Aufräumen

Von Chaos zu Ordnung: Aufräumtipps für Eltern und Kinder

Weihnachten ist vorbei, und das Zuhause ist voller neuer sowie älterer nützlicher und weniger nützlicher Dinge. Zeit, auszumisten. Aufräumexpertinnen Franziska Rosenbaum und Nadine Spycher erklären, wie sich das Chaos beherrschen lässt.

von Nadine Spycher und Franziska Rosenbaum

Aufräumcoaches

Welche Familie kennt es nicht: Das langersehnte Spielzeugauto und das gewünschte Plüschpferd lagen unter dem Tannenbaum. Und gleichzeitig gefühlt tausend weitere Dinge. Gerade bei Kindern häufen sich die Spielsachen nach Anlässen wie Geburtstag oder Weihnachten. Die Januartage eignen sich daher optimal, Ballast loszuwerden, aufzuräumen und Ordnung zu schaffen. Denn die Kinder sind so überwältigt von allem Neuen, dass sie einfacher Altes gehen lassen können.

Kurz zwei Dinge vorweg: Ordnung ist etwas Subjektives und Individuelles. Und, dieser Artikel soll kein Erziehungsratgeber sein, sondern motivierende Tipps und Anregungen zum Thema Aufräumen mit Kindern geben.

So halten Sie nachhaltig Ordnung

Ein Kleinkind ist nicht in der Lage, allein sein ganzes Zimmer aufzuräumen. Es braucht die Hilfe einer erwachsenen Person. Achten Sie darauf, welche Aufgaben Sie dem Kind geben. Überfordern Sie es nicht. Fangen Sie mit etwas Kleinem an. Vielleicht mit einer Kategorie, von der das Kind nicht sehr vieles hat und/oder emotional nicht stark daran hängt. Sammeln Sie alle Dinge dieser Kategorie zusammen und gehen Sie mit dem Kind Stück um Stück durch. Mag mein Kind das Ding noch? Braucht es wirklich so viele davon? Ist es noch funktionstüchtig? Darf es weiterziehen und etwa einem anderen Kind Freude bereiten? Ist das Kind aus dem Spielzeug «herausgewachsen»?

Wenn die Kategorie ausgemistet ist, definieren Sie gemeinsam einen (neuen) Ort, wo diese Kategorie «zu Hause» sein darf. Nutzen Sie wann immer möglich Kisten oder Boxen pro Kategorie und kennzeichnen Sie diese mit einem Bild oder einem Wort. So weiss das Kind genau, wo sich was befindet und kann einfacher Ordnung halten.

Wichtig für Kinder sind Rituale und Routinen. Räumen Sie wenn möglich jeden Tag zur gleichen Zeit mit Ihrem Kind auf und kündigen Sie dies rechtzeitig an. Ein ins Spiel vertieftes Kind kann nicht von eben auf jetzt aufräumen. Kinder brauchen Übersichtlichkeit und Verlässlichkeit. Wenn Kinder genau wissen, wo welche Spielsachen aufgeräumt werden, können sie besser Ordnung halten und Aufräumen. Die Plüschtiere kommen in den Korb, die Lieblingskuscheltiere ins Bett, die Briobahn in die Holzkiste, die Spielautos in die rote, die Playmobil in die blaue Kiste und so weiter. Definieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die «Schlafplätze» für seine Spielsachen.

Ferien im Keller

Oder versuchen Sie mal das «One-in-one-out-Prinzip». Hier erklärt am Beispiel Autos: Das Kind besitzt viele verschiedene Autos. Einen Bruchteil davon darf es im Zimmer oder in der Spielecke zum Spielen haben. Die restlichen Autos sind in einer Kiste im Schrank, im Keller oder in der Garage. Wenn das Kind ein neues Auto aus dieser Kiste haben möchte, soll es eines, das sich aktuell in seinem Zimmer / seiner Spielecke zum Spielen befindet, zurückgeben. So bleiben die Anzahl Spielsachen im Zimmer überschaubar. Denn: Mehr Dinge bedeuten mehr Unordnung und somit mehr Aufräumen.

