Heizungsersatz

Wenn die Wärmepumpe mit Propan einheizt

Heizungsersatz Stück für Stück saniert die Familie Belinger in Bad Ragaz SG ihr Einfamilienhaus. Vor Kurzem wurde nun die alte Ölheizung durch eine Propan-Wärmepumpe ersetzt.

von Michael Staub

Journalist BR, Kriens

In Bad Ragaz sind attraktive Einfamilienhäuser schwierig zu finden. Das erlebte auch die Familie Belinger. Nach mehrjähriger, geduldiger Suche wurden Ingo Belinger und seine Frau schliesslich in einem ruhigen Quartier fündig. Das 1947 erbaute Einfamilienhaus mit grosszügigem Umschwung ist ideal gelegen. Das Ortszentrum, die Einkaufsmöglichkeiten und auch die Schule für die Kinder sind nur wenige Fussminuten entfernt. «Die Lage ist perfekt. Hier sind wir nahe am Geschehen, haben aber trotzdem unsere Ruhe. Anders als bei den Neubauprojekten handelt es sich hier um eine gewachsene, funktionierende Nachbarschaft. Das ist sehr angenehm», berichtet der Bauherr.

Pizza und Propan

Für Ingo Belinger, der lange in der Baubranche tätig war und handwerklich begabt ist, erwies sich das Haus auch in einer anderen Hinsicht als Glücksfall: «Bei einem neuen Haus zieht man ein und freut sich ein Mal. Bad, Küche, Zimmer – alles ist neu. Doch daran gewöhnt man sich sehr schnell. Wir renovieren hingegen unser Haus Stück für Stück und freuen uns jedes Mal über den zusätzlichen Komfortgewinn.» Mit vielen Eigenleistungen wurde zum Beispiel das Badezimmer im Dachstock mit einer Lukarne erweitert und komplett saniert. Auch das Wohn- und das Esszimmer wurden erweitert und erhielten neue Bodenbeläge. Der neueste Stolz der Familie ist der grosszügige, überdachte Sitzplatz. Hier steht ein besonderer Pizzaofen. Diesen Wunsch hegte Ingo Belinger schon lange: «Seit meiner Kindheit träumte ich davon. Aber es musste natürlich ein richtiger Pizzaofen sein, kein billiger Nachbau mit einer Stahlhaube. Wir erhielten eine Kuppel aus Schamottesteinen, gemauert von einem Profi aus Italien, den ich nach langer Suche gefunden» habe», berichtet Ingo Belinger.

Eingeheizt wird auch hinter dem Haus. Anstelle von Schamottesteinen blickt man dort aber auf eine Stahlblech-Karosserie. Es handelt sich um die Luft-Wasser-Wärmepumpe Aerotop SPK von Elco. Das Vorseriengerät wurde als Feldtestanlage installiert. «Mit solchen Anlagen prüfen wir jeweils neue Produkte auf Herz und Nieren. So können letzte Details optimiert werden, bevor wir mit dem Modell in Serienproduktion gehen», erläutert Marcel Truninger. Er ist Leiter Region Ost und Mitglied der Geschäftsleitung bei Elco. Der Einsatz von Propan als natürliches Kältemittel bringt für Hersteller, Installateure und Endkunden verschiedene Änderungen mit sich. Dank der Feldtestanlagen, deren Betriebsdaten rund um die Uhr aufgezeichnet werden, konnten die optimalen Abläufe und Einstellungen eruiert werden.

Mehr Power

Als Kältemittel verwendet die Aerotop SPK Propan (R290). «Auch ältere Objekte, die bisher mit einer Öl- oder Gasheizung ausgerüstet waren, können so problemlos saniert werden. Denn dank des natürlichen Kältemittels sind nun Vorlauftemperaturen von bis zu 70 Grad Celsius möglich», erklärt Marcel Truninger. Bestehende Hochtemperatur-Heizkörper können dadurch oft belassen werden. Das macht das Sanierungsprojekt günstiger und erleichtert vielen Bauherrschaften den Umstieg auf eine Wärmepumpe. Eine durchdachte Konstruktion, ausreichend Masse und eine konsequente Dämmung aller relevanten Bauteile sorgen bei der neuen Wärmepumpe für eine sehr tiefe Geräuschkulisse. Zudem ist ein Flüstermodus verfügbar. Somit kann die Maschine auch auf kleinen, engen Parzellen mit direkt angrenzenden Nachbarn installiert werden. Trotz des leisen Auftretens bringt es die Wärmepumpe auf einen beachtlichen Wirkungsgrad (COP) von bis zu 5,47 bei einer Aussentemperatur von 7 Grad Celsius und einer Warmwassertemperatur von 35 Grad Celsius.

