Baumgesundheit

Was tun, wenn der Baum krankt

Bäume bringen viele Vorteile für den Menschen, die Umwelt und die Liegenschaft. Wenn der Baum aber krank wird, nehmen diese Vorteile stark ab. Früherkennung, Pflegemassnahmen und zielgerichteter Pflanzenschutz können in vielen Fällen eine Heilung versprechen oder den Verlauf einer Krankheit abschwächen.

von Simon Hepner

MSc ETH Biologie, Laborleiter der Matthias Brunner AG

Während Bäume früher teilweise noch als symbolische Erinnerungen an Abmachungen gepflanzt wurden, hat sich ihre Bedeutung ab dem 19. Jahrhundert stark verändert, als man realisierte, dass die Vegetation einen massgeblichen Einfluss auf die Lebensqualität hat. Heute ist man sich der vielen Vorteile von Bäumen bewusst. Verschiedene Studien zeigen, dass sich Bäume positiv auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken und den Wert einer Liegenschaft erhöhen. Zusätzlich können Bäume in Gebäudenähe Kühlkosten während des Sommers senken und tragen durch die Vernetzung von Lebensräumen zu höherer Biodiversität bei.

Voraussetzung für diese positiven Effekte ist aber immer eine gute Gesundheit der Bäume. Leider kommt es immer wieder vor, dass Bäume krank oder von Schädlingen befallen werden und damit für Kopfzerbrechen bei den Eigentümerinnen und Eigentümern sorgen. Eine grobe Identifikation der Problemursache ist in den meisten Fällen nicht so schwierig und bildet die Handlungsgrundlage für eine zielgerichtete, effiziente Therapie.

Ursachen für abnehmende Baum-Vitalität

Wenn Bäume krank werden, kann das verschiedene Ursachen haben. In erster Linie geht es nun darum, herauszufinden, ob die Ursache bei unbelebten (abiotischen) Faktoren oder bei belebten (biotischen) zu finden ist. Zu den abiotischen Faktoren gehören all jene, die durch Umweltbedingungen kontrolliert werden. Schäden können zum Beispiel durch Trockenheit, Überwässerung, UV-Strahlen, Wind, Nährstoffmangel oder Frost hervorgerufen werden. Obwohl eine Abgrenzung zu biotischen Ursachen nicht immer einfach ist, gibt es Merkmale, die auf eine abiotische Problematik hinweisen.

Abiotische Probleme sind nicht wirtsspezifisch (pflanzenartspezifisch), weshalb oft verschiedene Pflanzenarten aus unterschiedlichen Altersklassen betroffen sind. Ebenso treten diese Schäden relativ gleichmässig verteilt und gleich aussehend auf. Zusätzlich sind sie nicht infektiös. Dies bedeutet, dass sich der Schaden nicht auf umliegende Pflanzen ausbreiten kann und nicht fortschreitend ist. Weiter fehlen bei abiotischen Schadursachen jegliche Spuren von Erregern.

Biotische Probleme hingegen entstehen durch lebende Organismen wie zum Beispiel durch Insekten, Pilze, Bakterien, Viren oder Nematoden (Fadenwürmer). Da biotische Faktoren in den meisten Fällen wirtsspezifisch sind, treten die Schäden typischerweise nur an einer bestimmten Baumart auf. Zusätzlich sind biotische Schaderreger infektiös und können sich dadurch auf umliegende Artgenossen ausbreiten.

Besteht der Verdacht einer abiotischen Problematik, sollten die Standortbedingungen in Abhängigkeit der Artansprüche untersucht werden. Für Nährstoffverfügbarkeit, pH-Wert und physikalische Eigenschaften des Bodens kann eine chemische Bodenanalyse Klarheit schaffen. Bei Wasserfragen hat sich für gut angewachsene, ältere Bäume der pragmatische Ansatz als erfolgreich erwiesen, ab zwei Wochen Trockenheit für ausgiebige Bewässerung zu sorgen.

Baumschädigende Insekten

Besteht jedoch der Verdacht einer biotischen Schadursache, sollte der Baum zuerst auf das Vorhandensein von Frassspuren, Bohrlöchern oder Niederschlag von Honigtau untersucht werden. Diese Symptome sind die häufigsten Zeichen eines Insektenbefalls.

