Er ist mit über 1100 Kilometern fast so lang wie der Rhein. Nur ist er umgeben von Sümpfen, tropischem Regenwald und Bergen. Der Sepik zählt zu den grossen Flusssystemen der Erde. Biologisch gesehen sorgt der Fluss für das wohl grösste unbelastete Frischwasserreservoir im asiatisch-pazifischen Raum. Er verläuft stark mäandrierend und bildet so Sümpfe und rund 1500 Seen.
Wir sind auf Neuguinea, nach Grönland die grösste Insel der Welt. Und Papua-Neuguinea, der Inselstaat, der sich auf der Osthälfte der Insel befindet, ist gut elfmal grösser als die Schweiz und gehört geographisch zum australischen Kontinent. Neuguinea liegt in der Mitte einer langen Inselkette, die sich als Verlängerung des südostasiatischen Festlandes im Südpazifik erstreckt. Westneuguinea ist Teil der Republik Indonesien, während Papua-Neuguinea seit 1975 einen eigenen Staat bildet. Er weist eine ausserordentlich grosse kulturelle und biologische Vielfalt auf. Die konstitutionelle Monarchie mit König Charles III. als Staatsoberhaupt ist bekannt für ihre Strände und Korallenriffe mit Delfinen, springenden Fischen, Walen und Haien sowie Vulkanen und Regenwäldern.
Baumkängurus und Helmkasuaren
Das Ökosystem Papua-Neuguineas zählt weltweit zu den vielfältigsten. Es ist Heimat für über 20 000 Pflanzenarten und weist einen der höchsten Biodiversitätsgrade der Welt auf. Hier leben Baumkängurus, Wallabys (eine weitere Känguruart), Insekten und Falter, Reptilien und Amphibien. Besonders artenreich ist die Vogelwelt. Neben Helmkasuaren – die flugunfähigen Laufvögel und Allesfresser erinnern trotz ihres hellblauen Kopfs an Strausse, haben in der inneren Zehe eine dolchartige Kralle und können bis zu 170 Zentimeter gross und 70 Kilogramm schwer werden –, Raubvögeln, Nashornvögeln und Honigfressern stielt der Paradiesvogel allen die Show: 38 der weltweit 43 bekannten Paradiesvogelarten sind hier in der pazifischen Inselwelt zu finden. Lange Zeit galten die Federn des Singvogels als Schmuckutensil; heute sind die Vögel zum Glück geschützt.
Papua-Neuguinea besteht aus über 600 Inseln. Die Vulkaninsel Karkar beispielsweise, etwas grösser als der Kanton Schaffhausen, begeistert durch besonders schöne Korallenriffe und die fruchtbarsten Böden des ganzen Landes, wo Kakao, Kokospalmen, Betelnüsse und tropische Früchte gedeihen. Der Schichtvulkan der Insel gehört zu den aktivsten im Südpazifik. Er ist 2014 zuletzt ausgebrochen und hat für die einheimische Bevölkerung bis heute eine religiöse Bedeutung, obwohl diese inzwischen christlichen Glaubens ist – die ersten missionarischen Tätigkeiten fanden um 1850 statt.
Heute lebt die Mehrheit der Bevölkerung Papuas in ärmsten Verhältnissen. Die mangelnde Schulbildung, unter der die Kinder leiden, ist ein grosses Problem.
Deutsche Kolonialgeschichte
Der gebirgige nordöstliche Teil der Insel Neuguinea wurde Kaiser-Wilhelms-Land genannt, weil er bis 1919 zum deutschen Kolonialreich gehörte. Der Mount Wilhelm ist mit gut 4500 Metern Höhe der höchste Berg Papuas. Madang an der Nordküste mit über 30 000 Einwohnern wurde 1891 als Friedrich-Wilhelmshafen gegründet. Ein Museum und ein Leuchtturm zeugen von dieser Geschichte. Der Bismarck-Archipel mit seinen 200 Inseln war ab 1884 ebenfalls Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea. Hier tummeln sich die geselligen Melonenkopfwale, die grössten Schmetterlinge der Welt, endemische Vögel wie Brillenkakadus oder die nachtaktiven Primaten Schlankloris.
