Ein Einfamilienhaus im Baustil der 1930er-Jahre stand in Uster zum Verkauf. «Unsere junge Familie war auf Anhieb begeistert von dieser Liegenschaft. Gleichzeitig war für uns klar, dass wir den Innenausbau des Hauses an unsere Bedürfnisse anpassen würden», sagt Bauherr Corsin Bischoff. Die Ansprüche an das Wohnen haben sich drastisch gewandelt: klein, eng und dunkel gehören der Vergangenheit an – heute bevorzugt man eine offene Bauweise.
«Bei der ersten Besichtigung präsentierte sich die über 90 Jahre alte Liegenschaft als Kind seiner Zeit», sagt Lorenz Meier, Innenarchitekt und Geschäftsführer der Firma Merk Raumgestaltung in Uster. «Was uns im Haus in Uster sofort auffiel, waren die klar nach Funktionen gegliederten Räume sowie die gut erhaltene Bausubstanz.» Unter bestehenden Bodenbelägen kamen alte Riemenböden zum Vorschein, und hinter nachträglich eingebauten Trennwänden lag bisher ungenutzter Raum. Ersetzt wurde in den vergangenen Jahren wenig: Küche, Bäder, Spannteppiche und die sanitären Anlagen waren veraltet und nicht mehr zeitgemäss.
Vor Kaufabschluss zog der Bauherr das Architektenteam zu Rate. «Die Fachleute präsentierten uns Entwürfe, die wir gemeinsam weiterentwickelten und im Gespräch verfeinerten», erklärt Bischoff. Das Ziel war in erster Linie die Erneuerung von Küche und Bädern sowie die Vergrösserung der Räume. Hierfür mussten Wände entfernt werden. Diese Eingriffe führten zu einer umfassenden Renovation.
Möglichkeiten der Anpassung
Die Innenarchitekten konzentrierten sich zuerst auf die Qualitäten des bestehenden Baus. «Diesen versuchten wir im Originalzustand zu belassen und haben aufgezeigt, welche Möglichkeiten der Anpassung realisierbar sind, so zum Beispiel das Öffnen von Wänden.» Um den bestehenden kleinräumigen Grundriss aufzulockern und die Raumstruktur fliessender und vielseitiger nutzbar zu machen, waren Eingriffe in die tragende Struktur des Gebäudes nötig. Die ursprüngliche Raumaufteilung blieb dabei erkennbar. Entfernt wurden als Erstes die Trennwände zwischen Küche, Esszimmer und Wohnzimmer.
Insbesondere die zum Esszimmer geöffnete Küche sei eine anspruchsvolle Aufgabe gewesen, die auch statische Massnahmen nach sich gezogen habe, sagen die Innenarchitekten. Die Räume wurden neu aufgeteilt und Wände entfernt. Die Küche wurde zum Essbereich hin geöffnet. «Eine neu eingebaute Schiebetüre trennt und verbindet nun gleichzeitig den Ess- und Wohnbereich», erklärt Lorenz Meier. «Dank der sorgfältigen Proportionierung der Einbauten und der ausgewählten Materialien präsentieren sich die Räume heller und moderner.» Das liege auch an den neu gestalteten Innenausbauten, der Formgebung und der Materialwahl, betonen die Innenarchitekten.
Spürbarer Charakter
«Das Haus hat Charakter und ist in jedem Raum spürbar», betont das Innenarchitekten-Team. «Dafür sorgen die gekonnt eingesetzten Farben, die unterschiedlichen Materialien sowie effektvollen Designelemente.» Hinzu kommt die Liebe zum Detail, mit der auch scheinbar unspektakuläre Elemente umgesetzt werden konnten.
Einzelne Elemente des Hauses wurden beim Umbau nicht nur erhalten, sondern bewusst hervorgehoben. So wurden die verborgenen Riemenböden aus Fichtenholz vom Spannteppich befreit, abgeschliffen und neu geölt. «Das alte, rohe Fichtenholz hat eine grossartige farbliche Tonalität angenommen. Es verleiht den Räumen einen besonderen Charme, denn alte Holzböden erzählen eine Geschichte; Risse, Gebrauchsspuren und Patina zeugen von Jahrzehnten des Gebrauchs. Es wäre schade gewesen, all dies nicht zu erhalten.»
