Wandbeläge

Tapetenwechsel

Stilvielfalt an der Wand: Die neuen Tapeten beeindrucken mit Anklängen aus Flora und Fauna, geometrischen Dessins und haptischen Materialien.

von Andrea Eschbach

Journalistin, Zürich

Florale Muster sind nach wie vor gefragt – sowohl auf den internationalen Laufstegen als auch an den Wänden. Streublumenmuster waren aber gestern. Heute setzen die Designer auf plakative, auffällige Blüten. Wer einen zeitgemässen Look kreieren möchte, dekoriert seine Wände deshalb am besten mit Oversize-Motiven in satten barocken Farben. So hat der deutsche Hersteller Marburg die Tapete «Fleurs» im Programm – grossformatige Bouquets sind hier auf dunklem Fond verstreut, wie von alten Meistern gemalt. «Der bereits bestehende Trend, die Wand mit Pflanzen zu schmücken, bleibt unverändert attraktiv», so Felix Diener, Chefdesigner der Marburger Tapetenfabrik.

Wie ein flämischer Wandteppich aus dem 17. Jahrhundert erscheint dagegen «Verdure Tapestry», ein Entwurf des britischen Labels Cole & Son. Eine überbordende Flora und Fauna versetzt einen in eine andere Zeit.

Botanik in Varianten

Das botanische Thema präsentiert sich diese Saison sehr facettenreich. Detailreich ausgestaltete Palmwedel und die markanten Blätter der Monstera finden sich allerorten. Der deutsche Hersteller Komar kombiniert in «Novel Monstera» gleich zwei Trends miteinander: Das Monstera-Motiv präsentiert sich auf einer kreisrunden Tapete. 

Wer Fernweh hat, holt sich einfach eine exotische Kulisse in die eigenen vier Wände. Die neuen Dschungelprints changieren von zarten Grüntönen bis hin zu leuchtend bunten Highlights in Form von Tierdrucken wie etwa mit Papageien, Tigern oder exotischen Blüten. Der italienische Hersteller Instabilelab bringt in «Bird Garden» Flamingos und Palmen an die Wand. Die britische Marke Miss Print interpretiert das Dschungelmotiv in der Tapete «Jungle Palm» grafischer und dezenter.

Brandneu ist die ausdrucksstarke Kombination von floralen Motiven mit geometrischen Mustern – eine interessante Strömung im Megatrend «Urban Jungle». Grossformatige Pflanzen werden von Rauten, Kreisen oder Strichen aufgebrochen und neu zusammengesetzt – ein modernes Match der beliebtesten Muster im Tapetenbereich. Besonders effektvoll kommen diese Tapeten an grossen Flächen im Wohnzimmer oder Flur zur Geltung. Der Hersteller Komar lässt auf der opulenten Tapete «Nuit d’Or» Pfauen über ein royales Rautenmuster in Gold- und Blautönen schweben. Bei Instabilelab wachsen in der Tapete «Leave» Palmen vor einem reliefartigen Hintergrund.

Stilisierte Blütenreigen

Vielfach stehen derzeit Blau- und Grüntöne im Fokus, von Ozeanblau über Mint bis zu Flaschengrün. Die Sehnsucht nach dem Meer stillt beispielsweise die Tapete «Blaue Lagune» von Marburg: Sie bietet die perfekte Kulisse, um im Alltag gelegentlich abzutauchen.

Vor nachtgrünem Grund wiegen sich auf der Tapete «Achillea Aurora» zarte Blütenstände. Der britische Hersteller Little Greene liess sich dabei von einer historischen Bordüre von 1910 aus Felbrigg Hall in Norfolk inspirieren – ein klassisches Beispiel für den Jugendstil. Tapeten mit geometrischen Motiven sind ebenfalls in Mode. Das Comeback geometrischer Formen an der Wand erinnert dabei gerne an die Eleganz vergangener Epochen wie den 1920er-Jahren. Von mosaikartig angeordneten Kreisfragmenten über goldgerahmte Schuppenmuster bis zu filigranen Art-déco-Ornamenten reicht die Bandbreite der Retro-Noblesse, die einen Hauch von Babylon-Berlin-Atmosphäre ins Hier und Jetzt trägt. Bei Marburg zeugt davon beispielsweise die Tapete «Twenties».

Hersteller Rasch präsentiert in der neuen Kollektion «Amazing» Fächerornamente in einer Farbkomposition aus Hellgrau, Steingrau und Weiss – ebenso dezent wie elegant. Wie Regentropfen erscheint dagegen das Motiv auf der Tapete «Rainy» des Labels Wall & Decò. Die italienische Designerin Serena Confalonieri setzt die Tropfen auf ein klassisches Streifenmuster – als ob Regen von einer Oberfläche perlt. Kein Trend ohne Gegentrend: Auch organische Formen sind derzeit wieder angesagt. Der deutsche Hersteller A.S. Création zeigt mit der Kollektion «Artist» Tintenkleckse in Wasserfarben.

Marmor und Edelmetall Effektvoll ist auch der Trend «Lookalike»: Ob Marmor, Stein, Kalkputzwände – die Täuschung gelingt manchmal so gut, dass man zweimal hinschauen muss. Wie in der Kollektion «Carlucci» des Herstellers Jab Anstoetz. Der belgische Hersteller Arte liess sich dagegen von Edelmetallen inspirieren. Die plissierte Wandbekleidung «Cobalt» verwandelt Wände scheinbar in glänzendes, geädertes Metall. Wie gesprungenes Porzellan sieht dagegen die Tapete «Traces» von Marburg aus.

Haptische Reize

Die neuen Tapeten können sich nicht nur sehen lassen. Sie sind auch zum Anfassen. Haptische Reize werden durch textile Oberflächen, Strukturen und Applikationen erzeugt. Der französische Hersteller Elitis hat eine ganze Reihe von Tapeten im Programm, in denen weiche Chenille samtige Reliefs bildet. Im Modell «Galerie» beispielsweise reihen sich abstrahierte Sonnen aneinander, und dies im Trendton Burnt Orange. Nachtblaue Arkaden aus Chenille bringen im Modell «Colisee» Wärme ins Schlafzimmer.

Keine Frage: Wer solche Tapeten hat, braucht keine Kunstwerke mehr an der Wand!