Der Schweizerische Hauseigentümer: Welchen Risiken sind Privatpersonen im Internet ausgesetzt? Und wie wahrscheinlich ist es, von einem Cybervorfall betroffen zu sein?
Christian Sturm: Gemäss dem globalen Risk Report der tschechischen Firma Avast aus dem Jahr 2021 liegt die Wahrscheinlichkeit bei 24 Prozent, dass eine Schweizerin oder ein Schweizer mit einem versuchten Cyberangriff konfrontiert wird. Das Unternehmen zieht daraus den Schluss, dass jeden Monat ein Viertel der Schweizer Bevölkerung von Cyberangriffsversuchen betroffen ist. Privatpersonen sind dabei ähnlichen Risiken ausgesetzt wie Firmen: Es geht um Datenklau, Computerviren oder Identitätsdiebstahl. Insbesondere für Immobilieneigentümer ist das Risiko «Smart Home» ein Thema. Hier nutzen Einbrecher unter anderem nicht geänderte Standard-Passwörter von vernetzten Geräten oder ungesicherte WLAN-Netzwerke, um dann zum Beispiel über smarte Beleuchtungen oder Türsteuerungen physisch in die Liegenschaft einzubrechen.
Auch das Handy ist ein kleiner Computer – welche Vorkehrungen muss ich treffen?
Gemäss der Avast-Studie sind vor allem Android-Geräte nachweislich von einer steigenden Anzahl von Cyber-Bedrohungen betroffen. Es empfiehlt sich daher, auch auf Tablet und Mobile Schutzprogramme zu installieren. Im Ökosystem von Apple sind diese Risiken kleiner, denn der Hersteller fährt eine rigorose Sicherheits-Politik und prüft z. B. jede App eingehend auf Schadsoftware, bevor diese für den App Store zugelassen wird. Gleichwohl empfiehlt sich auch für Apple-Geräte ein modernes Schutzprogramm.
Welche drei Fehler sollte man online unbedingt vermeiden?
Erstens: Teilen Sie keinerlei Zugangsdaten oder Passwörter. Zweitens: Vermeiden Sie dubiose Websites und Daten-Downloads aus unbekannten Quellen. Drittens: Lassen Sie sich online nicht unter Druck setzen und klicken Sie auf keinerlei unbekannte Links in verdächtigen E-Mails.
Was tun, wenn ich gehackt wurde?
Wenn Sie vermuten, dass eines Ihrer Online-Konten kompromittiert wurde, ändern Sie sofort das entsprechende Passwort. Falls Sie online erpresst werden, also die Hacker Ihre Daten verschlüsseln und Lösegeld fordern, schalten Sie das betroffene Endgerät ab, trennen Sie die Internetverbindung Ihres Routers und erstatten Sie Anzeige beim nächsten Polizeiposten bzw. dem Nationalen Zentrum für Cybersicherheit NCSC. Nehmen Sie auf keinen Fall direkt Kontakt mit den Erpressern auf, sondern überlassen Sie dies der Polizei.
Welche Versicherungen sind sinnvoll?
Die beste Versicherung ist die eigene Prävention. Erstellen Sie Backups Ihrer wichtigsten Daten und bewahren Sie diese offline in einer geschützten Umgebung auf. Verwenden Sie einen Passwort-Manager, um Ihre digitalen Konten zu verwalten und Dokumente verschlüsselt aufzubewahren. Installieren Sie auf allen Endgeräten eine moderne Schutzsoftware, die bordeigenen Programme sind leider oft nicht ausreichend. Gehen Sie achtsam mit Ihren persönlichen Daten um. Prüfen Sie bei verdächtigen E-Mails den Absender und klicken Sie keinesfalls auf Links oder Anhänge. Im Zweifel löschen Sie das E-Mail einfach rigoros. Falls tatsächlich ein Millionen-Erbe auf Sie wartet, wird man sich garantiert auf einem anderen, seriösen Weg bei Ihnen melden.
Cyberversicherungen für Private
Hackerangriffe und Schadsoftware
Die Versicherung «Cyber Safe Surf» bietet finanzielle Absicherung gegen die Folgen von Hackerattacken und Schadsoftware. Zurich übernimmt die Kosten bis 3000 Franken für die Entfernung der Schadsoftware, das Neuaufsetzen der Programme und die Wiederherstellung der Daten aus dem Back-up. Die Prämie beträgt Fr. 39.– pro Jahr.
Onlineshopping und missbräuchlicher Kontozugriff
Die «Cyber Safe Shop & Pay»-Versicherung greift, wenn z. B. ein Hacker via E-Banking das Konto leerräumt, online bestellte Waren beschädigt oder gar nicht geliefert werden oder es bei der Online-Buchung einer Ferienunterkunft zum Betrug kommt. Bei einer Versicherungssumme von Fr. 10 000.– beträgt die Versicherungsprämie ebenfalls Fr. 39.–. Optional lassen sich höhere Summen absichern.