Umbau im Emmentaler Alchenstorf: aus Stall wird Stockwerkeigentum

Alchenstorf ist ein 500-Seelen-Ort, der zwischen Langenthal und Kirchberg liegt. Inmitten sanfter grüner Hügel steht ein umgebauter Stall, der heute sechs Stockwerkeinheiten zählt. Sie liegen verschachtelt neben- und übereinander, jede Einheit hat einen anderen Grundriss und Ausbau. Was sie eint? In allen Wohnungen sind Spuren der früheren Nutzung als Stall (siehe unten) zu finden: die alte Backsteinmauer oder die sogenannte Gimwand beim Heustock, der Betonträger oder die Altholzdecke.

Der Stall steht auf einer Baulandparzelle. «Bei einem Abriss hätte man aber nicht mehr so gross bauen dürfen wie früher», sagt Andreas Diemling, Projektleiter bei Wagner + Boss GmbH. Deshalb entschied man sich gegen einen Abriss und für einen Ausbau. «Nach sechsmonatiger Planungsphase haben wir im September 2021 mit dem Umbau begonnen», erklärt der Bauleiter, der die Kernsanierung betreute. Sein Arbeitgeber war gleichzeitig Bauherr des Projekts. Wagner + Boss GmbH begründete noch in der Planungsphase Stockwerkeigentum und verkaufte die sechs Wohnungen danach weiter.

Schallschutz und Statik als Herausforderung beim Umbau

Konstruktiv wurde alles im Holzbau ausgeführt. Da alle sechs Einheiten andere Grundrisse haben, liegen Nasszellen und Küchen nicht übereinander. Gerade bezüglich Schallschutz stellte dies eine Herausforderung dar. Wo in der EG-Wohnung das Schlafzimmer ist, befindet sich in der darüberliegenden Wohnung ein Badezimmer. «Um den Schallschutzanforderungen zu entsprechen, setzten wir Holzbetonverbunddecken ein», erklärt Andreas Diemling.

Herausfordernd war für den Bauleiter auch die Statik. Beim Umbau konzentrierten sie sich darauf, die Grundrisse der Wohnungen so gut wie möglich zu optimieren. «An einigen Stellen mussten wir deshalb statisch mit tragenden Holzverbundwänden und Stahlträgern nachhelfen», sagt er. Zudem gestalteten sich die Arbeiten in der Dachwohnung logistisch schwierig. Das Material musste mit einem Teleskopstapler durch die Fensterfronten gehievt werden.

Wer wohnt im Stall?

Die sechs Wohnungen wurden ab Plan verkauft. Zu den ersten Käufern gehörten Nadine und Eric Lochmatter, die schon länger vom Charme alter Bauernhäuser fasziniert waren. «Meist standen nur ganze Bauernhäuser zum Verkauf. Diese waren uns aber zu gross und zu teuer», sagt der 30-jährige Softwareingenieur. Als sie das Inserat für die geplanten Stockwerkeinheiten im ehemaligen Stall gesehen hätten, habe es ihnen «sofort den Ärmel reingezogen». Heute sind sie Eigentümer einer 2 1/2-EG-Wohnung, die sich bei Bedarf auf eine 3 1/2-Zimmer-Wohnung anpassen lässt. Praktisch für die junge Familie mit vier Monate altem Baby. «Uns gefällt es, dass wir einem ehemaligen Stall neues Leben einhauchen, den vorhandenen Raum neu nutzen und aus wenig viel rausholen können», sagt Eric Lochmatter.

Das Haus wird von Eigentümern unterschiedlichen Alters und Herkunft bewohnt. Nicht alle sind auf dem Land aufgewachsen. Sie würden aber gewisse Werte teilen, so Lochmatter. «Man muss es schon mögen, dass rundherum Kuh- und Schafglocken läuten.»

Energetisch auf dem neuesten Stand

Der alte Stall war nicht gedämmt und hatte keine Heizung. Heute ist das Gebäude so gut gedämmt wie ein Neubau. Geheizt wird mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe. Auf der Südseite des Daches befindet sich eine 240 m² grosse Indach-PV-Anlage, die von Wagner + Boss GmbH als Contractor betrieben wird. Alle Stockwerkeigentümer nehmen am Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) teil und beziehen Strom vom eigenen Dach. Den Stromverbrauch kann jeder Eigentümer über eine App kontrollieren. «Jetzt gerade sind wir zu 100 Prozent mit Solarstrom vom Dach abgedeckt», sagt Eric Lochmatter, der den Verbrauch regelmässig überprüft. Gibt es einen Stromüberschuss, lädt er sein Elektroauto damit. 

«Man riecht nicht, dass es mal ein Stall war.»