Ein wahres Sommerparadies: Das kleine Ferienhaus liegt zwischen zwei grünlich schimmernden Weihern, mitten im Wald, nahe der französischen Gemeinde Romagny-sous-Rougemont. Was sich hier als kleines Paradies dem Auge präsentiert, sah bis vor 2018 noch ganz anders aus: Der ohne Bewilligung erbaute Vorgänger stammte aus den 1970er-Jahren, war marode, ohne Heizung und entsprach nicht mehr den Bedürfnissen der Eigentümer.
Hier kam das Basler Atelier Neume ins Spiel: Marie-Annick Staehelin, Schwiegertochter der Bauherrschaft, und ihr Partner Balàzs Földvàry bekamen den Auftrag, einen Ersatzneubau zu gestalten. Beide hatten Ende 2017 – nach dem Abschluss ihres Masterstudiums an der Hochschule in Basel und der gemeinsamen Arbeit in einem Architekturbüro – ihr eigenes Büro eröffnet. Ihr innerhalb von einem Jahr erbautes Erstlingswerk unter dem Titel «Etang» wurde ein Wurf.
Innen- und Aussenraum verschmelzen
Aufgrund seiner Lage ausserhalb der Bauzone steht der Neubau aus Holz nun in gleicher Dimension am alten Ort. Die Architekten erhielten den Betonsockel und bauten eine neue Holzkonstruktion von rund 35 qm darüber auf. «Wir hatten die Idee von einem Schmuckkästchen», erklärt Balàzs Földvàry. «Öffnet man diese Box, enthüllt sie ihr reiches Innenleben.» So entwarfen sie eine vertikal gegliederte Holzfassade mit Fensterläden, die Gebäude und Terrasse komplett schliessen, wenn die Eigentümer abwesend sind. Die kompakte vertikale Lattung ist inspiriert von Bauten im hohen Norden, trägt jedoch auch Bezüge zu japanischen Bauten mit dem Wechselbezug von Innen und Aussen. «Uns war es wichtig, den Bezug zum Aussenraum herzustellen», erklärt Marie-Annick Staehelin. In geöffnetem Zustand falten sich die Läden nach aussen auf und wirken so massiv wie Säulen. Gleichzeitig dienen sie neben dem Sicht- auch dem Sonnenschutz, werden tagsüber wechselnden Bedürfnissen angepasst und tauchen die Innenräume in unterschiedliche Lichtstimmungen. Dahinter steckt langes Tüfteln in Zusammenarbeit mit der elsässischen Holzbaufirma Fuchs: «Wir haben lange gesucht, um die richtigen Handwerker dafür zu finden», sagt Marie-Annick Staehelin.
Die Terrasse entlang der Glasfassade dient als Haupteingang. Innen zonieren Schiebetüren den Grundriss zum Wohn- und Schlafbereich sowie Bad. Ein kompaktes Raumerlebnis, in dem alle Funktionen auf das Minimum reduziert wurden. Eine rund 1,20 m hohe Galerie, die über eine Stahlleiter zugänglich ist, bietet zusätzlichen Schlafraum für Besuch sowie Lagerraum. In tiefen Wänden sind neben den Schiebetüren massgefertigte Regale und Schränke verborgen. Auch hier arbeitete das Team mit einem lokal ansässigen Schreiner zusammen, ebenso für die Küche. Geplant war zunächst ein freistehender Ofen, der jedoch zu viel Platz weggenommen hätte. Nun dient ein in die Küchenfront integrierter Ofen des italienischen Herstellers La Nordica als Heizung für das ganze Haus sowie als Herd und Backofen. Damit man im Sommer nicht das Haus zum Kochen beheizen muss, wurde ein zusätzlicher Gasherd installiert. Für den Ofen ersannen die Architekten einige Kniffs. «Da der Ofen niedriger als die Küchenfront war, mussten wir ihn auf einen kleinen Sockel stellen. Zum Schutz haben wir zudem eine Metallplatte aus thermolackiertem Stahl vor dem Ofen angebracht.» Die auf Mass gebaute Küchenfront ist aus in Ebenholzfarbe lasierter Esche, die Arbeitsplatte aus gebürstetem Edelstahl. Auf Wunsch der Bauherrschaft verfügt die Küche über Schubladen statt Türen, ein kleiner Kühlschrank integriert sich unauffällig in die Front. Die Rückwand der Küche ist mit Kreidefarbe beschichtet, so kann man Einkaufslisten und andere Memos darauf anbringen und schnell wieder wegwischen.
Viel Stauraum auf wenig Platz
Die grosszügige Ablagefläche der Küchenzeile dient auch als Tisch – alles ist durchdacht. «Vieles haben wir einfach versteckt, da der Platz so beschränkt war», sagt Marie-Annick Staehelin. «Beispielsweise haben wir neben der Leiter zur Galerie Einbauschränke mit Push-Türen angebracht, die man auf den ersten Blick gar nicht bemerkt». Im Schlafzimmer ist das Bett mit 1,40 x 2 m knapp bemessen, darunter bieten Schubladen Stauraum.
Die Architekten setzten auf Kontraste: Während das Lärchenholz der Fassade in einem Ebenholz-Ton lasiert wurde, sind Innenboden und Terrassenboden aus hellem Lärchenholz gefertigt, alle Innenverkleidungen aus dreischichtigen Fichtenholzplatten, die mit Seife behandelt wurden, um ein Verfärben zu verhindern. Die Böden im Innern sind versiegelt, da sie strapazierfähig sein sollten. «Das Zeigen der Konstruktion und bewusst eingesetzte nachhaltige Materialien sind wichtige Charakteristika unserer Arbeit», erklärt Balàzs Földvàry. «Dass das Holz eine Patina erhält, ist Teil des Konzepts.» Schönes Detail: Die langen Holzlatten im Innenbereich sind genauso breit wie die des Terrassenbodens – so verschmelzen Innen und Aussen miteinander.
Das Ferienhaus abseits des Dorfs und dessen Infrastrukturnetz funktionieren komplett autark: Strom erzeugen drei Solarpaneele auf dem Dach, eine eigene Kläranlage reinigt das Abwasser, eine unterirdische Zisterne sowie eine Dachwasseranlage sammeln Regenwasser. In trockenen Sommern kann auch Wasser aus dem Teich abgepumpt werden. Ein Sommeridyll, das die Bauherrschaft nun auch im Winter nutzen kann.
«Uns war es wichtig, den Bezug zum Aussenraum herzustellen.»