Immobilienmarkt

Keine Anzeichen von Wohnungsnot oder unerschwinglichen Mieten

Wohnungsmarkt Trotz leichter Verschärfung der Angebotslage auf dem Wohnungsmarkt kann nicht von Wohnungsnot oder unerschwinglichen Mieten gesprochen werden. Der Online-Wohnungsindex zeigt, dass grössere, teurere Wohnungen in Städten tendenziell stärker nachgefragt wurden als kleine, günstige.

von Adrian A.F. Spiess

MSc Economics, Volkswirtschafter beim HEV Schweiz

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Die Ergebnisse des aktuellen Online-Wohnungsindex OWI liegen vor. Die Studie wird durch das Swiss Real Estate Institute im Auftrag des HEV Schweiz und des SVIT Schweiz durchgeführt. Obwohl der Mietwohnungsmarkt in den Kantonen Zug, Zürich oder Schwyz angespannter war als in anderen Regionen, ist die Situation auf gesamtschweizerischer Ebene derzeit nicht dramatisch. Die Daten deuten zwar auf eine leichte Verschärfung der Angebotslage auf dem Wohnungsmarkt hin, von einer sprichwörtlichen Wohnungsnot kann jedoch nicht die Rede sein. Bezeichnend dafür ist, dass preisgünstige Wohnungen weniger stark nachgefragt wurden als Wohnungen im mittleren und gehobeneren Segment.

Im Zeitraum von April 2022 bis März 2023 nahm die Zahl der auf den wichtigsten Immobilienportalen ausgeschriebenen Mietwohnungen schweizweit um rund 73 500 Objekte auf insgesamt 408 000 ab. Die Vermieter mussten ihre Wohnungen im Durchschnitt drei Tage weniger lang inserieren als im Vorjahr, nämlich 28 statt 31 Tage. Der Rückgang der Insertionsdauer (–10 %) im Vergleich zur Zahl der Inserate (–15 %) deutet auf eine leicht schwächere Nachfrage hin. Insbesondere preisgünstige Wohnungen wurden weniger stark nachgefragt als Wohnungen im mittleren und gehobeneren Segment.

Nachfrage nach teureren Mietwohnungen in Städten gestiegen

Wie aus der Studie hervorgeht, verzeichneten zwei Drittel der untersuchten Städte eine steigende Nachfrage nach teureren Mietwohnungen (Mietzins zwischen Fr. 2500.– und Fr. 3500.–). Umgekehrt ist es bei sehr günstigen Mietwohnungen (Mietzins unter Fr. 1000.–). Dort weisen nur 6 der 15 untersuchten Städte eine steigende Nachfrage auf. Entgegen verschiedenen Medienberichten, die verkündeten, dass die Mittelschicht die Miete bald nicht mehr bezahlen könne, zeigen die Daten des Swiss Real Estate Institute ein anderes Bild.

Der HEV Schweiz nimmt zur Kenntnis, dass die Nachfrage nach teureren Mietwohnungen steigt, während die Nachfrage nach preisgünstigen Wohnungen in der Mehrheit der Städte entweder stabil bleibt oder zurückgeht. Aus Sicht des Hauseigentümerverbandes deutet dies darauf hin, dass die Höhe der Mietzinse in städtischen Gebieten kein reales Problem darstellt. Andernfalls würde die Nachfrage nach teureren Mietwohnungen abnehmen und gleichzeitig die Nachfrage nach günstigen Wohnungen steigen. Die Tendenz einer sinkenden Nachfrage nach preisgünstigen Objekten lässt ausserdem darauf schliessen, dass Mieter grössere, modern ausgestattete Wohnungen an guter Lage bevorzugen. Der HEV Schweiz betont daher die Notwendigkeit, Sanierungen und Ersatzneubauten zu fördern, um sowohl die energetische Verbesserung des Gebäudebestandes als auch die innere Verdichtung voranzutreiben. Dies trägt nicht nur zur Aufwertung des Gebäudeparks bei, sondern ermöglicht auch eine effiziente Nutzung des vorhandenen Wohnraums.

Verdichtung fördern, Bauwirtschaft stimulieren

Die Förderung der Verdichtung ist eine Notwendigkeit, denn sowohl die Zuwanderung als auch Veränderungen der Haushaltsgrössen aufgrund neuer Lebensformen kurbeln die Wohnraumnachfrage an. Solange die Nachfrage das Angebot deutlich übertrifft, werden die Mietpreise bei Neuvermietungen ebenso wie die Preise für Wohneigentum weiter steigen. Es ist entscheidend, dass entsprechende Massnahmen ergriffen werden, um den Bedürfnissen und Vorlieben der Mieter gerecht zu werden und gleichzeitig die Wohnraumversorgung zu gewährleisten. Der HEV Schweiz fordert demnach die Stimulierung der Bauwirtschaft anhand ökonomischer und marktpolitischer Kriterien in einem liberalen Wohnungsmarkt. Zusätzliche Gesetze und Vorschriften hingegen schaffen keinen Wohnraum.

Vermieter mussten ihre Wohnungen im Durchschnitt drei Tage weniger lang inserieren als im Vorjahr, nämlich 28 statt 31 Tage.

Studie herunterladen

Die ganze Studie «Online-Wohnungsindex OWI» können Sie unter diesem Link herunterladen.