Leuchtentrends

Die neuen Lichtgestalten

Sie fängt wieder an, die dunkle und gemütliche Jahreszeit. Doch was sind die Wintermonate ohne ein angenehm lichterfülltes Zuhause? Die Palette der Neuheiten reicht von modernen Kronleuchtern über stimmungsvolle Papierleuchten bis zu skulpturalen Statements im Raum.

von Andrea Eschbach

Journalistin, Zürich

Stehleuchten sind auch im Herbst / Winter 2022 wieder treue Begleiter. Derzeit erleben sie ein Revival in schlanker und minimalistischer Gestalt. So sorgt die Leuchte «Lita» des italienischen Herstellers Luceplan für eine angenehm sanfte Lichtatmosphäre. Charakteristisches Merkmal des Entwurfs von David Dolcini ist der bauchige Diffusor aus mundgeblasenem Glas. Über die Oberfläche ziehen sich feine vertikale Erhebungen, die der Leuchte eine ausdrucksstarke Optik verleihen.

Trendmaterial Keramik

Im Trend sind auch Handarbeit und haptische Materialien. So beispielsweise zu sehen bei Ames’ erster Beleuchtungsserie «Raiz», die einer Zusammenarbeit mit Studioilse und der bekannten britischen Designerin Ilse Crawford entstammt. Jede Leuchte des kolumbianischen Labels hat einen handgefertigten, kegelförmigen Keramikschirm mit einer glasierten Innenseite, die warmes, sanftes Licht erzeugt. Als Kontrast dazu wählte Ilse Crawford handgewebte Details, die aus den Fasern der Iraca-Palme hergestellt werden.

Keramik ist in dieser Saison allerorten zu sehen. Natascha Madeiskis Leuchtenserie «Flaming Stars» verbindet das traditionelle Material mit dem Memphis-Look der 1980er-Jahre. Der Name bezieht sich auf einen Song von Elvis Presley. Die Leuchten der in Zürich lebenden Südtiroler Gestalterin sind freundliche Kreaturen aus glasierter Keramik in bunten Farben. Aus Keramik ist auch «Fonte» gefertigt, ein Entwurf von Christian Haas für das deutsche Label Favius. Die elegante Tischleuchte wird charakterisiert durch die harmonisch-runde Form und die Materialität glänzender Keramik. Sie ist in vier Farben, darunter Zypressengrün und Karamellbraun, erhältlich.

Die italienische Designerin Serena Confalonieri setzt dagegen auf ein fliessendes Material: Über die Metallstäbe der Leuchte «Venus» für die italienische Marke Servomuto ist farbiger Lycra-Stoff gespannt, dessen Töne frei gewählt und kombiniert werden können. Die Kollektion ist eine Einladung, der eigenen Kreativität und dem eigenen Stil freien Lauf zu lassen.

Sanfter Trend Papier

Zu den häufigsten Einrichtungsfehlern am Essplatz zählt schlechtes Licht. Oft ist es zu grell, zu kalt oder es blendet, weil die Leuchte zu hoch über dem Tisch angebracht ist. Abhilfe schaffen da Leuchten mit Papierschirmen, wie sie schon vor Jahrhunderten in Japan Verwendung fanden. Die Leuchte «Galaxy» des dänischen Leuchtenherstellers Le Klint spannt dabei einen Bogen bis in die 1970er-Jahre: Sie ist eine Weiterentwicklung der ikonischen Sinus-Kollektion, mit der Designer Poul Christiansen seinerzeit dank einer innovativen Falttechnik neue Massstäbe setzte. Mit seiner eigens für das «Sinus»-Modell 172 entwickelten Falttechnik gelang es ihm erstmals, Papier entlang kurvenförmiger Linien zu falten. Nun hat Christiansen sein Experiment fortgesetzt. Entstanden ist eine Reihe von Leuchten, deren ovale Silhouette sich – wie eine Galaxie – organisch in die Breite ausdehnt. Die durch Sinuskurven kreierten Schleifen erzeugen auf der Oberfläche ein dynamisches Spiel aus Licht und Schatten.

Ein Statement-Piece ist die raumgreifende Leuchte «Elara», die aus der Zusammenarbeit zwischen dem italienischen Hersteller Lodes und der slowenischen Designerin Nika Zupanc entstand. Die minimalistische Pendelleuchte in Schwarz oder Gold ist inspiriert von der Flugbahn der Planeten: Sie besteht aus zwei Metallringen, von denen einer in verschiedenen Winkeln positioniert werden kann, um eine fliessende Bewegung zu erzeugen. Die kleine Kugel am unteren Ende der Leuchte enthält die Lichtquelle.

Ein skulpturaler Eyecatcher im Raum ist auch der neue Entwurf von Lucie Koldova, Art-Direktorin der tschechischen Leuchtenmanufaktur Brokis. Das Hauptmerkmal der «Prisma»-Kollektion ist eine aufwendige Metallhalterung mit markantem Finish. Klassische mundgeblasene Glaskugeln sind an einem oder beiden Enden eines robusten zehneckigen Metallprismas verankert, das der Kollektion ihren Namen verleiht.

Comeback für Kronleuchter

Ein Comeback feiern derzeit Kronleuchter – die neuen sind jedoch weniger prunkvoll als ihre Vorgänger. Das Spektakuläre mit dem Einfachen verbindet beispielsweise der Entwurf von Boris Klimek für den tschechischen Leuchtenhersteller Lasvit: «Upside Down» kombiniert die Ästhetik glamouröser Kronleuchter mit schlichten Kabeln und blanken Glühbirnen. Die in Roségold oder glänzendem Schwarz erhältlichen Leuchten können unabhängig voneinander oder in Kombination miteinander eingesetzt werden. Mundgeblasenes Muranoglas besticht im luxuriösen Leuchter «Murané» von Mattheo Thun und Benedetto Fasciana für das Label Panzeri. Es sind Kompositionen aus leuchtenden Kugeln, die in einer Krone angeordnet sind. Eine Pendelleuchte wie gemacht für den grossen Auftritt.

Zu den häufigsten Einrichtungsfehlern am Esstisch zählt schlechtes Licht. Oft ist es zu grell, zu kalt oder es blendet.