Auch für die neuen Spielsachen muss ein Ort definiert werden, oder sie können vielleicht sogar anstelle von den alten Sachen deponiert werden. Einige Spielsachen gehen in die «Kellerferien» und werden dort zwischengelagert. Wenn Sie und das Kind merken, dass es nicht mehr danach fragt, können die Sachen gemeinsam in ein Brockenhaus oder zur Spende in ein Asylzentrum gebracht werden. Vielleicht darf das Kind aber auch seine Sachen auf dem Flohmarkt verkaufen und erhält dadurch noch ein kleines Sackgeld.

Bei grösseren Kindern beginnt Ordnung bereits beim Gestalten des Kinderzimmers. Es ist wichtig, dass das Kind für seine unterschiedlichen Bedürfnisse (Schlafen, Relaxen, Hausaufgaben machen …) einen definierten Bereich im Zimmer zur Verfügung hat. So weiss es, was wo zu tun ist und was wo hingehört.

So motivieren Sie Ihre Kinder

Führen Sie eine Routine ein, definieren Sie mit dem Kind zusammen, wann aufgeräumt wird. Dies kann einmal pro Woche, oder einmal pro Monat sein. Planen Sie dafür gemeinsam Zeit ein. Künden Sie das Aufräumen an und geben Sie konkrete Anweisungen, was das Kind aufräumen soll. Gestalten Sie das Aufräumen spielerisch.

Sie können etwa eine Eieruhr stellen und in vorgegebener Zeit ein «Wett-Aufräumen» machen. Ein anderes Mal animieren Sie Ihr Kind, mit einem grossen Laster oder einem Puppenwagen durchs Haus zu düsen und so viele herumliegende Spielsachen wie möglich einzusammeln. Je spielerischer, umso motivierter ist das Kind. Auch eine kleine Fingerpuppe kann beim Aufräumen helfen. Besonders Kleinkinder können motiviert werden, wenn ein Rollenwechsel stattfindet und auch sie die Fingerpuppe mal anziehen dürfen und bei Mama schauen, was bei ihr aufgeräumt werden muss.

«Definieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Schlafplätze für seine Spielsachen.»

Nadine Spycher

Das funktioniert bei Teenagern

Besprechen Sie klare Erwartungen und setzen Sie gemeinsame Ziele für das Aufräumen:

 

Essensreste, Teller und Gläser jeweils morgens oder abends zurückbringen.

Abfall einmal wöchentlich einsammeln, gegebenenfalls kombiniert mit Haushaltsmüll der Familie (jedes Mitglied hat ein Ämtchen, wofür es verantwortlich ist).

Übertragen Sie Verantwortungen, respektieren Sie den persönlichen Raum Ihres Teenagers.

Seien Sie Vorbild! Räumen Sie einmal wöchentlich gemeinsam als Familie auf uns belohnen Sie sich mit einem Filmabend.

Bieten Sie auch an, gemeinsam das Zimmer aufzuräumen und gründlich zu entrümpeln. Spielsachen, die Ihr Teenager nicht mehr braucht, können online verkauft werden. So lässt sich das Taschengeld aufbessern. Oder Sie kaufen ihm etwas ab und verschenken es einem jüngeren Kind, das bald Geburtstag hat.

Fazit

1. Reduzieren: weniger ist mehr.

2. Nutzen Sie praktische Ordnungshelfer.

3. Weisen Sie jedem Spielzeug einen festen Platz zu.

4. Spielsachen ausleihen oder tauschen statt kaufen.

 

Das nächste Weihnachten kommt bestimmt – und mit dem Fest die erneute Geschenkeflut. Wünschen Sie sich für Ihr Kind Zeit statt Zeug. Denn was wirklich bleibt, sind Erinnerungen an Momente, nicht an Dinge.