«Es ist verwunderlich, was alles so liegen bleibt, wenn man nicht daran arbeitet, es wegzuräumen», besagt ein Bonmot des deutsch-kanadischen Aphoristikers Willy Meurer. Dieser Gedanke dürfte uns allen in den eigenen vier Wänden schon einmal durch den Kopf geschossen sein, bevor wir uns ans Aufräumen gemacht haben. Nur den wenigsten Menschen gelingt es, ihr Zuhause permanent in Schuss zu halten – bei den meisten gibt es die perfekte Ordnung bestenfalls beim Besuch der Schwiegereltern. Ein gewisses Mass an Chaos ist also nichts Ungewöhnliches. Es gibt aber auch Leute, denen es alleine nicht gelingt, Ordnung zu halten, aufzuräumen und Dinge zu entsorgen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Kaufen ist einfach, entsorgen nicht
Ein Faktor ist die moderne Konsumgesellschaft. Die Regale der Supermärkte sind bis zur Decke gefüllt, viele Waren sind billig und dank Online-Bestellung und Lieferdiensten innert weniger Tagen bei uns zu Hause. Dieser einfache Zugang zu Produkten führt dazu, dass oft Dinge gekauft werden, die man gar nicht unbedingt braucht – die aber nach und nach unsere Räume füllen. Gleichzeitig sind viele Menschen so erzogen worden, dass man Sorge trägt zu seinen Besitztümern und nichts wegwirft, was noch einen Wert hat oder irgendwann nützlich sein könnte. Dazu kommt: Je weniger wir ein Produkt benutzt haben, desto schwieriger das Loslassen, da es ja etwas gekostet hat. Noch herausfordernder ist es für viele Leute, sich von geschenkten Dingen zu trennen, selbst wenn man für diese keine praktische Anwendung hat. «Aufräumen und Entsorgen sind für die meisten von uns keine angenehmen Tätigkeiten. Vielmehr fühlen wir uns dabei rasch frustriert oder gar überfordert», ergänzt die Ordnungs-Expertin Martina Frischknecht (siehe Infobox).
Persönliche Erfahrungen
Wer erkennt, dass er/sie ein Problem mit der Ordnung hat oder von anderen darauf hingewiesen wird, versucht in der Regel zuerst, selbst eine Lösung zu finden. Aufräum-Ratgeber oder Tipps von Bekannten können helfen. Dennoch gelingt es manchen Menschen nicht, die Mission «Ordnung schaffen» erfolgreich durchzuziehen. In solchen Fällen kommt Martina Frischknecht ins Spiel: Sie hilft vor Ort aktiv mit oder übernimmt das Aufräumen mit ihrem Team gleich selbst, wenn Kundinnen und Kunden das wünschen. Ein Selbstläufer sei die Arbeit jedoch nicht, sagt sie. «Wenn es um die Entscheidung ‹behalten oder weggeben› geht, müssen wir die Leute häufig mit sanftem Druck zu einer Entscheidung begleiten.»
Frischknecht ist bei ihrer Tätigkeit auch als Gesprächspartnerin gefragt und hört dabei manchmal sehr persönliche Geschichten. Für viele Menschen ist das Erzählen ein wichtiger Prozess, der hilft, einen Gegenstand und damit auch einen Teil der eigenen Vergangenheit loslassen zu können. Auch als Unterstützung beim Reflektieren bestimmter Verhaltensweisen helfe sie, sagt Frischknecht. «In einem Fall habe ich beispielsweise im Gespräch mit einer Kundin herausgefunden, dass sie jeweils dann einkaufen ging, wenn ihr Partner nicht da war und sie sich einsam fühlte.»
So gelingt das Aufräumen
Ums Aufräumen kommen wir alle nicht herum – von Zeit zu Zeit muss Ordnung geschaffen werden im Eigenheim. Dazu einige Tipps von der Expertin:
● Klein anfangen: Ein guter Ort für den Beginn ist das Badezimmer. Dieser Raum ist eher klein, und meist werden dort wenige Dinge mit einem emotionalen Bezug gelagert. So fallen die Entscheide einfacher, und der Aufwand ist überschaubar.
● Nicht zu viel vornehmen: Langsam vorgehen, sich Zeit nehmen, damit man sich mit den Objekten auseinandersetzen kann. Nur so bleiben am Schluss wirklich nur noch die Gegenstände übrig, die man wirklich benötigt.