Mut zur Farbe hat die Bauherrschaft auch im Obergeschoss bewiesen: Der Plattenbelag mit grafischem Muster ist eine hervorragende Bühne für das massgefertigte, in Dunkelrot und Lärchenholz ausgeführte Bademöbel. Wie in allen anderen Räumen sind die eingesetzten Materialien auch hier sorgfältig aufeinander abgestimmt.
Unerwartete Herausforderungen
Doch nicht alle Ideen konnten umgesetzt werden. Gewünscht hatte sich die Bauherrschaft eine neue Treppe, hat aber aus Kostengründen darauf verzichtet. Auch Ideen für den Aussenbereich, wie die Überdachung der Terrasse, wurden wieder verworfen. Einerseits aus Kostengründen, andrerseits weil die Bauherrschaft keine Verzögerung wegen der nötigen Baubewilligung in Kauf nehmen wollte. Während der rund fünfmonatigen Umbauzeit gab es auch unerwartete Herausforderung zu meistern: So erwies sich eine Schilfdecke als morsch und musste abgerissen werden, was zu entsprechenden Mehrkosten führte. Trotz dieser «Stolpersteine» beschreibt Familie Bischoff ihr neues Zuhause als schön, gemütlich und praktisch und betont, dass «dank des Umbaus das Neue ideal mit dem Alten verbunden worden ist».
Zweigenerationenhaus in Hadlikon
Eine völlig andere Ausgangslage präsentierte sich dem Architektenteam in Hadlikon. Ziel des Bauherrn war, sein Elternhaus – ein klassisches Landhaus aus den 1980er-Jahren – in ein modernes Generationenhaus umzugestalten, ohne den ursprünglichen Landhauscharakter zu verlieren. «Wir wünschten uns eine eigenständige und moderne Attikawohnung mit separatem Eingang, eigener Küche, einem grosszügigen Bad und einer Verbindung zum unteren Geschoss, wo meine Eltern wohnen», sagt Bauherr Patrick Züst. Das alles entstand während einer Bauzeit von rund vier Monaten.
Gelungene Kombination
«In einer Ausstellung überzeugte mich eine extravagante Küche mit Schwarzstahl-Fronten», schwärmt Bauherr Züst. Heute treten die dunklen und naturbelassenen Flächen des Schwarzstahls als prägendes Gestaltungselement in sämtlichen Räumen in Erscheinung. In Kombination mit dem Holz der alten Balken sowie dem grauen Muschelkalk-Boden entstand so ein kontrastreiches Miteinander. Auch die Estrichtreppe nimmt diese wirkungsvolle Kombination auf, mit Treppenstufen aus Muschelkalk, die an schmalen Stahlelementen von der Decke abgehängt sind. Deutlich heller präsentiert sich hingegen das Badezimmer mit freistehender Wanne und Vintage-Sideboard, das zum Badmöbel umfunktioniert wurde. Auch hier zieht sich das Thema «Schwarz» wie ein roter Faden weiter.
Neue Leitungsführung als Herausforderung
«Beim Umbau von alten Häusern kommt es immer wieder vor, dass sich unter Teppichen Massivholzböden verbergen – wie hier im Obergeschoss», sagt Innenarchitekt Lorenz Meier. «Die wesentlichsten Veränderungen im Innenausbau betrafen die offene Küche und das neue Badezimmer im Obergeschoss, das vorher ein Schlafzimmer war», sagt Meier. «Bei einem solchen Umbau ist oft die Leitungsführung der Sanitäranlagen eine grosse Herausforderung.»
Die Gestalter sind sich einig: «Was wir in diesem Haus realisiert haben, ist für uns ein echtes Highlight» und fügen hinzu, dass dieses Ergebnis auch dank der sehr engen und kreativen Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft möglich gewesen sei. «Diese bewies Mut, war entscheidungsfreudig und brachte viele eigene Ideen ein. Das zeigt sich heute in jedem Raum. So ist aus dem Zweigenerationenhaus ein modernes, kontrastreiches und repräsentatives Zuhause geworden.»