Meier meint

Energiepolitik à la Schilda

von Markus Meier

Direktor HEV Schweiz

Einer meiner Bekannten hat vor 20 Jahren ein altes Bauernhaus im Dorfkern einer Landgemeinde gekauft und es mit viel Schweiss und (seinem) Geld wieder bewohnbar gemacht. Die fossil betriebene Heizung hat er durch eine Wärmepumpe ersetzt. Im vergangenen Frühjahr nun sein neuestes Projekt: eine Photovoltaik-Anlage mit ca. 18 000 kWh Jahresleistung und Speicher sowie E-Ladestation, Kosten: 56 000 Franken. Dieser Wohneigentümer unternimmt damit im Energiebereich all das freiwillig, was einige politische Kreise gesetzlich verordnen wollen.

Wegen der Vollbremsung durch die kantonale Denkmalpflege erfährt die Geschichte aber nach Einreichung des Baugesuchs eine abrupte Wende. Die Anlage werde auf einem Dach geplant, das sich im ISOS(Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz)-A-Gebiet befinde. PV-Anlagen auf Kulturdenkmälern dürfen diese nicht wesentlich beeinträchtigen. Sodann folgt die Auflistung der für die Baubewilligung zu erfüllenden Kriterien. Unter anderem müsse die Anlage «schlecht einsehbar» sein.

Gehorsam wird auf die schlechter einsehbare, wirkungsmässig aber suboptimale Gebäuderückseite umgeplant. Resultat: erneuter Vollstopp durch die Denkmalpflege. Die Anlage sei nun von einem öffentlichen Weg im rückwärtigen Hofstattbereich einsehbar und daher nicht bewilligungsfähig. Da platzt dem Wohneigentümer der Kragen. Er richtet ein Schreiben an den zuständigen Regierungsrat, worauf eine Begehung mit Denkmalpflege und zuständigem Gemeinderat folgt. Letzterer unterstützt das PV-Projekt, denn einerseits liegt der erwähnte Weg auf privatem Grund, andererseits ist genau von dort aus auch eine andere (bewilligte) PV-Anlage einsehbar.

Vorläufig letzter Akt dieses Dramas ist – immerhin – ein Kompromissvorschlag des Regierungsrats. Eine auf einen Viertel des bisherigen Projekts reduzierte Anlage könne auf dem noch suboptimaleren Laubenanbau (60 % pro Tag im Schatten) errichtet werden. So könne «die Dorfbevölkerung weiterhin die Sicht auf den Dorfkern und seine schützenswerte Dachlandschaft geniessen».

Diese Schildbürger-Geschichte – der Gesuchsteller heisst wirklich Schild – zeigt: Die Politik sollte ihre Energie besser zur Ermöglichung der Energiewende einsetzen.

«Die Politik sollte ihre Energie besser zur Ermöglichung der Energiewende einsetzen.»