kühlung im Sommer.

Im Herbst letzten Jahres wurde das «Fischermätteli» als erstes Areal nach dem neuen Standard «Minergie-Areal» definitiv gelabelt. Ein Minergie-Areal zeichnet sich durch einen sehr geringen Energieverbrauch, minimierte Treibhausgasemissionen in Erstellung und Betrieb sowie eine maximale Selbstversorgung mit erneuerbaren Energien aus. Die Gebäude müssen gemäss Kriterienkatalog einen zukunftsfähigen Hitzeschutz sowie einen kontrollierten Luftwechsel aufweisen. Die Gestaltung des Aussenraums soll die Biodiversität fördern und zugleich Klimaresilienz und Aufenthaltsqualität steigern, beispielsweise durch geeignete Bepflanzung und Beschattung. Das Minergie-Areal bietet zudem Anreize für eine klimafreundliche Mobilität – Anforderungen, welche die Burgdorfer Überbauung durchs Band erfüllt. Einen wesentlichen Anteil daran hat das Baumaterial: Holz aus hiesigen Wäldern.

Premiumprodukt aus dem Schweizer Wald

Holz ist immer eine gute Wahl – es ist ein natürlich nachwachsender Rohstoff, der für seine «Herstellung» nur Sonnenenergie, Nährsalze aus dem Boden und Wasser benötigt. Ernte und Verarbeitung erfolgen sehr energiearm, und das Material speichert erst noch Kohlenstoff aus dem Treibhausgas CO2. Noch besser schneidet einheimisches Holz ab: Hiesiges Holz wird nicht weit transportiert, was die graue Energie wesentlich reduziert.

Entstanden ist das «Fischermätteli» aus 6642 m3 Schweizer Holz. Eine Menge, die in weniger als sechs Stunden im hiesigen Wald wieder nachwächst und die in Burgdorf den Kohlenstoff aus über 5700 Tonnen CO2 langfristig speichert. Gewachsen ist das Holz für die Überbauung in den Kantonen Schwyz und Zug. Strüby lässt das Holz jeweils in der Region sägen und verleimen, bevor daraus im eigenen Produktionscenter in Root die Wand- und Deckenelemente gefertigt werden. Die Verwendung von Holz aus unseren hiesigen Wäldern ist ein Markenzeichen der Strüby-Unternehmungen: Sie nutzen pro Jahr rund 30000 m3 Holz aus Schweizer Wäldern.

Den Holz-Weg vom Baum zum Bau live erleben

Das Beispiel «Fischermätteli» ist beeindruckend. Aber wie wird aus dem Holz aus unseren Wäldern eigentlich ein Haus oder ein Tisch? Antworten darauf gibt es an den «Tagen des Schweizer Holzes» vom 12./13. September. Dann öffnen mehr als 130 Betriebe und Organisationen der holzverarbeitenden Branche in allen Landesteilen ihre Türen und zeigen, was aus Schweizer Holz alles entsteht – vom Möbel bis zum ganzen Haus. Erwachsene und Kinder, aber auch ganze Schulklassen sind an den mehr als 40 Veranstaltungsorten willkommen.

An den beiden Tagen wird gefällt, gesägt, gefräst, geschreinert und gezimmert. Gross und Klein erhalten Gelegenheit, hautnah zu erleben, wie im Wald, in der Sägerei, in einem Holzbau- oder Schreinereibetrieb angepackt wird und was es braucht, damit aus dem nachwachsenden Rohstoff schöne und dauerhafte Produkte werden, die alle Sinne ansprechen.

Dazu schliessen sich jeweils mindestens drei Betriebe aus verschiedenen Bereichen der Holzwirtschaft zu einer Gruppe zusammen und präsentieren gemeinsam ihre Tätigkeiten. Auf tsh25.ch lässt sich auf einer interaktiven Karte entdecken, wo in der Nähe eine Veranstaltung geplant ist und welche Betriebe mit dabei sind.

Infos

Informationen zu den «Tagen des Schweizer Holzes» vom 12./13. September finden sich im Internet unter tsh25.ch. Hiesiges Holz erkennt man am Label «Schweizer Holz». Seine Vorteile erläutert die Website holz-bois-legno.ch. Die technische Beratung der Lignum gibt unter Tel. 044 267 47 83 oder hotline@lignum.ch Auskunft zu allen Fragen rund um den Einsatz von Holz in Bau und Ausbau. Die Website lignum.ch bietet dazu vielfältige Informationen.