Hitzeschutz am Gebäude

Sonnenschutz als Teil des Gebäudekonzepts

Ein Gebäude gründlich gegen die Sonne zu schützen, kann gleichzeitig bedeuten, das Sonnenlicht besonders effektiv zu nutzen. Warum ein ausreichender Sonnenschutz rund ums Jahr ein Thema sein sollte.

von Nicola Schröder

Conzept-B

Natürliches Licht zählt in Wohn- und Arbeitsräumen heute zu einer der wichtigsten Quellen für Wohlbefinden und Gesundheit. Die Architektur der Gegenwart zielt daher auf viel Transparenz und setzt auf grosse Glasflächen. Ein weiterer Vorteil des Sonneneinfalls ist eine natürliche Erwärmung der Räume. Neben der Energie für eine künstliche Beleuchtung kann so auch Heizenergie eingespart werden. Allerdings können sich die Vorteile des hohen Lichteinfalls auch umkehren, sobald die Sonne zu stark blendet oder die Räume überhitzen. Um hier nicht wiederum Energie für kühlende Ventilatoren oder eine Klimaanlage zu verbrauchen, ist adäquater Sonnenschutz dringend erforderlich. Auch in der Schweiz ist aufgrund des Klimawandels mit mehr heissen Tagen wie auch mit wärmeren Nächten zu rechnen. Ein Vielfaches an Überwärmungsstunden kann vermieden werden, wenn man besonnte Fenster in circa 10 bis 20 Prozent der Tagesstunden effizient beschattet.

Strahlungs- und Tageslichtmanagement

Tatsächlich spielt eine gezielte Organisation des einfallenden Sonnenlichts sogar eine Schlüsselrolle für das Erreichen von Energie-Einsparungszielen an Gebäuden. Speziell im Bereich von Minimal-Energiehäusern, die auf stark gedämmte, aber vor allem dichte Gebäudehüllen setzen, steigt das Risiko der Überwärmung. Der Sonnenschutz sollte hier schon in der Planungsphase eine Rolle spielen.

Wichtig ist der Sonnenschutz auch als klassischer Blend- und Sichtschutz. Vor allem am Arbeitsplatz – insbesondere an Bildschirmarbeitsplätzen – sind optimale Lichtverhältnisse notwendig. Ein guter, idealerweise regulierbarer Blendschutz ist hier unabdingbar.

Effiziente Massnahmen

Bis zu 90 Prozent der äusseren Wärmeeinstrahlung kann bereits vor dem Glas abgehalten werden. Innenliegende Schutzelemente haben dagegen einen deutlich höheren Durchlassgrad. Ein wirksamer Sonnenschutz (Energiedurchlassgrad maximal 0,1) liegt also möglichst aussen. Da er hier wiederum den Elementen ausgesetzt ist, muss er entsprechend widerstandsfähig sein gegenüber Niederschlägen und Wind. In gesenkter Stellung sollte der Sonnenschutz Windkräfte von bis zu 60 km/h aushalten.

Feste Beschattungen haben wegen ihrer fehlenden Flexibilität den Nachteil, dass sie den Solargewinn deutlich mindern. Hier bieten automatisch, motorisch oder elektronisch betriebene Varianten gewisse Vorteile. Dabei sind sowohl handbetriebene als auch Varianten mit Elektromotor möglich, bei denen die Steuerung auch per Fernbedienung, Zeitschaltuhr, Windwarnanlage oder Wärmestrahlungsgeber erfolgen kann. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Sonnenschutz leicht zu bedienen ist, da die Wirksamkeit stark von der Benutzerkonsequenz abhängt.

Vielfalt an Systemen

Ein gutes Sonnenschutzsystem schützt vor zuviel Licht, vor schädlicher UV-Strahlung, Wärme und Kälte, und je nach Bedarf auch noch vor Regen, Verschmutzung der Fenster, Einbruch oder neugierigen Blicken. Die Varianten reichen hier von natürlichen Schattenspendern, wie Bäumen, über feststehende Lösungen, wie Vordächer, Pergolas und Balkone, bis hin zu intelligenten Exemplaren:

Unter statischen Sonnenschutzvarianten versteht man beispielsweise einen Brisesoleil oder eine Loggia. Der Brisesoleil meint eine nicht bewegliche Auskragung an einem Gebäude, der dem Sonnenschutz und als permanenter Sichtschutz dient. Er ist fest vor der Fassade installiert und besteht meist aus unbeweglichen Lamellen oder Rastern aus wetterbeständigem Material. Eine Loggia wiederum ist ein balkonähnlicher Gebäudeteil, der aber nur nach vorne offen ist. Beide Systeme beschatten die dahinterliegenden Räume eher unflexibel.

