«Kaum Raum für den Wohntraum»: So titelt die April-Ausgabe des Magazins «Immobilien aktuell» der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Dem ist nicht zu widersprechen, wird doch das Bauland-Angebot gerade für Einfamilienhäuser (EFH) stetig knapper. Das schlägt sich direkt in immer höheren Landpreisen nieder. Die unverändert hohe Nachfrage und die Preissteigerungen unterstreichen aber auch die ungebrochene Attraktivität des Eigenheims. Tatsache ist auch, dass ältere EFH vielfach abgerissen und auf der gleichen Parzelle energetisch optimierte Mehrfamilienhäuser (MFH) erstellt werden. Solche Veränderungen entsprechen aber notabene der im März 2013 vom Stimmvolk mit dem neuen Raumplanungsgesetz verlangten «Verdichtung nach innen».
Deshalb aber nun zu insinuieren, dass das EFH zum «Auslaufmodell» werde, und infrage zu stellen, ob es noch zeitgemäss sei, finde ich für eine Institution wie die ZKB zumindest «gewagt». Mehr als nur gewagt ist auch die darauf folgende Feststellung, dass viele EFH im Kanton Zürich «unterbelegt» seien. In mehr als jedem siebten wohne nur eine einzige Person. Eine Unterbelegung liegt in der ZKB-Studie dann vor, wenn ein Haus mehr Räume hat, als die Anzahl Bewohner plus eins. Ein Siebenzimmer-Haus, in dem eine fünfköpfige Familie wohnt, stellt also eine Unterbelegung dar. Aber auch ein Vierzimmer-EFH, in dem zwei Personen wohnen, ist bereits unterbelegt. Das trage nicht nur zur Verknappung des Angebots bei, sondern sei wegen des hohen Flächen- und Energieverbrauchs auch in ökologischer Hinsicht nicht erstrebenswert.
Immerhin wird aber erkannt: Wer seinen Wohneigentums-Traum realisieren konnte, gebe nach vielen Jahren glücklichen Wohnens dieses Privileg nicht gerne wieder auf, auch wenn die Kinder ausgezogen sind oder man alleinstehender Rentner ist.
Vernachlässigt wird aber klar, dass im engen Wohnumfeld mit langjährig gepflegten Beziehungen wertvolle soziale Netzwerk bestehen. In diesen geniessen gerade auch Rentner unschätzbare gegenseitige Unterstützung, die das Wohnen zu Hause bis ins hohe Alter ermöglichen. Langes Wohnen im Eigentum schont die Pflege- und Betreuungsaufwendungen der öffentlichen Hand. Der Blickwinkel ist hier zu öffnen. Immerhin steht zu vermuten, dass sich im Kundenstamm einer Bank auch Wohneigentümer befinden.
«Langes Wohnen im Eigentum schont die Pflege- und Gesundheitskosten der öffentlichen Hand.»