Im Südosten Papuas befinden sich die unter Tauchern beliebte Welt der Tufi-Fjorde mit Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg – hier kämpften die Alliierten gegen die Japaner – und über 25 unberührte Riffe. Aber auch Nicht-Taucher freuen sich über die landschaftlich einmalige Szenerie, die an die Fjorde Norwegens oder jene im Süden von Neuseeland erinnert. Allerdings breitet sich hier der Lebensraum von Mangroven, farbenprächtigen Vögeln und Schmetterlingen aus.
750 Volksgruppen, 800 Sprachen
Die kulturellen Erlebnisse mit den Melanesiern zählen ebenfalls zu den Höhepunkten einer Reise nach Papua-Neuguinea, das auch nach der Unabhängigkeit 1975 wirtschaftlich eng mit der ehemaligen Kolonialmacht Australien verbunden ist. Der Inselstaat ist berühmt für die Künste der traditionellen Stammesdörfer, darunter Holzschnitzerei, Weberei und Maskenherstellung. 750 Volksgruppen in ausgefallenen Kostümen wie Röcken aus Blättern, Gras oder Bast und ihre über 800 Sprachen machen Papua-Neuguinea zum vielfältigsten Land der Welt. Besondere Rituale wie Tänze, der Eintritt junger Männer in die Erwachsenenwelt oder die Zahlung des Brautpreises gehören zum Alltag dieser Stämme, die teilweise in Baumhäusern leben wie das indigene Volk der Kuruwai im Südwesten Papuas.
Joe Bidens Fantasiegeschichte
Die Kuruwai sind als Waldnomaden bekannt und praktizierten bis zur späten Mitte des 20. Jahrhunderts rituellen Kannibalismus, wobei darüber immer wieder Legenden kursieren. So hat der amtierende US-Präsident Joe Biden dieses Jahr behauptet, sein Onkel sei im Zweiten Weltkrieg nach einem Abschuss von Kannibalen verspeist worden.
Die Kuruwai verwenden für den Bau ihrer Häuser ausschliesslich Materialien aus dem umliegenden Wald und keine modernen Werkzeuge wie Hämmer, Messgeräte oder Nägel. Wenn das Haus fertig ist, gibt es ein Fest zu Ehren des Bauherrn. Die indigene Gruppe lebte noch bis in die 1990er-Jahre nahezu abgeschottet von der Aussenwelt im grössten zusammenhängenden Urwald der Erde; die materielle Kultur ist in der Steinzeit verwurzelt. Der wichtigste Besitz stellt oft eine Halskette aus Hundezähnen, ein Jagdbogen oder ein domestiziertes Wildschwein dar.
Der so exotisch anmutende Alltag könnte nicht kontrastreicher zum westlichen Lebensstil sein. Zu den wichtigsten Erkenntnissen nach einer Reise in diese exotische Region gehört, dass die Besucher aus dem technologisierten Europa viel von den Waldnomaden lernen können – wenn sie denn offen dafür sind.
«Coral Discoverer»
Da weite Teile von Papua-Neuguinea kaum erschlossen sind, ist das Schiff das bequemste Reisemittel, um den Inselstaat zu erkunden. Die 63 Meter lange «Coral Discoverer», 2005 im australischen Cairns vom Stapel gelassen, wurde 2018 komplett renoviert und bietet Platz für maximal 72 Gäste. Die Kabinen sind mindestens 15 Quadratmeter gross. Der geringe Tiefgang ermöglicht es der «Coral Discoverer», dort zu verkehren, wo grössere Schiffe nicht hinkommen, beispielsweise in seichten Buchten.
Über vier Decks verteilen sich ein Restaurant mit pazifisch-internationaler Küche, drei Bars, eine kleine Bibliothek, ein Souvenirladen sowie ein grosses Sonnen- und Beobachtungsdeck. Den Gästen stehen ein Beiboot, ein Glasbodenboot sowie drei Zodiacs (Schlauchboote) und Kajaks zur Verfügung.
HEV-Exklusivreise: von Papua-Neuguinea bis Australien
Weitere Informationen zur HEV-Exklusivreise «Mythos Papua-Neuguinea» finden Sie hier.
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