Nachdem es zum wiederholten Mal Probleme mit der alten Ölheizung gab, hatte Peter Müdespacher aus Dietikon vor knapp fünf Jahren genug. Der damals 85-Jährige suchte das Gespräch mit seinem Nachbarn, dem die andere Hälfte des Doppeleinfamilienhauses mit der gemeinsamen Wärmeversorgung gehörte. «Heinz, es ist an der Zeit, dass wir etwas Richtiges machen», sagte Müdespacher damals. Dieser war einverstanden, die gemeinsame Ölheizung durch je eine Erdsonden-Wärmepumpe zu ersetzen und damit auf eine erneuerbare Lösung mit deutlich tieferen Energie- und Betriebskosten umzustellen.
Die Wohnsituation überdenken
Für ältere Hausbesitzerinnen und Stockwerkeigentümer kann der Ersatz der Heizung herausfordernd sein, wie eine 2019 publizierte Studie zeigt. Die vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) in Auftrag gegebene und vom HEV unterstützte Untersuchung analysierte die Haltung und Verhaltensweise der Babyboomer-Generation (Jahrgänge 1946 bis 1964) in Bezug auf das Wohnen und Energiesparen. Dazu wurden Gespräche mit Hausbewohnerinnen und Hausbewohnern in unterschiedlichen Wohnsituationen – Einfamilienhaus, Stockwerkeigentum, Mietwohnung, Genossenschaftsbau sowie Alterssiedlung – geführt. Für die allermeisten von ihnen war das Wohnen im Alter ein Tabuthema. Das ist insofern problematisch, als dass gemäss der Befragung nur jene Menschen, die sich mit dem eigenen Älterwerden beschäftigen, ihre Wohnsituation so ändern, dass sie Energie sparen. Diese Auseinandersetzung ist ein Schlüsselfaktor und wird oft durch den Auszug der Kinder ausgelöst.
Rechtzeitig planen lohnt sich
Ein Fokus der Gespräche lag auch auf der Frage, ob eine energetische Sanierung der Liegenschaft bereits durchgeführt wurde oder in Planung war. Bei jenen, die bereits eine energetische Sanierung durchgeführt hatten, waren der Klimaschutz und/oder das Energiesparen die wichtigsten Beweggründe. Auch ein besserer Wohnkomfort sowie die Sanierungsfälligkeit des Gebäudes waren häufige Motive. Als Entscheidungsgrund gegen eine energetische Sanierung führten viele der Befragten die Investitionskosten und die Unsicherheit an, ob sich eine solche Investition im Alter noch rentiert. Tatsächlich kann gemäss den Studienautoren die Finanzierung über eine Hypothek oder eine Aufstockung der bestehenden Hypothek für Eigentümerschaften ab 60 Jahren schwierig sein, falls die Tragbarkeit nicht gegeben ist.
Die Frage der Tragbarkeit stellt sich jedoch bei einem Heizungsersatz nicht in dieser Dringlichkeit, da dieser deutlich günstiger ist als eine umfangreiche energetische Sanierung. Trotzdem sollte der Heizungsersatz rechtzeitig und sorgfältig geplant werden. Dazu ist es sinnvoll, eine kostenlose Impulsberatung «erneuerbar heizen» in Anspruch zu nehmen (siehe Infobox).
Hohe Steuereinsparungen
Der Umstieg auf ein erneuerbares Heizsystem lohnt sich nämlich in der Regel auch finanziell. Da sind zum einen die tieferen Kosten für Energie, Wartung und Betrieb. Zum anderen fördern die Kantone und auch gewisse Gemeinden den Heizungsersatz mit substanziellen Beiträgen, sodass die Investitionskosten tiefer ausfallen. Nicht zu vergessen sind ausserdem die steuerlichen Vorteile. Die Kosten für eine erneuerbare Heizung können wie andere werterhaltende Massnahmen von den Steuern abgezogen werden. Diese Steuereinsparungen sind bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung und bei der Planung der Finanzierung unbedingt miteinzubeziehen.
Wie viel Geld genau steuerlich eingespart werden kann, ist schwierig zu beziffern, weil dies vom Wohnkanton, vom Einkommen und weiteren Faktoren abhängt. Klar ist: Die Einsparungen können sich auf über 10 000 Franken belaufen. Zudem ist es seit 2020 möglich, die Investitionskosten für Massnahmen zum Energiesparen und für den Umweltschutz unter bestimmten Bedingungen über drei Steuerperioden hinweg abzusetzen.
«Jetzt auf eine erneuerbare Heizung umsteigen»
Auch Peter Müdespacher profitierte beim Umstieg auf eine Erdsonden-Wärmepumpe von Steuerabzügen. Die Investitionssumme von rund 60 000 Franken konnte über zwei Steuerperioden angerechnet werden, was zu Steuereinsparungen von insgesamt rund 16 000 Franken führte. Dazu kamen Fördergelder der Gemeinde Dietikon, die 3000 Franken an den Heizungsersatz zahlte. Der Einbau der Wärmepumpe mit einer Leistung von 10,3 kW kostete Müdespacher unter dem Strich 41 000 Franken.
Durch den Heizungsersatz liegen die jährlichen Energie- und Betriebskosten im Vergleich zur Ölheizung etwa 3500 Franken tiefer. Die Investition in die neue Heizung hat Müdespacher dadurch nach spätestens 12 Jahren amortisiert – aufgrund des deutlich gestiegenen Ölpreises wahrscheinlich bereits nach 10 Jahren. «Gleichzeitig haben wir den Wert unserer Liegenschaft durch den Heizungsersatz gesteigert», ergänzt Müdespacher. Auf die Frage, weshalb er sich im fortgeschrittenen Alter zu diesem Schritt entschlossen hat, antwortet er bestimmt: «Bleiben wir bei Ölheizungen, erreichen wir die Klimaziele nie. Wer die Möglichkeit hat, soll jetzt auf eine erneuerbare Heizung umsteigen. Das Alter darf dabei keine Ausrede sein.»
Diesem Motto ist Müdespacher treu geblieben. Seit Mitte November 2022 verfügt sein Eigenheim über eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 12,75 kW und einen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 20 kWh. Dank des selbst produzierten Solarstroms versorgt sich der mittlerweile 90-Jährige über das Jahr betrachtet nun weitgehend selbst und reduziert gleichzeitig die Stromkosten für die Wärmepumpe.
Impulsberatung «erneuerbar heizen»
Die Impulsberatung «erneuerbar heizen» ist ein Angebot des Bundes, das Eigentümerschaften von Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Stockwerkeigentümerschaften kostenlos in Anspruch nehmen können. Dabei besichtigt eine Fachperson das Gebäude und gibt im persönlichen Gespräch einen Überblick zu den Möglichkeiten, die bestehende Heizung durch ein erneuerbares Heizsystem zu ersetzen. Auch eine grobe Kostenschätzung und Tipps zum weiteren Vorgehen sind Teil der unverbindlichen Beratung. Eine Impulsberaterin oder einen Impulsberater in der Nähe finden Sie auf erneuerbarheizen.ch