Meier meint

Not nein, Bedarf ja!

von Markus Meier

Direktor HEV Schweiz

Frühlingszeit ist auch eine beliebte Zügelzeit. Gerade in diesen Tagen ziehen wieder viele Menschen in unserem Land an ein anderes Wohndomizil um. Denn entgegen momentan anderslautender politischer Polterei funktioniert der Wohnungsmarkt in unserem Land (noch). Zwar lag die Leerwohnungsziffer am letztjährigen Stichtag mit 1,31 Prozent spürbar unter dem Vorjahreswert von 1,54 Prozent. Aber erinnern wir uns: Vor 1994 sowie zwischen 2001 und 2016 lag der Quotient konstant unter diesem Wert. 1989 lag er sogar bei 0,43 Prozent und 2009 bei 0,9 Prozent.

Keinen Hinweis allerdings gibt diese Leerstandsziffer auf die Anzahl der erfolgten Umzüge. Man beachte: Allein im Kanton Zürich zieht alljährlich 80 000-mal ein neuer Haushalt in eine der rund 750 000 Wohnungen im Kanton ein, davon 30 000 allein in der Stadt. Im Schnitt findet also jährlich bei etwas mehr als jeder zehnten Wohnung ein Einzug statt, die Einzugsquote liegt demnach bei 10 bis 11 Prozent.

Der Blick nach vorne zeigt aber klaren Handlungsbedarf, denn aktuell entwickelt sich der Wohnungsbau tatsächlich rückläufig. Demgegenüber nimmt die Bevölkerung in der Schweiz regelmässig Jahr für Jahr um rund 100 000 Personen zu. Per Ende 2022 wurde damit unter Mitberücksichtigung der Asylbewerber und der Status-S-Aufenthalter die Marke von 9 Millionen Menschen in unserem Land «geknackt». Sie alle benötigen auch Wohnraum.

Einen Zauberstab bzw. -spruch zur raschen Steigerung der Wohnraumproduktion gibt es nicht. Nur ein Mix verschiedener Massnahmen ist geeignet, um diese anzukurbeln. Dazu braucht es liberale Lösungen. Verdichten, die Lockerung von Lärmschutzvorschriften und eine wirkungsvolle Beschleunigung von Baubewilligungsverfahren sind Teil der Lösung. Noch mehr Vorschriften und noch mehr Bürokratie schaffen keine Wohnungen. Vielmehr hemmen sie die notwendigen Investitionen. Und Eigentümer zum Bauen zu zwingen oder Belegungsziffern vorzuschreiben, sind unverhältnismässige Eingriffe in die Eigentums-, Vertrags- und Wirtschaftsfreiheit. Zu guter Letzt darf der Fokus der Ankurbelungsmassnahmen nicht einzig und allein auf Mietwohnungen liegen – die Massnahmen müssen ebenfalls Wohneigentum miteinschliessen.

«Die mehr als neun Millionen Menschen in unserem Land benötigen auch Wohnraum.»