Auch das Glas selbst kann mit einem Schutz gegen die Sonne ausgerüstet werden. Zu den Sonnenschutz-Gläsern zählt beispielsweise das Absorptionsglas. Es absorbiert Licht- und Wärmestrahlung, gibt aber auch Wärme an den Raum ab. Das Glas ist hier in der Regel mit mineralischen Farbstoffen (Eisen- oder Kupferoxid) durchmischt. Demgegenüber arbeitet Reflexionsglas mit einer reflektierenden Wirkung, die es durch Bedampfung der Scheibe mit einer hauchdünnen Metallschicht erhält.

Zum intelligenten Glas zählt elektrochromes Glas, das mittels einer Oxidbeschichtung zwischen zwei Scheiben mit Nanofolie durch eine steuerbare Veränderung der elektrischen Spannung getönt wird. Thermochromes Glas tönt sich selbstständig durch die Wärme der Sonneneinstrahlung.

Sonnenstoren oder Markisen werden direkt an der Fassade befestigt und bestehen aus einem korrosionsbeständigen Metall- oder Kunststoffgestell und aus einem strapazierfähigen, wasser- und witterungsbeständigen Tuch, das zumeist aus PVC, Acryl oder Polyester gefertigt wird. Bei den Textilien sollte darauf geachtet werden, dass sie einen ausreichenden UV-Schutz bieten (abzulesen am UPF-Label; UPF 15 bis 24 = mittlerer Schutz. UPF 25 bis 50 = hoher Schutz.) Häufig sind Markisen aufroll- oder faltbar, in wenigen Fällen auch fest montiert. Markisen sind in der Regel nur bis zu einer mässigen Windstärke einsetzbar.

Weit verbreitet sind auch die Lamellenstoren. Sie bestehen meist aus Metall oder Kunststoff, seltener aus Holz; sie können stufenlos verstellt und in jede Position gekippt werden. Die Konstruktion muss sturmfest verankert sein und sollte Stauwärme nach oben und unten entweichen lassen. Wirksame Systeme erreichen in Kombination mit einem Wärmeschutzfenster eine Energiedurchlassrate von gerade mal 0,07. Falls eine natürliche Belüftung des Gebäudes gewünscht ist, sorgen geöffnete Lamellen für die optimale Durchlüftung zur Abkühlung der Räume in der Nacht.

Altbewährt sind Klapp- oder Schiebeläden. Die möglichst wetter- und korrosionsbeständigen Flügel aus Holz, Kunststoff oder Aluminium werden an der Aussenfassade angebracht. Hier sind sie entweder mittels Scharnieren vor das Fenster schwenkbar oder sie lassen sich in einer Laufschiene auf Rollwagen zur Seite schieben – jeweils sind sie auch mit beweglichen Jalousieelementen möglich.

Ebenfalls aussen, unmittelbar vor dem Fenster befestigt sind die Rollläden. Die Befestigung ist möglich in Form eines nicht sichtbaren Sturzkastens, als Aufsatzrollladen oder als An- oder Vorbaurollladen. Im Idealfall erfolgt der Einbau des Rollladenkastens bereits beim Hausbau. Die Rollläden sind aus Holz, Aluminium, Edelstahl, Stahl oder Kunststoff erhältlich. In stabiler Ausführung stellen sie das Allroundpaket eines flexiblen Hitze-, Kälte-, Schlagregen-, Lärm-, Blick-, Blend- und Einbruchschutzes.

Bei innenliegenden Beschattungen ist zu bedenken, dass sie mehr als Blick- und Blendschutz zu verstehen sind denn als Hitzeschutz. Lamellenvorhänge oder -jalousien, Rollos, Plissés und Gardinen sind dafür kinderleicht zu bedienen und gleichzeitig dekorative und schallabsorbierende Elemente im Wohn- oder Arbeitsraum. Die grosse Vielfalt an Farben und Designs ermöglicht, Räume individuell einzurichten und auch schnell umzugestalten.