Noch in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts war in bürgerlichen Haushalten das Esszimmer ein Raum, der ausschliesslich für Besuch und das Sonntagsmahl genutzt wurde; der Tisch war dann gedeckt mit gestärktem Leinen, Hochzeitsporzellan, Kristallgläsern und Stoffservietten im Ring. Während der Woche ass die Familie oft unkompliziert in der Küche, so wie dies in bäuerlichen und Handwerkerfamilien seit Jahrhunderten üblich war, weil die Küche der einzige beheizte Raum war.
Heute ist der Esstisch meist in den offenen Wohnraum integriert, ein veritables Multitalent und das 24 / 7: Er ist Treffpunkt, Ablagefläche (nicht immer wünschenswert, aber Tatsache), Aufgabentisch – und wurde durch Corona noch dazu zum Homeoffice. Glücklich darf sich schätzen, wer genügend Platz hat für einen langen breiten Tisch, auf dem sich für all diese alltäglichen Erfordernisse ein Plätzchen finden lässt.
Die Auswahl an Esstischen ist immens; bezüglich der Form von Platte und Beinen ebenso wie hinsichtlich des Materials und der Oberfläche. Wird das Thema konkret, sollten Sie sich ein paar praktische Fragen stellen, ganz unabhängig von ästhetischen Vorlieben und Trends.
Höhe, Länge und Breite
Empfehlenswert ist es, erst die Stühle auszuwählen und sich dann für ein Tischmodell zu entscheiden. Sollen die Stühle Armlehnen haben und ist wenig Platz verfügbar, müssen diese auf jeden Fall unter den Tisch geschoben werden können. Da in einem Haushalt unterschiedlich grosse Menschen leben, bestimmt die Regel Esstisch-Höhe = Sitzhöhe + 27 bis 34 Zentimeter einen Mittelwert. Dabei sollte unbedingt beachtet werden, dass viele Tische auch Zargen haben, deren Höhe bei der Beinfreiheit mit einberechnet werden sollte. Für die Länge berechnet man 60 Zentimeter pro Person (bei Besuch weniger), am Kopfende 40 Zentimeter. Für die Tischbreite (in der Regel zwischen 80 und 100 Zentimeter) sind Vorlieben massgeblich: Wer gerne Töpfe und Schüsseln in der Mitte platziert, so dass sich alle selbst bedienen können, wählt eher eine Breite von 90 Zentimetern oder mehr.
Rund, oval oder eckig
Der lange, rechteckige Esstisch ist der eigentliche Klassiker. Ein runder Tisch ist zwar geselliger, aber im Raum wirkt er präsenter und benötigt mehr Raum. Wer in einem kleinen Haushalt lebt, aber gerne Gäste bekocht, kann sich natürlich auch für einen Ausziehtisch entscheiden. Hier gibt es verschiedenste Mechanismen: Platten zum Ausklappen oder herausnehmen, einfügen oder ansetzen; oder mechanische Ausziehtische (einseitig, beidseitig oder mittig).
Untergestell
Natürlich ist es eine Sache der ästhetischen Vorliebe, ob man die Tischbeine an den Ecken bevorzugt oder lieber zurückversetzt, so dass die Tischplatte schwebend wirkt. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Vorteile der Tischbeine an den Ecken sind eine geringere Verletzungsgefahr für kleine Kinder und mehr Beinfreiheit. Weniger geeignet ist diese Version hingegen, wenn man eine oder zwei Bänke an den Tisch stellen möchte. Hier ist ein zurückversetztes Tischgestell vorteilhafter. Auch können damit die Stühle freier um den Tisch herum angeordnet werden, jedoch ist die Beinfreiheit geringer. Während stark schräg ausgestellte Tischbeine bei rechteckigen Tischen eher unharmonisch wirken, eignen sie sich gut für runde Tischplatten und unterstreichen den aktuell sehr beliebten Mid-Century-Look. Wer sich für eine markante Tragstruktur entscheidet, sollte die Stühle passend dazu wählen.
Material
Ein Esstisch aus Massivholz bzw. mit einer Massivholzplatte besitzt viele Vorteile: Massivholz ist robust, nachhaltig (europäische Hölzer) und langlebig, sorgt für ein gutes Raumklima, ist aufgrund seiner Offenporigkeit antibakteriell und strahlt ein warmes und einladendes Ambiente aus. Hat die Tischplatte zu viele Hicks, lässt sie sich problemlos wieder glattschleifen; kleinere Kratzer und hartnäckigen Schmutz kann man mit Schmirgelpapier entfernen. Danach muss das Holz wieder geölt oder gewachst werden (siehe dazu die Infobox zur Pflege). Wer indes einen Teppich in Szene setzen möchte, kann auch transparentes Glas als Oberfläche wählen. Allerdings ist ein Glastisch reinigungsintensiv, da jeder Fingerabdruck und jedes Staubkorn sofort sichtbar sind. Auch erzeugt eine Glasoberfläche in Kontakt mit Geschirr und Gläsern Lärm. Diesen unerwünschten «Nebeneffekt» sollte man unbedingt beachten.
Heute ist der Esstisch, meist in den offenen Wohnraum integriert, ein veritables Multitalent: Er ist Treffpunkt, Ablagefläche, Aufgabentisch, und wurde durch Corona noch dazu zum Homeoffice.
Pflege von Massivholzoberflächen
Geölte oder gewachste Tischflächen aus Massivholz fühlen sich warm und samtig an. Ist die Maserung des gewählten Massivholzes «wild», fallen kleine Schläge und Hicks nicht auf. Damit eine geölte Oberfläche länger schön bleibt, gilt es ein paar Pflegehinweise zu beachten:
● Massivholzplatte feucht (ohne Spülmittel und nicht mit Mikrofasertuch) reinigen.
● Flecken von Tee, Kaffee, Wein, Wasser, Schokolade etc. sofort mit feuchtem Lappen reinigen.
Einmal jährlich lohnt sich eine Nachbehandlung der geölten Oberfläche. Hierfür Massivholzplatte am Vorabend mit feuchtem Lappen (und etwas Spülmittel) gründlich reinigen und über Nacht trocknen lassen. Mit einem Schleifschwamm oder einem feinen Schleifpapier längs zu den Fasern leicht schleifen, möglichst gleichmässig dem Holzverlauf entlang. Anschliessend Öl mit Lappen auf die Platte aufbringen (Handschuhe tragen und für eine gute Belüftung sorgen) und immer in Holzrichtung arbeiten. Möglichst gleichmässig auftragen, bis das Holz leicht nass ist. Sofort mit einem zweiten Lappen trockenreiben und über Nacht trocknen lassen. Quelle ign.swiss