Honigtau zum Beispiel erkennt man an den klebrig-süssen Tropfen auf den Blättern und ist ein Indiz, dass saugende Schaderreger, wie zum Beispiel Pflanzenläuse, am Werk sind. Ausgedehnter Befall führt zu Verformungen der Blätter oder in seltenen Fällen zum Absterben.

Zeigen sich bei näherer Betrachtung Bohrlöcher in der Rinde, sind mit grosser Wahrscheinlichkeit holzbohrende Käfer am Werk. Der prominenteste und gefährlichste davon ist der Borkenkäfer, der in den letzten Jahren – als Folge der Trockenheit – immer häufiger zu Problemen geführt hat. Betroffen sind oft Fichten, Zedern oder vereinzelt sogar Kirschbäume. Haben Sie gewusst, dass es in der Schweiz über 100 verschiedene Borkenkäferarten gibt?

Wenn Frassspuren gefunden werden, sind oft Larven verschiedener Insekten die Verursacher. Ein nennenswertes Beispiel ist die Rosskastanienminiermotte, die auf weissblühenden Rosskastanien weit verbreitet ist. Symptomatisch zeigt sich ein Befall durch weissliche Frassspuren auf der Blattoberseite, die später verbraunen. Wenn die Blätter gegen eine Lichtquelle gehalten werden, können die Larven, die im Blatt versteckt liegen, gut erkannt werden.

Liegt ein Insektenbefall vor, gibt es je nach Spezies unterschiedliche Behandlungsmethoden. In vielen Fällen ist eine Behandlung in erster Linie gar nicht nötig, da Nützlinge, wie zum Beispiel der Marienkäfer, das übernehmen. Ist der Befall jedoch gross und ausgebreitet, lohnt es sich, mit einem Fachmann Kontakt aufzunehmen, damit Therapiemöglichkeiten geprüft werden können.

Pilze als Schadursache

Scheint ein Insektenbefall unwahrscheinlich, sollte der Baum gründlich auf das Vorhandensein pilzlicher Strukturen abgesucht werden. Hier gilt es, zwischen Pilzen, die zu Holzfäulnis führen, oder solchen, die Blattflecken verursachen, zu unterscheiden.

Erstere zeigen sich oft im Herbst, wenn grosse Pilzfruchtkörper aus dem befallenen Holz hervortreten. Eine Behandlung ist leider in den meisten Fällen nicht möglich. Jedoch ist es hier besonders wichtig, die statische Sicherheit des Baumes zu überprüfen, da der Holzabbau die Stand- und Bruchsicherheit des Baumes reduzieren kann. Ebenfalls gibt es einige Pilzarten, die verborgen im Boden die Wurzeln angreifen und abbauen. Ein Beispiel ist der Hallimasch. Zeigt der Baum absterbende Kronenpartien, ohne jegliche oberirdische Symptome, könnten solche Pilze die Verursacher sein.

Blatt- oder Nadelpilze andererseits führen nicht zu Holzabbau, sondern reduzieren die Photosynthese-Leistung. Das kann zu Problemen führen, wenn der Baum über mehrere Jahre befallen ist und so geschwächt wird. Typischerweise zeigen sich solche Schaderreger durch klar abgegrenzte Blattflecken, die später absterben. In vielen Fällen entwickeln sich im befallenen Gewebe kleine Pilzfruchtkörper, die nur mit einer guten Lupe zu erkennen sind. Nennenswerte Beispiele sind die auf Föhrenarten weitverbreitete Rotbandkrankheit oder Braunfleckenkrankheit. Eine genaue Identifikation bedarf aber in den meisten Fällen einer mikroskopischen oder molekulargenetischen Untersuchung.

Neben Insekten und Pilzen gibt es auch noch eine ganze Reihe anderer Schaderreger, wie zum Beispiel Bakterien, Viren Milben oder Nematoden, die zu Krankheiten bei Bäumen führen können. Da die Diagnose hier oft schwierig ist, sollte ein Fachmann kontaktiert werden.

Generell ist dieser Schritt auch angeraten, wenn eine Therapie infrage kommt. Denn gerade hier ist spezialisiertes Fachwissen besonders wichtig, um die richtige Wahl des Wirkstoffs zu treffen, den optimalen Behandlungszeitpunkt zu bestimmen und die Behandlung vorschriftsgemäss und umweltschonend durchzuführen.

Verschiedene Studien zeigen, dass sich Bäume positiv auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken und den Wert einer Liegenschaft erhöhen.