● Auf etwas fokussieren: Das Aussortieren wird einfacher, wenn man sich auf eine bestimmte Kategorie von Dingen konzentriert. Beispiel: Erst alle Socken sortieren, dann alle T-Shirts usw. So verschafft man sich rasch einen Überblick.
● Richtig loswerden: Solange aussortierte Objekte noch im Haus oder in der Wohnung sind, besteht die Gefahr, dass sie liegenbleiben. Deshalb gilt: Im Abfall entsorgen oder in die Brocki bringen – dann sind die Sachen wirklich weg.
● Unterstützung holen: Wenn man nicht richtig vorankommt beim Aufräumen oder sich bei der Entscheidungsfindung schwertut, können Freunde und Verwandte oder externe Fachleute eine Unterstützung sein.
Extern lagern?
Hat man zu Hause keinen Platz mehr, kann man Gegenstände auch in externe Lagerräume bringen. In der Schweiz gibt es immer mehr Anbieter, die solche Flächen zur Verfügung stellen: Auf dem neuen Vergleichsportal «storabble» sind schon mehr als 10 000 Lagerräume mit einer Gesamtfläche von über 100 000 m2 erfasst (siehe Infobox). Wer eine externe Lagerung in Betracht zieht, sollte gemäss Ordnungs-Coach Frischknecht aber zuerst sorgfältig aussortieren. «Es wäre nicht sinnvoll, die Unordnung von zu Hause einfach auszulagern. Damit löst man das Problem nicht, sondern schiebt es nur auf.»
Ordnung halten
Aufräumen und aussortieren ist das eine – aber wie vermeidet man, dass die hart erarbeitete Ordnung nicht nach wenigen Wochen wieder weg ist? Die gute Nachricht: Grundsätzlich sollte sich nach einem gründlichen Ausmisten von selbst eine Ordnung ergeben, die «verhebt». Das bedeutet, dass man nicht mehr aufräumen muss, sondern nur noch versorgen. Frischknecht vergleicht dies mit dem Einräumen der Wäsche: In den allermeisten Fällen wissen wir sofort, welches Kleidungsstück wo hingehört.
Darüber hinaus hilft es, sich gewisse Routinen anzugewöhnen. Ein Beispiel: Vor dem Zubettgehen kurz das Wohnzimmer oder die Küche aufräumen. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass Unordnung noch mehr Unordnung anzieht. Darum ist es wichtig, herumliegende Dinge immer möglichst gleich am richtigen Ort zu verstauen oder zu entsorgen.
Kaufentscheide sorgfältig treffen
Ein wichtiger Aspekt ist das Kaufverhalten. Wer nicht bewusst einkauft, wird schnell wieder zu wenig Platz haben zu Hause. Bevor man etwas kauft, sollte man sich Fragen stellen wie: Wofür will ich das Produkt verwenden? Was gebe ich anstelle dieses Produkts weg? Passt das Produkt wirklich (Grösse, Farbe etc.)? «Es kann auch eine Hilfe sein, Dinge nicht spontan zu kaufen, sondern damit einen oder zwei Tage zu warten», sagt Frischknecht. «Hat man es dann schon vergessen, war es wohl nicht wirklich wichtig.»
Martina Frischknecht
Nach der Geburt ihres Sohnes merkte Martina Frischknecht, dass Chaos und Unordnung ihren Alltag bestimmten. Sie begann, ihr Zuhause aufzuräumen und zu strukturieren. Mit diesen Erfahrungen machte sie sich selbstständig und ist seit 2014 Inhaberin der «Frau Ordnung GmbH». Sie bietet Ordnungsservices sowie Ordnungscoachings an und bildet angehende Ordnungsexpertinnen und ‑experten aus. frauordnung.com
Lagerraum finden mit «storabble»
Die Plattform «storabble» hilft Privatpersonen und KMU dabei, einfach und schnell den passenden Lagerraum zu finden. Durch die Eingabe der Postleitzahl erhält man eine übersichtliche Liste mit den in der Nähe verfügbaren Lagerräumen und Self-Storage-Boxen. Auch Details wie die Grösse der Räume sowie die Kosten werden angezeigt. Die Nutzung von storabble ist kostenlos. storabble.com