Zuverlässiges Arbeitstier

Bei der Heizungssanierung bietet sich eine einmalige Chance, auch den Heizungsraum instand zu setzen. Diese Möglichkeit nutzte die Familie Belinger: Die Wände wurden komplett neu aufgebaut, als Bodenbelag dient Valser Naturstein, Waschmaschine und Tumbler finden in einem massgefertigten Möbel Platz. «Wenn schon, denn schon», meint Ingo Belinger. Neben der Inneneinheit der Wärmepumpe sind im Technikraum auch der Warmwasserspeicher (Volumen 500 Liter) sowie der Pufferspeicher für die Wärmepumpe (Volumen 200 Liter) untergebracht. Die bestehende Wärmeverteilung wurde mit einer einzigen Heizgruppe angeschlossen.

«Ursprünglich war das ganze Haus mit Hochtemperatur-Heizkörpern ausgerüstet. Dank der etappenweisen Sanierung ist ein grosser Teil davon bereits mit einer Fussbodenheizung ersetzt worden. Die Vorlauftemperatur kann darum sukzessive gesenkt werden, und im Gegenzug wird die Effizienz der Wärmepumpe nochmals erhöht», sagt Savino Stella, Co-Geschäftsführer der Stella Haustechnik GmbH (Bad Ragaz). Für den Installateur, der die Anlage gemeinsam mit seinem Bruder Antonio Stella umgesetzt hat, verliefen die Arbeiten problemlos. «Bei Propan-Wärmepumpen muss der Aufstellungsort richtig gewählt werden. Abgesehen davon handelt es sich um ein normales Projekt. Diese Maschine bringt viel Leistung und läuft sehr zuverlässig. Wir haben bereits die nächsten Projekte mit dieser Wärmepumpe in der Pipeline», berichtet Savino Stella.

Fazit

Aufgrund der Daten verschiedener Feldtest-Anlagen wurde die Aerotop SPK weiter optimiert. Die Serienproduktion ist inzwischen angelaufen, und seit Juni wird die neue Wärmepumpe in der ganzen Schweiz ausgeliefert. «Bei Propan sind, wie bei jedem anderen Kältemittel auch, gewisse Sicherheitsvorschriften zu beachten. Ebenso muss man bei der Installation gegenüber dem Ablauf bei herkömmlichen Wärmepumpen gewisse Unterschiede berücksichtigen. Propan mag für uns Gebäudetechniker neu scheinen, doch im Prinzip kennen wir es alle schon längstens», meint Marcel Truninger. Das bestätigt ein Blick auf Ingo Belingers neuen Sitzplatz: Einige Meter neben dem Pizzaofen steht ein normaler Gasgrill. Propan ist in der Schweiz allgegenwärtig. Ein bisschen gewöhnen muss man sich höchstens an den Gedanken, dass mit seiner Hilfe nicht mehr bloss grilliert, sondern auch via Wärmepumpe geheizt werden kann.

Natürliche Kältemittel

Ab 1. Januar 2027 sind für Wärmepumpen nur noch natürliche Kältemittel zulässig. Dazu gehören als drei wichtigste Vertreter Kohlendioxid (CO2), Ammoniak sowie Propan. Mit der Änderung wird die sogenannte «F-Gase-Verordnung» der EU nachvollzogen. Diese reduziert die Verwendung von synthetischen Kältemitteln, die Fluor enthalten.

 

Der Grund dafür ist der Klimaschutz. Denn fluorierte Kältemittel besitzen ein hohes Treibhauspotenzial (Global Warming Potential, GWP). Referenzmassstab ist hier das CO2 mit einem GWP von genau 1. Das bis heute oft verwendete Kältemittel R401a weist hingegen ein GWP von 2088 auf. Im Gegensatz dazu bringt es Propan noch auf ein GWP von 3. Für den Ein- und Mehrfamilienhausbereich werden deshalb seit einiger Zeit Propan-Wärmepumpen forciert. Ammoniak und CO2 hingegen sind nur bei Grosswärmepumpen, beispielsweise für Industrieanwendungen oder ganze Areale, üblich.

 

Weil jede Wärmepumpe für den Betrieb auf genau ein Kältemittel abgestimmt wird, ist ein «Austausch» des alten gegen ein neues, natürliches Kältemittel nicht möglich. Ebensowenig ist dieser Austausch gesetzlich verlangt. Anlagen, die bis und mit 31. Dezember 2026 installiert werden, geniessen Bestandesschutz. Für Heizungssanierungen gilt die folgende Empfehlung: Anlagen, die bereits geplant und bewilligt sind, sollten umgesetzt werden. Denn jede ersetzte fossile Heizung führt zu einem geringeren CO2-Ausstoss und hilft beim Erreichen der Klimaziele.

Alte Heizungslösung

Ölheizung für Raumwärme und Warmwasser, Wärmeabgabe mit Hochtemperatur-Radiatoren.

 

Neue Heizungslösung

Luft-Wasser-Wärmepumpe Elco Aerotop SPK (Leistung 10 kW), Pufferspeicher für Wärmepumpe (Volumen 200 Liter), Warmwasserspeicher (Volumen 500 Liter). Wärmeabgabe via Fussbodenheizung und einzelne Hochtemperatur-Radiatoren.

 

Installation

Stella Haustechnik GmbH (Bad Ragaz)

 

Beratung

Elcotherm AG, Regionalcenter Winterthur