Die Wohnkonzepte «Small house» oder sogar «Tiny house» und «Microliving» treiben es auf die Spitze und machen es vor: Wenig Grundfläche, aber eine maximal durchdachte Aufteilung und Nutzung der Räume. Nach dem Grundprinzip «Weniger braucht weniger» lässt sich so selbst auf 25 Quadratmetern eine ganze Familie unterbringen, wenn jeder erst einmal auf gewisse Dinge verzichtet. Bei diesem Lebensstil gilt es zuallererst herauszufinden, wie sich Ballast abwerfen lässt, also welche Elemente überhaupt nötig sind zum Leben und wie man diese möglichst vielseitig nutzen kann; was davon man im Alltag permanent braucht und was nur punktuell. Daraus lassen sich dann jeweils Lösungen für eine effiziente Nutzung des Vorhandenen ableiten. Betreffend Wohnraum können solche Lösungen für jede überschaubare Wohnsituation übernommen werden, bis hin zu einzelnen zu klein geratenen oder ungünstig proportionierten Räumen.
Platzschaffende oder -sparende Massnahmen lassen sich hier wie dort bereits beim Bau einbringen, aber auch bei einem späteren Innenausbau oder -umbau. Sie reichen von der geschickten Raumaufteilung, über Einbauten mit (variablen) Möbelfunktionen bis hin zu einer Farb- oder Lichtauswahl, die den Raum schlichtweg grösser wirken lässt.
Innenausbau
Um den Innenausbau beständig ökonomisch zu gestalten, sind einige Grundsatzentscheidungen zum Lebensstil zu treffen. Dazu zählt, wo sich betreffend genutztem Raum Abstriche oder Kompromisse machen lassen. Welches sind eigentlich die wichtigsten Aufenthaltsbereiche der Wohnung und wo in der Wohnung liegen sie? Braucht es eine grosse Küche mit vielen Gerätschaften und Vorratsschränken, oder lässt sich der Kochbereich auf eine kleine Zeile mit den nötigsten Einbauten oder sogar eine Kleinstküche im Schrank reduzieren? Soll es wirklich eine fest eingebaute Sitzecke mit grossem Massivholztisch sein, oder reicht für ein Paar im Alltag nicht die Frühstückstheke? Für gelegentliche Gäste kann man schliesslich auch den grossen Klapptisch aus dem Wandschrank holen.
Um einen Raum nicht unnötig beengt wirken zu lassen – das gilt auch für grosszügige Grundrisse –, sollte man zuerst für eine aufgeräumte Atmosphäre sorgen. Das heisst, immer Stauraum einplanen und dem Raum mit einer sinnvollen Gliederung Ruhe geben. Treppen, Podeste oder Theken mit Schubladen leisten für versteckten Stauraum ebenso wertvolle Dienste wie beidseitig zugängliche Einbauschränke anstelle gemauerter Wände. Dabei ist der gesamte Raum anzuschauen – auch in der Höhe und in unbeachteten Winkeln. So lassen sich beispielsweise in einer Dachwohnung mit Schrägen und Balken unzugängliche Bereiche noch mit Einbauschränken oder Stauklappen nutzen, die woanders sperrige Schränke oder Regale einsparen. Und wo unter einer Schräge Erwachsene keinen Platz mehr zum Stehen haben, ist vielleicht die optimale Rückzugsecke für die Kleinen. Genauso können Kinder wunderbare Höhlen zum Spielen unter Theken, Tischen oder erhöhten Schlafplätzen finden.
Und braucht es tatsächlich ein eigenes Arbeitszimmer? Sporadisch genutzte Elemente lassen sich schliesslich problemlos aus Raum und Blickfeld verbannen, beispielsweise in die Höhe, per Ein- und Ausklappen oder Ausziehen in oder aus anderen Elementen. Das gilt für das Bett auf Stelzen, eine Fernsehecke als niedrige Galerie im Dachgiebel oder die herausziehbare Arbeitsfläche bis hin zur abdeckbaren Kochstelle. Bereiche und Möbel multifunktional einzusetzen ist nämlich die zweite grosse Regel für die effiziente Nutzung kleiner Räume.
Besonders gerne haben Architekten in der Vergangenheit in kleinen Wohnungen bei den Bädern und erst recht bei den Gästebädern gespart. Doch mit platzsparenden und cleveren Sanitäreinrichtungen sowie passgenauer Badmöblierung lässt sich auch das kleinste Bad noch freundlich und effizient gestalten. Viele Hersteller bieten Sanitärausstattung mit kompakten Abmessungen an – Waschtische und WCs mit einer geringeren Tiefe oder besonders schlanke Badewannen.
Farbe, Licht, Material
Ob ein Raum grosszügig oder beengt daherkommt, ist letztlich auch eine Frage der Wirkung. Diese lässt sich unabhängig von den effektiven Massen mit verschiedenen Faktoren beeinflussen. Bei Räumen, die nicht die optimalen Proportionen haben, kann man unter anderem mit der richtigen Farbwahl und dem Licht einiges wettmachen. Das Gefühl von Weite wird in erster Linie durch Helligkeit erzielt. Helle Farben sorgen für mehr Licht und damit für mehr Weite, während dunkle Farben einen Raum eher kleiner erscheinen lassen. Lampen oder indirektes Licht in Nischen oder dunklen Ecken weiten den Raum. Einzelne Wände in einer anderen Farbe können optisch mehr Tiefe oder auch mehr Geborgenheit erzeugen. Daneben ist natürliches Licht die beste Wahl, doch auch ein indirektes Beleuchtungskonzept, Spiegelflächen und Glas bringen zusätzliche Helligkeit in den Raum. Die Betonung des Raums als Einheit sorgt ebenfalls für optische Weite.
Auf unnötige Details sollte jedenfalls verzichtet werden. Für eine grosszügige Wirkung sollte ein Raum keinesfalls überfrachtet, sondern durch gezielt gesetzte Akzente belebt und auch mit Freiflächen unterstützt werden. Insgesamt wirken alle Räume beengt, wenn die Einrichtung optisch zu gross ausfällt oder ungünstig angeordnet ist. Wo Wohnfläche Luxus ist, zahlt sich die Investition in einen kreativen Innenausbau in mehrfacher Hinsicht aus.
Und wo unter einer Schräge Erwachsene keinen Platz mehr zum Stehen haben, ist vielleicht die optimale Rückzugsecke für die Kleinen.